1800 Blutspender bei der Typisierungsaktion in Barmstedt. Der kranke Junge braucht dringend gesunde Stammzellen. Schirmherr Hans-Christian Hansen: “Ich bin begeistert von dieser Hilfsbereitschaft.“

Barmstedt. Die Gesichter strahlten mit dem Wetter um die Wette. Unglaubliche 1800 Menschen folgten am Sonntag dem Aufruf, ihr Blut in der Sporthalle am Heederbrook in Barmstedt typisieren zu lassen, um den an der schweren Blutkrankheit MDS (Myelodysplastisches Syndrom) erkrankten Adriano Holzhausen womöglich mit einer Stammzellen-Transplantation zu helfen. Am Vormittag hatten sich schon 400 Freiwillige jeweils fünf Milliliter Blut abzapfen lassen.

"Ich bin begeistert von dieser Hilfsbereitschaft", sagte Hans-Christian Hansen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende und Jugendbetreuer des SSV Rantzau hatte die Schirmherrschaft für diese dritte Typisierungsaktion innerhalb von zweieinhalb Jahren im Kreis Pinneberg übernommen. Außer ihrem Blut spendeten viele noch Geld, da jede Blutuntersuchung 50 Euro kostet. So gingen am Sonntag noch mal einige Tausend Euro ein. Bis Freitag waren etwa 30.000 Euro auf das Konto für Adriano bei der DKMS eingegangen. "Die Mitarbeiter der Meierei haben mir gerade ihr Sparschwein überreicht", sagte Schirmherr Hansen. 600 Euro waren drin.

2011 verhalf die Aktion in Pinneberg Kevin Krüger aus Moorrege, einen passenden Stammzellenspender zu finden. Ein Jahr später wurde für die kleine Tonia in Haseldorf ein Spender gesucht. Auch dieses Mal hatte Bettina Steinbauer von der Deutschen Knochenmark-Spenderdatei (DKMS) mit ihrem Team alles generalstabsmäßig geplant. Sie war bereits am Sonnabend angereist, um die 100 Helfer einzuweisen. "Es war wichtig, dass wir gleich um 10 Uhr startklar waren", sagte sie. "Bei so einem schönen Wetter kommen die meisten Leute recht früh, damit sie noch ins Freibad gehen können."

Den Schreibdienst wickelten zwölf Mitarbeiter der Barmstedter Stadtwerke ab. "Sie haben sich spontan dafür gemeldet, als ich am Freitag danach fragte", sagte Werkleiter Fred Freyermuth. Der Chef ging mit gutem Beispiel voran und füllte im Rekordtempo die Anmeldebögen aus. "Das ist alles top organisiert, sehr professionell", sagte er. Zudem spendeten die Stadtwerke 1000 Euro und stifteten den Hauptpreis für die Tombola, die 5000 Euro einbrachte: ein Jahr kostenlos Strom.

Auch die Krankenschwestern und -pfleger der Regio-Kliniken waren wieder im Einsatz. "Wir haben einen hausinternen Rundruf bei unseren Mitarbeitern gemacht, und sofort haben sich etwa 20 Personen gemeldet", sagt Regio-Sprecher Sebastian Kimstädt. Denn die Blutentnahme sollte von Fachkräften ausgeführt werden. Dazu gehörten die Arzthelferin Margrit Bornholdt aus Barmstedt, die Medizinisch Technische Angestellte Gabriela Lübke aus Elmshorn und der Arzt Thomas Kahlert aus Barmstedt. Krankenpfleger Steven Reinke war extra aus Seevetal über die Elbe nach Barmstedt gekommen. Von einem Kumpel aus Wrist hatte er über Facebook von der Aktion erfahren und sich sofort als Helfer gemeldet.

Sie alle sorgten dafür, dass die Wartezeiten gering blieben und alles wie am Schnürchen lief. "Das ging Ruckizucki", sagte Spender Sören Holst, der "gefühlt keine zwei Minuten" brauchte, von der Anmeldung bis zur Blutabnahme. "Ich habe auch eine Tochter in dem Alter von Adriano", sagte er über seine Beweggründe. Auch Carmen Zolakidis, die aus Wedel kam, hat der Gedanke an ihre zwei Kinder zum Blutspenden animiert. Sarah Schwartz aus Barmstedt sagte: "Ich wollte schon immer mein Blut typisieren lassen und kam nicht dazu. Jetzt ist es hier vor Ort." Stefan Bolln, dessen Tochter mit Adriano in den Waldkindergarten geht, sagte: "Wenig Aufwand, große Wirkung. Es tut nicht weh." Das sei wie bei dem Organspendeausweis. "Hoffen wir für Adriano, dass so die Stecknadel im Heuhaufen gefunden wird." Auch der Polizeibeamte Eckehardt Schumann spendete Blut. "Mal was Sinnvolles tun am Sonntag", sagte er, als er sein Blutröhrchen bei den DKMS-Helfern abgab. Manche seien richtig traurig gewesen, wenn sie wegen ihres Alters, Vorerkrankungen oder Übergewicht abgewiesen werden mussten, sagte Helfer Otto Hartlieb.

Frank Wagner war aus Uetersen zum Blutspenden nach Barmstedt gekommen. "Ich hatte vor zehn Jahren einen kleinen Schlaganfall und weiß, wie es ist, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Es taugt alles nichts, wenn man nicht gesund ist."

Unter den Helfern war auch Tom Holzhausen, Adrianos Vater. Er gab den Spendern die Blutröhrchen mit deren ID-Codes. Er sei überwältigt von der großen Hilfsbereitschaft seiner Mitbürger in Barmstedt, sagte der Vater. "Nun hoffen wir natürlich, dass wir möglichst schnell den richtigen Spender finden." Seine hochschwangere Frau Nadja und Adriano waren am Sonntag nicht dabei. "Ich habe sie in den Zirkus geschickt", sagte Tom Holzhausen. Sie sollten sich ein wenig erholen und auf andere Gedanken kommen.

Das Spendenkonto bei der Sparkasse Südholstein hat die Nummer: 510 13 46 46, Bankleitzahl: 230 510 30.

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