Eine Glosse von Beatrice Maaß

Aus Fehlern lernt man, sagt der Volksmund. Stimmt. Im Vergleich zu Fliegen und dicken Brummern, die sich - ohne jeglichen Lerneffekt - tausendfach an der Fensterscheibe die Birne stoßen, erscheint der Mensch geradezu als Intelligenz-Bolzen. Wobei das Insekt, was die Größe des Gehirns angeht, von der Schöpfung nicht gerade bevorteilt wurde, das muss ich zugeben. Insofern hinkt der Vergleich.

Oder etwa nicht?

Zweifel sind angebracht: zum Beispiel bei einem Blick in meinen Kühlschrank. Woche für Woche sammeln sich dort im hinteren Bereich Lebensmittel an, die ein von Bakterien durchsetztes Eigenleben zu führen beginnen, bevor sie entsorgt werden. Lerneffekt: null! Immer wieder fülle ich fein säuberlich Mittagsreste in Plastik-Behältnisse ab, von denen ich im Vornherein weiß, dass sie nie einer Weiterverwendung als Lebensmittel zugeführt werden, sondern früher - oder eher später - im Biomüll landen.

Wenn ich also damit prahlen will, ein intelligenter, lernfähiger Mensch zu sein, weiß ich insgeheim: Das ist Selbstbetrug.

Ich brauche nur einen Kugelschreiber aus meiner Stifte-Box auf dem Schreibtisch zu ziehen, um mich erneut auf der selben Evolutionsstufe wie besagter Brummer zu fühlen. Die Mine ist leer, das Schreibwerkzeug nutzlos - wurde und wird aber trotzdem ein ums andere Mal zurück in die Box gestellt. Da kann ich mir noch so häufig die Birne stoßen, schlauer werde ich offenbar nicht.