Schenefelder wollen nach der Insolvenz eine Allianz mit Glückstädter Werkstätten schmieden. Aber noch gibt es Probleme, es fehlt bislang ein tragfähiges Konzept.

Schenefeld. Erst die Pinneberger Lebenshilfe, dann die Elbe-Werkstätten aus Hamburg - und jetzt sollen also die Glückstädter Werkstätten im Fall der insolventen gemeinnützigen GmbH der Lebenshilfe Schenefeld zum Durchbruch verhelfen. Es ist der letzte Anlauf nach vielen gescheiterten Kooperationsversuchen, den der Verein unternimmt, um eine tragfähige Allianz zu schmieden und den von der Insolvenz betroffenen 63 Menschen mit Behinderung eine Perspektive in Schenefeld zu bieten. Ob der Plan, den Insolvenzverwalter Tjark Thies im letzten Moment aus dem Hut zauberte, überhaupt eine Chance hat, entscheidet sich in der kommenden Woche.

Es gibt gleich zwei heikle Gipfeltreffen, deren Ergebnisse über die Allianz und die Zukunft der Betreuung von Menschen mit Behinderung in Schenefeld entscheiden. Am Montag setzen sich die Vorstandsmitglieder der Schenefelder Lebenshilfe zusammen, um dem geplanten Werkstattverbund den nötigen Segen zu geben. Schon jetzt ist klar, dass der siebenköpfige Vorstand des Trägervereins gespalten ist. Laut Abendblatt-Informationen gibt es derzeit eine Pattsituation. So spricht sich die Vorsitzende Christine Heins aufgrund der unklaren finanziellen Herausforderungen, die auf die Lebenshilfe Schenefeld zukämen, gegen den Plan aus. Das siebte Mitglied hat sich noch nicht positioniert.

Das Problem: Für den Werkstattverbund der Schenefelder mit den Glückstädter Werkstätten der Diakonie bedarf es zahlreicher Voraussetzungen, die erfüllt werden müssten, unter anderem baulicher Art wie Sozialräume und Mitarbeiterqualifizierung. Die Schenefelder hätten einiges an Hausaufgaben zu erledigen, die teuer und zeitaufwendig sind. Aber der Verein kämpft mit den Folgen der vergangenen Jahre, in denen die unterfinanzierte gGmbH bezuschusst wurde, die im Oktober 2012 insolvent ging.

Seitdem wird um eine Lösung gekämpft. Seitdem wartet die Pinneberger Kreisverwaltung auf ein tragfähiges Konzept. Die letzte Frist hatte die Aufsichtsbehörde der Schenefelder Lebenshilfe für Ende Juni gesetzt. Erneut konnte die Lebenshilfe Schenefeld kein Konzept vorlegen, da die Allianz mit den Hamburger Elbe-Werkstätten aufgrund von Genehmigungsschwierigkeiten kurzfristig platzte. Jetzt will man das am 10. Juli nachreichen.

Doch der Pinneberger Kreisverwaltung reicht es. Sie hat die Leistungsvereinbarung zum 31. Juli gekündigt. Diese bildet die finanzielle Grundlage für die Weiterbeschäftigung der Behinderten, wie Kreissprecher Marc Trampe auf Nachfrage gestern bestätigte. Die Betroffenen wurden über diesen Schritt in den vergangenen Tagen auch schriftlich informiert. Trotzdem soll das Gespräch laut Trampe am 10. Juli ergebnisoffen sein. Sprich: Legt die Lebenshilfe mit den Glückstädtern im Boot ein überzeugendes Konzept vor, könnte die Kreisverwaltung wieder einlenken.

Darauf setzt vor allem Werner Hatje. Er ist ehrenamtlicher Geschäftsführer des insolventen gemeinnützigen Unternehmens, zu dem das geräumte Gartenzentrum an der Blankeneser Chaussee, ein Anzuchtbetrieb am Gremsbargen sowie die Keramikwerkstatt am Hasselbinnen gehören. Seit Monaten kämpft er mit um die verzweifelt gesuchte Lösung, steckte einige Rückschläge ein.

Die Kooperation mit der Pinneberger Lebenshilfe scheiterte an den Bedingungen der Pinneberger und dem Wunsch der Schenefelder nach größtmöglicher Selbstständigkeit. Bei der Allianz mit den Elbe-Werkstätten spielte die Hamburger Verwaltung nicht mit. Sie hätte die gestatteten Betreuungsplätze um die Schenefelder Plätze aufstocken müssen.

Hatje versucht jetzt, die anderen Vorstandsmitglieder und die Kreisverwaltung zu überzeugen. Dafür klärt er derzeit den Kosten- und Zeitrahmen für die neue Werkstattverbundslösung. "Die Unsicherheit ist für alle eine Belastung", sagt Hatje. Es wird Zeit, dass eine Entscheidung getroffen wird."