Martin Moschek bereiste seit 1991 insgesamt 45 Länder und legte mehr als 50.000 Kilometer im Fahrradsattel zurück. Jetzt war er auf Island

Halstenbek. Sein Fahrrad ist Marke Eigenbau - und so international wie Martin Moschek. "Der Rahmen stammt aus Holland, der Lenker aus Kanada, die Felgen aus Deutschland", berichtet der Halstenbeker. Und der ist mit seinem Rad viel herumgekommen: Seit 1991 bereiste er 45 Länder und legte dabei im Fahrradsattel mehr als 50.000 Kilometer zurück. Vorigen Monat radelte er in 15 Tagen einmal rund um Island. "Am Ende jeder Reise freue ich mich immer auf Zuhause", sagt der 38 Jahre alte Kommunikationsberater.

Sein Zuhause ist seit zwei Jahren ein schmuckes Reihenhaus, fast am Ortsrand. Dort warten jedes Mal seine Frau und die zwei und fünf Jahre alten Söhne auf die Rückkehr des Globetrotters. "Wir sind inzwischen seit zehn Jahren verheiratet. Meine Frau wusste, worauf sie sich einlässt", so Moschek. Schließlich ist der 38-Jährige schon seit seiner Kindheit vom "Radfahr-Virus" infiziert - und unternimmt seit Schulabschluss Touren um die Welt.

Moschek stammt aus Leipzig und war in der DDR bis 1987 sechs Jahre im Rad-Leistungssport aktiv. "Als die Mauer fiel, stand uns die Welt offen. Da habe ich mich nach dem Abschluss mit einem Schulkameraden zusammengetan. Wir sind aufs Rad gestiegen und wollten sehen, wie weit wir kommen." Die Tour dauerte vier Wochen, führte durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Italien.

Während seines Studiums schlossen sich fast im Jahrestakt weitere Rad-Reisen an. Zunächst befanden sich die Ziele noch in der Umgebung. 1992 radelten der Halstenbeker und sein Schulfreund quer durch Holland. Ein Jahr später wurde es schon ambitionierter: Von Leipzig ging es bis nach Marokko. Die Hinreise dauerte allein 40 Tage. Der Weg führte durch Tschechien, Österreich nach Italien, durch die Po-Ebene, über die Alpen weiter nach Frankreich, Andorra nach Spanien, Gibraltar bis nach Marokko. Über Portugal, Spanien, Frankreich und Benelux ging es zurück nach Deutschland. Nach 74 Tagen und 7956 Kilometern waren beide zurück.

1994 hieß das Ziel Schottland, ein Jahr später ging es ans Nordkap. Israel, Türkei, Syrien und Jordanien kam 1996 an die Reihe, dann wieder 1997 Schottland. Ein Jahr darauf dann die große Tour: Der Weg führte über Tschechien, Slowakei, Ukraine, Rußland, Kasachstan, China und Nepal nach Indien. Viereinhalb Monate und über 13 000 Kilometer durch unendliche Steppen, gnadenlose Wüsten, durch tropisch heiße Dschungel und über die höchsten Berge der Erde.

Nach dieser Tour stieg sein Schulfreund familienbedingt aus - und Moschek machte allein weiter. Es folgte 2000 eine Tour durch Westafrika, wo Moschek eine Anstellung an der deutschen Botschaft in Mauretanien fand und den Arbeitsantritt mit einer Rad-Reise kombinierte. Die führte ihn auch durch die Sahara. Radfahren bei 56 Grad Hitze - für den 38-Jährigen kein Problem. "Bis zu 15 Liter Wasser habe ich da pro Tag getrunken."

2003 war das Baltikum an der Reihe. Dann kam die Hochzeit - und die Rad-Reisen wurden seltener, die Dauer kürzer. Seitdem legt der Halstenbeker jede geplante Tour seiner Frau zur Genehmigung vor. "Und die hat ein Vetorecht", erzählt er. Außerdem hat die Sicherheit Priorität. "Früher war das anders, da konnte es gar nicht wild genug sein", so Halstenbeker. Einmal wurden er und sein Schulfreund mit Schrot beschossen. "Das war das Gefährlichste, was je auf einer Reise passiert ist." Inzwischen sind Routen durch Länder, die als Krisengebiete bekannt sind, Tabu.

2006 war Norwegen das Ziel, es folgte ein Jahr später Marokko, dann Vietnam, 2010 zwei afrikanische Länder und vorigen Monat schließlich Island. Inzwischen reist Moschek per Flugzeug an, sein Fahrrad fliegt natürlich mit. "Ich mache mir vorher einen Plan, was ich alles sehen will. Dann geht es los." 80 bis 100 Kilometer fährt der 38-Jährige am Tag, manchmal auch mehr. Übernachtet wird im Zelt, teilweise auch auf Campingplätzen oder ganz selten im Hotel.

Das Budget ist schmal, Geld gibt Moschek in der Regel nur für Trinken und Essen aus. "In der Regel komme ich mit sieben bis zehn Euro am Tag aus. Island war aber etwas teurer." Dennoch kostete der Trip inklusive Flug 800 Euro. "Die Weite der Landschaft ist unglaublich beeindruckend", sagt der Halstenbeker. Er durchfuhr imposante Vulkanlandschaften, besuchte den größten Wasserfall der Welt, bestieg einen Gletscher und durchquerte eine Steinwüste. "Beim Radfahren kann ich abschalten", sagt Moschek.

Pläne für weitere Touren hat er viele: Feuerland, das Pamir-Gebirge oder Südamerika. Zunächst beschränken sich die Rad-Touren auf heimische Gefilde. Die Strecke von Halstenbek nach Hamburg-Wandsbek radelt er mehrmals wöchentlich - schließlich ist es sein Arbeitsweg.

Martin Moschek berichtet in einem Blog unter www.biketour-global.de über seine Reisen.