Der Winzer in vierter Generation ist Dauergast auf dem Pinneberger Rebenfest, das noch bis zum 7. Juli vor der Drostei gefeiert wird.

Pinneberg. Die Steilhänge an der Mosel sind sein Zuhause. Franz-Josef Friderichs ist Winzer in der vierten Generation. Das Wappen des Familienunternehmens stammt sogar aus dem Jahr 1543. Das Traubengeschäft liegt dem 63-Jährigen einfach im Blut. Das muss es auch. Der Moselwinzer muss den richtigen Moment zur Ernte spüren, das Wetter ständig beobachten. Hinzu kommt, dass seine fünf Hektar Land an den Hängen in Senheim bei Cochem ihm einiges abverlangen. Ohne Zahnradbahn geht hier nichts. "Für diese Arbeit müssen Sie schon schwindelfrei sein", erklärt Friderichs.

Das Ergebnis seines Handwerks können sich Besucher des Pinneberger Weinfestes derzeit schmecken lassen. Friderichs hat für das viertägige Fest rund um die Drostei seine Weinberge gegen den Stand auf dem Marktplatz eingetauscht. Er gehört zu den Urgesteinen des Winzerfestes, das in diesem Jahr zum 22. Mal gefeiert wird. Er war bereits bei der Premiere dabei. Allerdings bei der zweiten Auflage setzte er aus. "Die hatten das Standgeld drastisch erhöht. Da habe ich gedacht, die können mir mal den Buckel runterrutschen", so Friderichs. Doch als die Wut verflogen war und gerade die durch das Fest geworbenen neuen Kunden aus Pinneberg und Umgebung sich als sehr treu entpuppten, kämpfte der Winzer um seinen Standplatz in Pinneberg. Sieben Weinfeste und einen Weihnachtsmarkt besucht Friderichs pro Jahr, Pinneberg ist der einzige im Kreisgebiet. Warum? "Die Pinneberger sind hartgesotten, die feiern auch bei Regen", sagt der 63-Jährige.

Auch bei der Eröffnungsfeier am Donnerstagabend schreckten die kurzen Regenschauer des Tages die Besucher nicht. Zahlreich strömten sie zum Fest der Pinneberger Wirtschaftsgemeinschaft, kosteten die zahlreichen Weine der 20 Winzer.

So auch das Ehepaar Uwe Heere und Cornelia Biedasek. Die Pinneberger sind Stammgäste auf dem Weinfest und steuern jedes Mal den Stand von Friderichs an. "Jeder Weinberg hat eine spezielle Note. Wir brauchen solche Liebhaber, die diese Unterschiede schmecken", sagt der Moselwinzer. So seien seine Weine dank des mineralhaltigen Schieferbodens eher fruchtig.

Friderichs ist vor allem Rieslingexperte. Aber er hat auch Rotweine im Programm. Sein jüngstes Projekt: Er hat eine Rebsorte für Weißburgunder angepflanzt. Insgesamt 12.500 Liter darf er laut Quote pro Hektar im Jahr abfüllen. Viel geht davon an private Haushalte, aber er beliefert auch Weihnachtsmärkte. Zum Beispiel steckt im Glühwein auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt am Grindelhof sein Wein.

Bis Sonntag, 7. Juli, steht der Moselwinzer zusammen mit seinen zahlreichen Kollegen noch auf dem Drosteiplatz. Passend zur Weinverkostung und alternativ auch zum Genuss anderer Getränke gibt es Livemusik, am Abschlusstag bis 18 Uhr. Das Einzige, was dem Fest bislang fehlt: royaler Glanz. Die Weinkönigin war zur Eröffnung am Donnerstag verhindert. Bürgervorsteherin Natalina Boenigk sorgte mit Holger Gieseler, Chef der Wirtschaftsgemeinschaft, und Bürgermeisterin Urte Steinberg für den Auftakt.