Einmalige Aktion der Schaumann Stiftung, die sich der Förderung von Forschungsprojekten verschrieben hat: 100.000 Euro soll betroffenen Landwirten im Katastrophengebiet helfen.

Pinneberg. Die Flut ist weg, die Katastrophe überstanden? Mit Nichten. Für die Betroffenen in den Überflutungsgebieten an der Elbe fängt sie mit dem Rückzug des Wassers erst an. Der Müll türmt sich. Häuser sind zerstört. Und was viele vergessen: Die Flut zerstörte nicht nur Ernten, sondern hinterließ matschige Böden, die derzeit nicht zu bewirtschaften sind. "Fahren Sie mal durch die betroffenen Gebiete, dann wird Ihnen das Land entgegen stinken. Die Menschen sind echt in Not", sagt der ehemalige Kieler Agrarprofessor Ernst Kalm.

Kalm ist seit 2006 im Vorstand der H. Wilhelm Schaumann Stiftung mit Sitz in Pinneberg aktiv. In seiner Funktion als Vorsitzender überreichte er kürzlich einen dicken Scheck an Udo Folgart, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes. Eine einmalige Aktion in der 46-jährigen Geschichte der Stiftung, die sich der Förderung von Forschungsprojekten und dem wissenschaftlichen Nachwuchs im Agrarbereich verschrieben hat.

"So etwas machen wir sonst nicht", erklärt Kalm mit Blick auf die Höhe und den Zweck der ausgeschütteten Summe. Aber es handele sich in diese Fall um eine außergewöhnliche Notsituation. "Da in den vom Hochwasser betroffenen Regionen viele landwirtschaftliche Betriebe das zweite Mal innerhalb von elf Jahren große Schäden erlitten haben, mit teilweise Existenz gefährdenden Auswirkungen, muss den Menschen schnell und unbürokratisch geholfen werden", erklärt Kalm. Mit dem Geld sollen Familien unterstützt werden, die aufgrund nicht abgedeckter Schadensregulierungen dringend finanzielle Hilfe benötigen. So hätten die Landwirte nicht nur auf ihrem Hof mit den Flutschäden zu kämpfen, sondern auch die Äcker könnten nicht bestellt werden. Es fehle an Futter und Beweidungsmöglichkeiten für die Tiere. "Am schlimmsten ist es wohl in Fischbek, wo der Deich gebrochen ist", so der Agrarexperte. Die Verteilung des Geldes regelt die Schorlemer Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Bauernverband.

Mit der Großspende sind die Mittel, über die Kalm und seine Vorstandskollegen verfügen können, aber noch nicht ausgeschöpft. Das Stiftungsbudget schwankt und ist vom Erfolg der Firmen abhängig, mit denen es eine Gewinnabführungsvereinbarung gibt. Das Budget umfasste schon zwischen 200.000 Euro und in einem für alle Unternehmenszweige sehr gutem Jahr bis zu einer Million Euro. 2013 kann die Stiftung etwa 500.000 Euro ausschütten. Das Geld kommt aus den zahlreichen Unterfirmen, die heute unter dem Dach der Union Agricole Holding AG zusammengefasst sind und fließt vor allem in die Finanzierung von Promotionsarbeiten, in zahlreiche Forschungsprojekte und Nachwuchspreise für den wissenschaftlichen Nachwuchs im Agrarsektor. So werden unter anderem alle zwei Jahre die besten Dissertationen im Land auf dem Gebiet der Tiernahrung mit 1000 Euro bedacht. Allein das waren bislang 118 Arbeiten. Zudem gab es 210 Auszeichnungen mit einer Prämie von 500 Euro für die besten Studienleistungen in diesem Bereich. Seit der Gründung im Jahr 1968 flossen 11,5 Millionen Euro dank der Schaumann Stiftung in die Forschung.

Der Vater dieser spendenstarken Förderungsidee ist H. Wilhelm Schaumann. Über den 1992 verstorbenen Unternehmer sprechen sowohl seine Mitarbeiter als auch der Stiftungsvorstand ehrfurchtsvoll. So sagt Kalm über ihn: "Er war ein Pionier und offen für neue Ideen. Die schwarz-bunte Zucht hat er nach Deutschland geholt." Vor 75 Jahren gründete der gelernte Kaufmann die H. Wilhelm Schaumann GmbH und legte damit den Grundstein für die heute weltweit agierende Schaumann-Gruppe. Der fast unscheinbar wirkende Hauptsitz des heute in 40 Ländern aktiven Futtermittelspezialisten liegt im Pinneberger Gewerbegebiet An der Mühlenau.

Außer dem Pinneberger Verwaltungssitz unterhält das Unternehmen in Deutschland das Forschungszentrum Gut Hülenberg sowie die Produktionsstätten Eilsleben, Feuchtwangen und Taufkirchen mit insgesamt 300 Mitarbeitern. Hier werden unter anderem 125.000 Tonnen Mineralstoffe, 15.000 Tonnen Säuremischungen und Säuregranulate hergestellt. Den Umsatz von Schaumann in Deutschland beziffert Sprecherin Jutta Mull mit 100 Millionen Euro. 25 Prozent des Geschäfts macht der Export aus. Für die 20 Schwesterunternehmen in Ländern wie Polen, Kroatien, China, Ungarn oder Russland arbeiten 1300 Angestellte.