Kreisverwaltung friert Fördergelder für Schenefelds neuen Waldorfkindergarten wegen Verfahrensfehler ein. Das Kita-Desaster begann kurz nach der Grundsteinlegungsfeier im Oktober vergangenen Jahres.

Schenefeld. Das weitläufige Grundstück liegt nahe der Düpenau und dem Schulwald, direkt an der verkehrsberuhigten Lindenallee. Es ist ein schönes Fleckchen Erde, auf dem Schenefelds erster Waldorfkindergarten entsteht: die Kita Biene Sonnenstrahl. Doch auf sonnigere Zeiten wartet Sabine Birkhoff derzeit vergeblich. Die Geschäftsführerin des Heilpädagogischen Förderzentrums Friedrichshulde betritt nur ungern die Baustelle, für die sie als Bauherrin verantwortlich ist. Denn seit Wochen tut sich dort nichts mehr. Keine Handwerker, keine Maschinen. Verlassen ragt das Rohbauskelett in den Himmel. Dabei müsste hier mit Hochdruck an der Fertigstellung gearbeitet werden.

Ursprünglich war geplant, dass die ersten Kinder in der 460 Quadratmeter großen neuen Einrichtung bereits betreut werden. Im Mai dieses Jahres sollte es eigentlich losgehen. Das Betreuungsangebot der Stadt sollte dadurch um eine integrative Elementargruppe und 20 Krippenplätze erweitert werden. Zudem hat der Neubau Potenzial für eine weitere Gruppe. Wann die Kita Sonnenstrahl fertig wird? Das steht in den Sternen. Der auf August verschobene neue Starttermin ist auf jeden Fall nicht mehr einzuhalten.

Das Kita-Desaster begann kurz nach der Grundsteinlegungsfeier im Oktober vergangenen Jahres. Plötzlich flatterte Birkhoff die Hiobsbotschaft ins Haus, dass die Pinneberger Kreisverwaltung die in Aussicht gestellten Fördergelder aufgrund von Verfahrensfehlern nicht zahlt. Eine Million Euro kostet der Kita-Bau, den das Heilpädagogische Förderzentrum auf dem eigenen Grundstück vor der Haustür realisieren will. 450.000 Euro sollten aus Fördertöpfen von Bund und Land in das Projekt fließen.

Für öffentlich geförderte Bauwerke müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Wurden sie aber nicht, sagt die Pinneberger Kreisverwaltung. Wurden sie, hält Birkhoff dagegen. Die Aufträge wurden ausgeschrieben, der günstigste Anbieter ausgewählt und mittelständische Unternehmen aus der Region ins Bauprojekt integriert. "Formal ist etwas falsch gelaufen", räumt Birkhoff ein. Laut der Geschäftsführerin verwendete der beauftragte Architekt veraltete Formulare. Kleine formale Fehler? Das sieht die Kreisverwaltung anders. "Es hat massive Vergabefehler gegeben", erklärt Marc Trampe, Sprecher der Kreisverwaltung. "Eltern, Politiker und wir wollen diesen Bau. Ein Verfahren sollte doch so gestaltet sein, dass so etwas dann unproblematisch von statten geht", sagt Birkhoff, die ständig Eltern vertrösten muss. Für sie stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit.

Ob kleine formale Fehler oder großer rechtswidriger Verstoß - nach einigen Krisengipfeln, unter anderem mit Vertretern der Schenefelder Stadtverwaltung beim Landrat, ist klar, dass es nur weitergeht, wenn das Verfahren noch einmal auf Anfang gedreht wird. Die bereits vergebenen Arbeiten müssen neu ausgeschrieben werden, erst dann fließt Fördergeld. Zudem wartet Birkhoff noch auf ein Zeichen der Kreisverwaltung, dass die neu eingereichten Entwürfe nun in Ordnung sind. All das kostet Zeit.

Damit diesmal aber nichts schiefgeht, ist ein neuer Architekt im Boot. Mit dem Vorgänger wurde ein Auflösungsvertrag geschlossen, seine Versicherung soll auch für den entstandenen Schaden in Höhe von etwa 100.000 Euro aufkommen, so Birkhoff. Zudem bekommt das Förderzentrum fachmännische Hilfe aus dem Schenefelder Rathaus. Der Rechnungsprüfer der Stadt steht dem Träger mit Rat und Tat zur Seite, damit es vorangeht. Denn die Krippenplätze werden gebraucht.

"Die Lage ist ernst, aber nicht dramatisch", sagt Fachbereichsleiter Axel Hedergott. Durch andere Kita-Träger, die aufstocken, werde das Problem abgefangen. Unter anderem baut die Familienbildung in Schenefeld ihr Betreuungsangebot durch Tagesmütter aus.

Allerdings sitzt der vom 1. August an greifende neue Rechtsanspruch Hedergott im Nacken. Ausgerechnet jetzt, wo die Kita nicht fertig wird, und damit 20 Krippenplätze fehlen, haben Eltern auf einen Krippenplatz für ihren Nachwuchs ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Anspruch. Schenefeld bietet von August an 80 Krippenplätze in den sieben Kindergärten an. Zusätzlich schaffen Tagesmütter weitere Betreuungsmöglichkeiten für 55 Krippenkinder. "Es wird eng. Wir haben mit den 20 Plätzen der Kita Biene Sonnenstrahl gerechnet", so Hedergott. Doch weil die Stadt trotzdem eine Betreuungsquote von 45 Prozent vorweisen könne, stünde man gut davor. Hedergott gibt sich optimistisch: "Es zeichnet sich derzeit aber keine Klagewelle von Eltern in Schenefeld ab."

In der Schenefelder Stadtverwaltung rechnet man mit einer Eröffnung der Kita Biene Sonnenstrahl nicht vor Mitte kommenden Jahres. Birkhoff setzt dagegen schon auf einen Start im März 2014. "Wir haben einen enormen Druck, das Projekt fertig zu bekommen. Es muss jetzt einfach vorangehen", gibt sie die Richtung vor.