Fraktionschef Mathias Schmitz erzählt beim Spaziergang durch die Natur, was sich durch seine Partei ändern wird.

Schenefeld. Noch erholen sich alle Kommunalpolitiker vom Ergebnis der Wahl am 26. Mai. Doch die sommerliche politische Verschnaufpause nähert sich dem Ende. Bereits am Donnerstag, 25. Juli, tagt der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt. Und an ihm kann man deutlich ablesen, dass in Schenefeld andere Zeiten angebrochen sind. Grünere Zeiten. Denn den bisherigen sozialdemokratischen Ausschusschef löst Mathias Schmitz ab. Der Fraktionschef der Grünen ist Gründungsmitglied und half maßgeblich dabei mit, dass nach fünf Jahren Pause die Grünen plötzlich wieder im Stadtrat vertreten sind - und zwar so stark wie nie zuvor.

Gleich mit sechs Vertretern kehrt die Partei zurück. Ihre Meinung hat zudem ungeahntes Gewicht bekommen. Denn sie sind angesichts der neuen Pattsituation zwischen CDU und SPD mit je neun Sitzen das Zünglein an der Waage. Möglich machte das der fulminante Wahlerfolg. 22,3 Prozent stimmten bei der Kommunalwahl im Mai für die Grünen. Sie holten sogar zwei Direktmandate: Das gab's noch nie in Schenefeld.

Wie die grüneren Zeiten in Schenefeld aussehen werden? Darüber lässt es sich am besten auf einem Sparziergang mit dem Grünenchef sprechen. "Die Kommunikation", ist das Erste, was Schmitz einfällt, das sich ändern muss. "Wir produzieren Konflikte, die wir vermeiden könnten, wenn die Kommunikation zwischen Politik, Verwaltung und Bürger besser wäre", sagt der Schenefelder beim Rundgang um den Friedrichshulder See. Seine Partei will dafür eintreten, dass Betroffene frühzeitig in Pläne eingebunden und Bürger als Experten wahrgenommen werden. Er glaubt nicht, dass sich das aus seiner Sicht teilweise zerrüttete Verhältnis zwischen Vereinen und Bürgern auf der einen Seite und Kommunalpolitik und Verwaltung auf der anderen Seite von heute auf morgen bessern wird. "Aber wir werden zäh sein", verspricht Schmitz. Er hat einen schnellen Schritt am Leib. Kein Wunder. Täglich dreht er mit seinen beiden "Luxusbienen", den Familienhunden, eine Runde.

Verschnaufpause auf der Bank am See. Mit Blick auf die Kopfweiden, die Schmitz hier einst mit anpflanzte, geht es um das zweite wichtige Thema für die Grünen. Die Energiepolitik. Mit Jochen Ziehmann stellen die Grünen in dem zuständigen Ausschuss noch einen Vorsitzenden. Eigene Stadtwerke, Förderung von regenerativen Energien, Sparpotenziale, Sanierung öffentlicher Gebäude: "Man hat diese Themen seit 1998 weitestgehend schleifen lassen. Es wurde nur der Status quo verwaltet", zieht Schmitz eine harte Bilanz. Das Thema Energie werde in Schenefeld wieder eine ganz andere Bedeutung gewinnen. Ziehmann als Elektroingenieur, der für ein Sachverständigenbüro für Windenergie- und Solaranlagen arbeitet, sei dafür der richtige Mann.

1979 zog Schmitz aus beruflichen Gründen nach Schenefeld. Der Physiker arbeitete damals für das Forschungszentrum Desy in Hamburg-Bahrenfeld. Was er an seiner Heimatstadt am meisten liebt, sind die Menschen, die darin leben und wirken. "Es gibt ein hohes Maß an Engagement in Schenefeld", sagt Schmitz, der kürzlich mit vielen ehrenamtlichen Helfern die Schenefelder Tafel mit aus der Taufe hob und jetzt Vorsitzender des Vereins ist.

Umso mehr schmerzen ihn die Entwicklungen in der kulturellen Landschaft der Stadt, vor allem der Streit um die Bespielung des Forums zwischen den ehrenamtlichen Helfern des Kulturvereins und der Stadt. "Alles, was da mal war, ist weg. Es gibt viel aufzuräumen", sagt Schmitz, für den ganz klar ist: "Das wichtigste und wertvollste an der Kultur in Schenefeld ist das ehrenamtliche Engagement." Ein neuer Vertrag mit den Hamburger Profis, die die Schauspielreihe TiF bis vor einem Jahr im Forum organisierten, ist aus seiner Sicht zwar eine Option, um erst einmal wieder Leben in die Spielstätte zu bekommen. Aber es stelle keine Lösung des Forumproblems da. Es gebe Künstler, die aufgrund der Streitigkeiten und des Imageschadens nicht mehr bereit seien, im Forum aufzutreten. "Wir müssen die Nickeligkeiten mit dem Kulturverein aus der Welt schaffen. Ruhe in das Thema bekommen, damit am Ende des Tages das Forum wieder positiv gesehen wird", gibt Schmitz die Richtung vor.

Nach der Verschnaufpause auf der Bank geht es auf den Rückweg. Beim kleinen Abstecher durch den herrlichen Gutswald mit seinem alten Baumbestand macht Schmitz klar, dass umfangreiche Baumfällaktionen wie zuletzt im Renaturierungsgebiet der Düpenau mit den Grünen nicht mehr einfach so zu machen seien. "In Schenefeld ist man immer schnell mit der Säge bei der Hand. Das wird sich ändern. Wir werden jeden einzelnen Fall kritisch begleiten", so Schmitz. Aus diesem Grund wurde das Thema auch seinem Ausschuss neu zugeordnet.

Bevor der Spaziergang am Mühlendamm zu Ende geht, zieht Schmitz ein Fazit. Schenefeld, eine Stadt mit Grünen im Rat: Das steht laut Schmitz für eine offenere Politik, für ein Ende der kritisierten Siedlungspläne im Landschaftsschutzgebiet, für eine grünere Politik, die den Natur- und Umweltschutz in den Fokus rückt und für eine Stärkung und Unterstützung des Ehrenamtes.