Schleswig-Holstein Musik Festival: Fabergé-Quintett spielt sich mit Schubert in die Herzen der Rellinger Klassikfans

Rellingen. Haseldorfs Rinderstall besticht durch seine urige Bodenständigkeit und das beinahe britisch-lässige Festivalflair auf dem Landsitz des adligen Gastgebers. Elmshorns Reithalle bietet den perfekten Rahmen für opulente Orchesterbesetzungen. Doch die klassischen Glanztaten von Mozart bis Brahms für die überschaubare Besetzung der Kammermusik klingen an keinem der drei Festivalorte im Kreis Pinneberg schöner als unter der barocken Pracht der Rellinger Kirche. Selbst dann, wenn das 257 Jahre alte Schätzchen einer Schönheitskur unterzogen wird und deshalb - wie im Moment - fast komplett eingerüstet eher einer Baustelle gleicht.

Diese entgegenkommende Akustik veredelte jetzt auch das Konzert des Hamburger Fabergé-Quintetts im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Zwar erreichten die vier Streicher des NDR-Sinfonieorchesters mit Pianopartnerin Yoko Kikuchi nicht die Klasse der Ausnahmeklarinettistin Sabine Meyer, die in Rellingen wenige Tage zuvor gemeinsam mit dem Quartett Quatuor Modigliani für Furore gesorgt hatte. Doch mit einem Klavierquintett des britischen Musikerneuerers Ralph Vaughan Williams (1872-1958) und Franz Schuberts (1797-1828) romantischem Megahit, dem "Forellenquintett", präsentierten die fünf Musiker vor vollem Haus ein stimmiges Programm, das mit seinen feinen Verästelungen ideal in das Ambiente passte.

Mit dem 1905 in London uraufgeführten Klavierquintett c-Moll hatte das Streichquartett, das mit wechselnden Pianisten zusammenarbeitet, ein eher spätromantisches und damit für Williams untypisches Werk ausgegraben. Schließlich machte der Ravel-Schüler mehr als Protagonist eines modernen britischen Kompositionsstils von sich reden. Aber das Klangexperiment gelang. Die Routiniers Rodrigo Reichel, Gerhard Sibbing, Sven Forsberg und Peter Schmidt behandelten Williams' Notenmaterial höchst sensibel, spazierten leichtfüßig durch die drei abwechslungsreichen Sätze.

Die meisten Sympathiepunkte beim Publikum aber sammelten sie mit ihrer soliden Umsetzung des Schubertschen Ohrwurms. Ihr Spiel bestach durch Akkuratesse, Transparenz und hörbaren Spaß an den vielfältigen Klangfarben, mit denen Schubert das Schicksal des Fischleins in Szene gesetzt hatte.

Für das letzte der drei diesjährigen Rellinger Festivalkonzerte, eine Kombination aus Shakespeare-Lesung und Liedern von Schubert und Mendelssohn unter dem Motto "Hamlet und Ophelia" mit Sopranistin Anna Prohaska, Schauspieler Lars Eidinger und Pianist Eric Schneider am Sonntag, 4. August, gibt es noch Restkarten.