Laut einer Studie werden im Jahr 2035 über 90.000 Menschen im Kreis Pinneberg älter als 65 sein. 142 Millionen Euro wären nötig, um den Bedarf an altengerechten Wohnungen zu decken.

Kreis Pinneberg . Im Kreis Pinneberg müssen in den kommenden Jahren 142 Millionen Euro investiert werden, um den Bedarf an altengerechten Wohnungen zu decken. Das geht aus der Studie "Wohnen 65plus" hervor, die das Regionaldaten-Institut Pestel im Auftrag von Interessenvertretern aus den Bereichen Sozialwesen und Bauen erstellt hat. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass in Zukunft im Kreis über 9000 für ältere Menschen geeignete Wohnungen fehlen werden.

Die Wissenschaftler aus Hannover geben in ihrer Studie auf der Grundlage der neuen Zensus-Zahlen eine Prognose für die Bevölkerungsentwicklung ab. Demnach werden im Jahr 2035 im Landkreis Pinneberg über 90.000 Menschen älter als 65 Jahre sein. Heute sind es etwa 64.000 Menschen, mehr als 40 Prozent weniger. "Mit der starken Zunahme Älterer wird auch die Zahl der Pflegebedürftigen rasant wachsen", sagt Pestel-Studienleiter Matthias Günther. Die Prognose für den Kreis Pinneberg gehe von mehr als 12.500 Pflegebedürftigen im Jahr 2035 aus. "Bei dieser Entwicklung wird es höchste Zeit, barrierearme Wohnungen für Senioren zu schaffen. Die Alternative ist der Umzug ins Pflegeheim. Genau das wollen viele Ältere aber nicht", sagt Günther. Zudem führe die stationäre Pflege im Heim zu Mehrkosten.

Ein Pflegeplatz im Heim koste - im Vergleich zur ambulanten Pflege zu Hause - pro Jahr rund 7.200 Euro mehr. Verglichen mit dem Aufwand, der notwendig ist, um eine Wohnung altersgerecht zu sanieren, gehe die Rechnung schnell auf. Jedenfalls die, die das Bundesbauministerium aufmacht.

"Demnach kostet der Umbau einer barrierearmen Wohnung durchschnittlich 15.600 Euro. Rein wirtschaftlich betrachtet, lohnt es sich also, in das altersgerechte Bauen und Sanieren zu investieren", sagt Günther. Auf dieser Grundlage kommen die Analysten auf die Summe von 142 Millionen Euro, die in altersgerechtes Bauen investiert werden müsste. "Es ist dringend notwendig, den Neubau und das Sanieren von altersgerechten Wohnungen stärker zu fördern", meint Günther. Insbesondere der Bund sei hier gefordert.

Die Studie zum Senioren-Wohnen hat das Bündnis "Wohnen 65plus" in Auftrag gegeben. Zu diesem gehören: der Sozialverband VdK Deutschland, der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure, die IG Bauen-Agrar-Umwelt, die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau und der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel.

Das Bündnis wirft den Parteien vor, das Thema "Wohnen im Alter" zu vernachlässigen. Die Verbände appellieren an die Bundestagskandidaten im Kreis, sich stärker um dieses Sozialthema zu kümmern. Der Kreis dürfe nicht auf eine "graue Wohnungsnot" zusteuern.

Laut der Pestel-Studie ist bundesweit eine Förderung des seniorengerechten Wohnens von 540 Millionen Euro pro Jahr notwendig. "Die neue Bundesregierung wird sich daran messen lassen müssen", so ein Sprecher des Verbändebündnisses "Wohnen 65plus", "ob sie es ernst meint und diesen Fördertopf für das altersgerechte Bauen bereitstellt."