Pinnebergs neue Rettungswache gehört mit 14.000 Einsätzen pro Jahr zu den Spitzenreitern in Schleswig-Holstein. Die neue riesige Fahrzeughalle bietet Platz für sieben Wagen.

Pinneberg. "Ich hab' da eine Rettungswache für Sie." Mit dieser Ankündigung stand Joachim Neuhaus vor mehr als einem Jahr plötzlich in der alten Rettungswache an der Pinneberger Straße. Leiter Ralf Rieckhoff fackelte nicht lang, schaute sich die ehemalige Druckerei bei der Abfahrt Pinneberg-Süd gleich an. Neuhaus hielt Wort und beendete so die jahrelange Suche nach einem geeigneten neuen Pinneberger Standort für die Rettungsdienstkooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH). Heute schwärmen die Rettungswagen vom Gewerbegebiet am Gehrstücken aus ins Kreisgebiet. Neuhaus ist Vermieter und als Anwohner an der alten Wache glücklich über die dort eingekehrte Ruhe - ohne Martinshorn.

Vom neuen Domizil der 54 Mitarbeiter, das im November vorigen Jahres bezogen wurde, machte sich Landrat Oliver Stolz kürzlich ein Bild. Dabei konnte er sich gleich davon überzeugen, dass die Pinneberger Wache zu denen mit der höchsten Auslastung im Land zählt. Fünf Rettungs- sowie der Notarztwagen waren im Einsatz.

Drei Notrufe gingen allein während der knapp einstündigen Stippvisite bei den Pinnebergern ein. Laut Wachleiter Rieckhoff sind es mehr als 40 Einsätze pro Tag. Tendenz steigend. So rückten die Pinneberger Rettungsassistenten im vergangenen Jahr zu 14.000 Einsätzen aus, 2010 waren es noch 12.000 Touren. "Der demografische Wandel macht sich auch bei unserer Arbeit bemerkbar", erklärt Rieckhoff. Derzeit handle es sich bei 30 Prozent der Einsätze noch um einen Notfall. Beim größten Teil der Arbeit, der auch stetig mehr Raum einnimmt, geht es um Krankentransporte.

Damit die Pinneberger Retter auch auf dem aktuellen Wissenstand sind, stehen ihnen im ersten Stock der neuen Wache, die auch gleichzeitig Lehrrettungswache ist, zwei große Konferenz- und Schulungsräume zur Verfügung. Überhaupt verfügt die Einrichtung über enorm viel Platz. Auf 1370 Quadratmetern stehen den Rettungsassistenten und Auszubildenden Büroräume, Schlafplätze, Rückzugsmöglichkeiten und sogar ein Kreativraum zur Verfügung. Für die acht Frauen an der Wache gibt's es eigene sanitäre Einrichtungen und Umzugsräume. Daran war in der alten Wache, die eigentlich nur eine Übergangslösung darstellen sollte, was sich dann doch über vier Jahre hinzog, nicht zu denken.

Das größte Problem der Retter dort: Die Fahrzeuge mussten teilweise draußen stehen. Im Sommer wurden sie ständig Opfer von Vandalismus, im Winter von Eis und Schnee. Zahlreiche Male mussten Medikamente aufgrund der Minustemperaturen entsorgt werden, ganz davon abgesehen, dass Retter erst einmal vor dem Einsatz ihre Wagen von der Eis- und Schneedecke befreien mussten.

Doch damit ist jetzt Schluss. Die neue riesige Fahrzeughalle bietet Platz für sieben Wagen. Sie verfügt über eine Heizung, und vor kurzem wurde auch eine neue Lüftungsanlage eingebaut. Insgesamt hat Eigentümer Neuhaus rund 250.000 Euro in den nötigen Umbau investiert, der den Rettern ideale Bedingungen garantiert.

Die Pinneberger Wache ist für die rettungsdienstliche Versorgung von 120.000 Menschen verantwortlich. Das Einzugsgebiet erstreckt sich auf Pinneberg, Bönningstedt, Halstenbek, Rellingen, und auch in Schenefeld helfen die Pinneberger manchmal aus. Noch übernimmt dort aber die Hamburger Berufsfeuerwehr den Rettungsdienst. Das ist historisch gewachsen. Aufgrund der bisherigen Entfernung der Pinneberger Wache konnte die zwölfminütige Anfahrzeit nicht gewährleistet werden. Das hat sich mit dem neuen Standort geändert. "Mal sehen, was die Zukunft bringt. Aber es liegt natürlich in unserem Interesse, Schenefeld wieder in den Kreis Pinneberg zu holen", so Rieckhoff.

Tag und Nacht stehen die Rettungsassistenten in Pinneberg bereit, um in spätestens zwölf Minuten beim Einsatzort zu sein. Tagsüber sind 16 Mitarbeiter an der Wache, nachts sechs. Reicht das bei einem Großeinsatz nicht aus, helfen die anderen Wachen der RKiSH wie zum Beispiel in Wedel aus. Der Standard ist bei allen gleich, jeder Rettungswagen identisch aufgebaut. "Das ist einer der Vorteile dieser Kooperation", hebt Landrat Oliver Stolz hervor, der sich auch aus finanzieller Sicht über die Verbindung freut.

2005 wurde die Rettungsdienstkooperation geschlossen, zu der außer Pinneberg noch die Kreise Dithmarschen, Rendsburg-Eckernförde und seit 2007 Steinburg gehören.