Kreis will mithilfe der Bus- und Bahnunternehmen Folgen des A 7-Ausbaus abschwächen. Und: “Wir brauchen mehr Park-and-Ride-Plätze“.

Kreis Pinneberg . Der bevorstehende Ausbau der A 7 von vier auf sechs Spuren schreckt die Unternehmer auf. "Das wird auch für die A 23 problematisch", prophezeit Heinrich Ritscher, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Unterelbe-Westküste. Schon jetzt komme der Verkehr teilweise zum Erliegen. "Einige Speditionen in unserem Verband rechnen damit, dass sie zwei bis drei Stunden länger für eine Fahrt einplanen müssen."

Die Kreisverwaltung ist alarmiert. Sie hat, wie berichtet, eine Arbeitsgruppe mit den Experten vom Straßenverkehrsamt unter der Leitung von Fachbereichsleiter Andreas Köhler eingesetzt. Der bespricht sich mit Frank Hartmann, dem Chefplaner des Kreises Segeberg. Beide laden für August alle Bus- und Bahnunternehmen wie VHH, KViP, Autokraft, AKN, S-Bahn und deren Aufgabenträger wie LVS, SVG und HVV zum ÖPNV-Gipfel nach Elmshorn ein. "Wir wollen abklären, was sie tun können, um den Megastau zu verhindern. Wir wollen ja als Kreis nicht abgehängt werden."

Der Ausmaße des Zeitplans sind gewaltig. Ende 2014 soll der Ausbau der A 7 von Bordesholm bis Schnelsen beginnen. Dauer der sechs Bauabschnitte: etwa vier Jahre. Zwischen 2015 und 2019 werden bei Schnelsen, Stellingen und Othmarschen dann drei Tunnelbauwerke entstehen, die die A 7 überdachen sollen. Danach folgt bis voraussichtlich 2022 die Erneuerung der A 7-Brücke südlich des Elbtunnels. Vor allem der Bau der Autobahndeckel dürfte die Zehntausende von Pendlern, die täglich über die A 23 nach Hamburg fahren, erheblich behindern, glaubt Andreas Köhler. "Das wird ein Riesenproblem, das bislang noch keiner auf dem Schirm hatte." Die Baufirma Deges, die den Ausbau der A 7 im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums plant und vornimmt, hat laut Köhler einige Zugeständnisse gemacht. So sollen die Einfädelungsspuren sowie die Baustellen und die Strecken zwischen den Baustellen länger und die Fahrspuren in den Baustellen breiter als bisher werden. Während des gesamten Ausbaus soll die A 7 vierspurig befahrbar bleiben. Ausnahme: Wenn Brücken gesprengt werden müssen.

Auch die Politik ist aufgeschreckt. "Wir haben die Verwaltung aufgefordert, alle Möglichkeiten auszuloten, die weniger Staus produzieren", sagt Jörn Kruse, CDU, der jetzt den Verkehrsausschuss des Kreistages wie bereits den in Quickborn leitet. Gerade die Stadt Quickborn fürchtet, dass viele der täglich 100.000 Fahrzeuge, die die A 7 befahren, durch Quickborn zur A 23 ausweichen könnten. "Wir brauchen mehr Park-and-Ride-Plätze", fordert Kruse. Dass es problematisch werde, sei bekannt. "Nun müssen wir dafür Sorge tragen, das zu regeln, was möglich ist." Die Bürger und Pendler sollten über alles frühzeitig informiert werden.

Auf der nächsten Verkehrsausschuss-Sitzung des Kreistages am 13. August werde erneut darüber beraten. Auch die Bus- und Bahnunternehmen wollen ihren Beitrag leisten. 2015 kämen die neuen Schienenfahrzeuge, sagt AKN-Sprecherin Christiane Lage. "Die sind bequemer und bieten mehr Platz." Auch die Erhöhung von Taktfrequenzen werde geprüft. Der Busverkehr könnte nur begrenzt helfen, glaubt SVG-Geschäftsführer Claudius Mozer, der alle Busverkehre für die Kreise Pinneberg und Segeberg plant. "Wir müssen die Leute an die Bahnhöfe kriegen." Auto fahrende Pendler würden eher Züge als Busse bevorzugen, wo sie ständig umsteigen müssten. Jede Maßnahme koste allerdings zusätzliches Geld. "Wir stehen erst am Anfang."

Das Land sei der Meinung, der für Ende 2014 erweiterte Zugverkehr würde reichen. Dieser solle immerhin einen Halbstundentakt zwischen Kiel und Hamburg bieten, allerdings mit erheblichen Einschränkungen für die Bahnhöfe in Pinneberg und Tornesch, wogegen die dortigen Bürgermeister protestieren. Harald G. Schroers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP, sieht es etwas gelassener. "Das ist wie bei einer Krankheit. Da muss ich erst mal ins Bett, um zu genesen. Danach wird aber alles besser als vorher."