Generationswechsel im Kreis Pinneberg. Der letzte Tag vor den Schulferien war für etliche Lehrer im Kreis Pinneberg gleichzeitig auch ihr letzter Arbeitstag.

Kreis Pinneberg. "Ich bin so etwas wie das Schulfossil", sagt Herbert Köhler über sich. Und ein wenig stimmt das auch. Seit 1977 ist der heutige Oberstufenkoordinator am Halstenbeker Wolfgang-Borchert-Gymnasium tätig. Köhler ist mit der Schule groß geworden, wie er sagt. Denn als er in Halstenbek anfing, umfasste das Kollegium gerade einmal 25 Leute. Heute sind es 70 Kollegen. Unterrichtet wurde nur in einem kleinen Teil des heutigen Gebäudes. Erst später wurde angebaut. Und auch das reicht nicht mehr. Ein Neubau ist geplant. Den Umzug wird Köhler nicht mehr mitmachen. Das Urgestein verabschiedet sich in den Ruhestand - und er ist nicht der Einzige.

Der letzte Tag vor den Schulferien war für etliche Lehrer im Kreis Pinneberg gleichzeitig auch ihr letzter Arbeitstag. Eine ganze Reihe von langjährigen Kollegen geht nun in Pension. Laut Angaben des Kieler Bildungsministeriums sind es alleine 84 Lehrer im Kreis Pinneberg, verteilt über alle Schulformen, die Adieu sagen - bei steigender Tendenz. Dabei sind die Fälle, die wegen Dienst-, Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit frühzeitig ausscheiden noch nicht einmal eingerechnet. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 75 Kollegen. Wenn lediglich die Grundschulen, Regional- sowie Gemeinschaftsschulen im Kreis Pinneberg betrachtet werden, sind laut dem zuständigen Schulamt im kommenden Jahr ganze 100 Lehrer, die zwischen 63 und 65 Jahre alt sind. Sieben von ihnen haben bereits zum Halbjahr ihren Pensionsantrag eingereicht. "Das liegt an den geburtenstarken Jahrgängen, die jetzt ins Rentenalter kommen", erklärt Schulrat Dirk Janssen die Pensionsschwemme.

Ein Generationswechsel ist auch an der Albert-Schweizer-Schule in Wedel eingeläutet. An der Ganztags-Grundschule haben zwei Führungskräfte ihre Sachen gepackt. Sowohl Schulleiterin Sybille Leuner als auch Stellvertreterin Ute Vellguth gehen in den Ruhestand. Das Duo blickt stolz auf die Arbeit der vergangenen Jahre zurück. Ihre Schule gehöre zu den besten Ganztags-Grundschulen im Land Schleswig-Holstein. Der Beweis: Die Einrichtung wurde dreimal als Referenzschule für besonders gute Schulqualität ausgewählt.

"Bevor wir die Leitung übernommen haben, gab es viele Probleme", erinnert sich Leuner. "Jetzt sind wie eine Vorzeigeschule in Schleswig-Holstein." 13 Jahre lang war sie im Amt. Zusammen mit ihrer Kollegin, die seit 27 Jahren an der Schule tätig ist, brachten sie die gebundene Ganztagsschule für Wedel auf den Weg. Nun machen beide Platz für ein neues Leitungsduo. Eine Nachfolgerin ist bereits gefunden. Mechtild Akgün, bislang Konrektorin in Heiligenhafen, wird den Platz von Leuner übernehmen. Die Herausforderung für die Zukunft sei es, die Schule nachhaltig zu stabilisieren, sagt Leuner.

Am Wolfgang-Borchert-Gymnasium verabschiedeten sich fünf Lehrer auf einen Schlag. Außer dem Oberstufenkoordinator gehen Babette Bornemann, Simone Willenbruch, Hartmut Junker und die "Legende", wie ihn manche Kollegen nennen: Hans-Jürgen Heller. Er kam direkt nach dem Referendariat 1978 an die Halstenbeker Schule. Sein Steckenpferd war die Theater- und Musical-AG, die er knapp 35 Jahre leitete. "Er hat diese Schule in vielen Bereichen unglaublich geprägt", sagt Schulleiter Karsten Schneegaß. "Wir werden Heller hier sehr vermissen." Überhaupt reiße der Weggang von so erfahrenen Kollegen eine riesige Lücke. Und es gehen noch mehr. "In zweieinhalb Jahren werden insgesamt 17 Leute pensioniert", so Schneegaß.

Das heutige Wolfgang-Borchert-Gymnasium wird es in dieser Form nicht mehr geben. 2016 soll das heutige Gebäude abgerissen und Lehrer und Schüler im beschlossenen Neubau untergebracht sein. Schneegaß : "Wir bauen hier also nicht nur eine neue Schule, sondern auch ein neues Kollegium auf." Die Kunst sei es nun, Kollegen zu finden, die zur Schule passen. Schneegaß, der 2016 in Pension gehen will, sieht seine Aufgabe darin, Lehrer zu suchen, die die Philosophie weitertragen. "Ehemalige werden die Schule vielleicht von außen nicht wiedererkennen, aber drinnen sollen sie Werte und Traditionen wiederfinden. Es soll sich nur die Verpackung ändern."