Pilot-Projekt im Kreis: 25 Genossenschaftler von “Quick Borns“ ziehen an den Amselweg 23. Jeder steuert bis zu 39.000 Euro bei. Das gesamte Projekt kostet vier Millionen Euro.

Quickborn. Das Haus ist gerichtet, nun folgt der Innenausbau. Im Januar wollen die 25 Genossenschaftler von "Quick Borns" in ihr neues Heim im Amselweg 23 einziehen. Das viergeschossige Mehrfamilienhaus ist das erste Bauprojekt in Quickborn, in dem Familien, Ehepartner und Alleinstehende mehrerer Generationen gemeinsam leben wollen. Und es ist das erste Projekt dieser Art im Kreis, das auf genossenschaftlicher Basis realisiert wird.

Seit drei Jahren treffen sich Ingeborg Alsleben und Heike Junski, die Vorsitzenden der Genossenschaft, sowie ihre Mitstreiter alle zwei Wochen, um ihren Traum von einem gemeinsamen Wohnen im Alter unter einem Dach zu verwirklichen. "Ich möchte in meinem sozialen Umfeld wohnen bleiben", sagt Ingeborg Alsleben, 63, die mit ihrem Mann Heiko in eine Zwei-Zimmer-Wohnung ziehen wird.

Als Leiterin der Quickborner Sozialstation war Alsleben von Anfang an von diesem Projekt begeistert. Es begann 2009 mit einer Untersuchung der Stadt Quickborn, wie sich die Bevölkerung entwickeln wird und welche Wohnformen zukünftig nachgefragt werden. Unter der Leitung von Stadtplanerin Renate Hegemann kam dabei heraus, dass geeignete Wohnprojekte für die ältere Generation fehlten, deren Anteil rasant steigen wird. So entstand die Projektgruppe "Mit Freunden alt werden", die 2011 zur Gründung der Genossenschaft "Quick Borns" führte. Mit Ingenieurin Jasna Hamidovic-Baumgarten, die ähnliche Projekte in Kiel und Lübeck umsetzte, holten sich die Quickborner professionelle Hilfe. So wurde die 5200 Quadratmeter große Wiese am Amselweg als Standort ausgewählt, das Grundstück von der Stadt erworben und die 27 Wohnungen, die 50 bis 90 Quadratmeter groß sind, individuell geplant. Jeder einzelne Bewohner konnte zusätzlich zu dem barrierefreien Standard mit Balkon oder Terrasse sowie Fahrstuhl die Wohnung nach seinen Wünschen gestalten.

Parallel dazu wurden die Finanzierungsfragen geklärt. Das gesamte Projekt kostet vier Millionen Euro. Jeder Genossenschaftler musste je nach Größe der Wohnung und sozialer Förderung 13.000 bis 39.000 Euro Eigenanteil beisteuern. Der Rest wird über die Mieteinnahmen im Lauf der Jahre refinanziert. So variiert die Netto-Kaltmiete der Wohnungen zwischen 5,40 und 7,40 Euro. Zwei Wohnungen sind noch frei. "Diese würden für ein Ehepaar mit Kind oder eine Alleinerziehende mit zwei Kindern passen", sagt Jasna Hamidovic-Baumgarten. Bedingung sei ein Wohnberechtigungsschein, der nachweist, dass das Einkommen für eine Einzelperson 24.360 Euro und für ein Ehepaar mit Kind 40.880 Euro im Jahr nicht übersteigt.

Die Bewohner können die Wohnungen vererben, die im Laufe der Zeit ihr Eigentum werden, "sodass meine Tochter hier irgendwann mietfrei leben kann", sagt Ingeborg Alsleben. Es gibt einen 73 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum für Sitzungen, Haus- und Familienfeste. Die Genossenschaft "Quick Borns" wird in dem Gebäude ein eigenes Büro haben. Zwei Ein-Zimmer-Appartements mit Küche und Dusche können von jedem Bewohner für Übernachtungsgäste kurzfristig angemietet werden.

Vorsitzende Heike Junski, die mit ihrem Mann Gerhard in eine Drei-Zimmer-Wohnung zieht, hat keine Lust mehr, den großen Garten in ihrem jetzigen Doppelhaus zu pflegen. Aufsichtsratsvorsitzender Horst Bockelmann, der sich mit seiner Frau Ingrid eine Vier-Zimmer-Wohnung im dritten Stock ausgesucht hat, werden Garten und Treppe im Reihenhaus in Ellerau zu viel. "Ich freue mich auf die gegenseitige Hilfe und das Vertrauen mit den Nachbarn in unserem künftigen Heim."

Ingeborg Alsleben sagt: "Wir haben hier ein tolles soziales Umfeld und wollen einen respektvollen Umgang mit den Nachbarn pflegen, die sich gegenseitig helfen und miteinander feiern können." Zudem könnte der eine Partner dort wohnen bleiben, falls der andere vorher sterben sollte.

Jasna Hamidovic-Baumgarten ist beeindruckt: "Sie sind alle so engagiert und verstehen sich ausgezeichnet." Das verspreche eine echte Hausgemeinschaft für ein langes, verständnisvolles Zusammenleben der Bewohner zwischen 16 und 82 Jahren unter einem Dach zu werden. "Hier können wir in Gemeinschaft bis zum Schluss wohnen, ohne in ein anonymes Altenheim zu müssen", sagt Bockelmann.

www.quick-borns.de