Cosmos Wedel fand seinen Namen durch Franz Beckenbauer. Vorstandskinder sorgten für Beginn der Jugendarbeit

Er ist dauerpräsent in den Medien. Und was er sagt, ist zumindest für bayrische Fans Gesetz: Fußballkaiser Franz Beckenbauer. Doch nur die wenigsten wissen, dass das Genie am Ball die Namensfindung eines Wedeler Vereins beeinflusst hat. "Bei der Gründung waren wir alle Fans von Beckenbauer", erinnert sich Susanne Mühlich, 53, "und er spielte bei Cosmos New York. Also nannten wir uns Cosmos Wedel." Auch das sternenübersäte blau-rot-weiße Trikot - eine Anspielung auf die Stars and Stripes der US-amerikanischen Nationalflagge - sei so entstanden, erklärt Mühlich, seit 25 Jahren Vorsitzende bei Cosmos.

Die Richtung, die der Verein einschlug, hatte jedoch nichts mit kaiserlichen Titelambitionen zu tun. "Wir wollten einfach nur mit 30 Leuten ein bisschen Fußball spielen. Mit viel Spaß, ohne die Leistung in den Vordergrund zu stellen." So war das bis Ende der 90er-Jahre. Cosmos Wedel, so Mühlich, sei von den anderen Wedeler Vereinen eher belächelt worden. Etwas abwertend habe es immer geheißen, einen Verein, der nicht viel mehr als eine Kneipenmannschaft zu bieten habe, könne man doch nicht ernst nehmen. Doch was folgte, war die zweite große Kuriosität der Vereinsgeschichte nach der kreativen Namensfindung. Die Söhne einiger Vorstandsmitglieder hatten sich anderen Vereinen angeschlossen. Ein logischer Schritt, da bei Cosmos keine Jugendarbeit existierte. "Da haben wir beschlossen, das zu ändern. Wir dachten, unsere Kinder können auch bei uns kicken", sagt Mühlich. "Und nun sehen sie, was daraus geworden ist." Das Ergebnis kann sich in der Tat sehen lassen. Denn in der Gegenwart wird Cosmos Wedel von der Konkurrenz nicht mehr belächelt. 20 Jugendmannschaften mit gut 350 Kindern stellt der Verein, hat in jeder Altersstufe mindestens ein Team zu bieten. Die Herrenmannschaft spielt in der Kreisliga.

Der Mann, der diese gewaltige Entwicklung im Jugendbereich wesentlich mitgestaltet hat, wirkt sehr bescheiden. "Das ist eine gemeinschaftliche Arbeit von vielen Personen. Auf jeden Fall muss man da auch A-Jugendtrainer Carsten Lüdemann und Ligabetreuer Gerald Stooß nennen", sagt Jugendleiter Detlef Meyer, 48. Er erinnert sich an die Zeiten, als Cosmos mit sechs Vorstandskindern die Jugendarbeit aufnahm.

Damals habe man viel Werbung gemacht. Schnell jedoch sei "es in Wedel bekannt geworden, dass bei uns jeder kicken kann, egal wie talentiert er ist." Das Konzept wird nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern nähergebracht. "Das klappt erstaunlich gut. Selbst die ehrgeizigsten Eltern merken schnell, wie viel Spaß ihre Kinder bei uns haben", sagt Meyer. Ehrenamtlich arbeitende und gut geschulte Trainer sowie gesponserte Ausfahrten (zum Beispiel nach Sylt oder Schönhagen) sorgen für die Integration der jungen Kicker.

Trotzdem ist es nicht so, dass Cosmos Wedel ständig verlieren würde. Auf "30-40" schätzt Meyer die Zahl der Staffelmeisterschaften, die der Verein in seiner Historie geholt hat. "Aber eben in den unteren Ligen. Wir messen uns nicht mit den besten Hamburger Vereinen." Viel schöner sei, dass mittlerweile Spieler wie Frederic Verter in die ersten Herren aufgerückt seien. Er begann als kleiner Knirps 1992 in der G-Jugend. Oder dass gleich zwei A- und B-Jugendmannschaften existieren, die die erste Herren mit Spielern versorgen können. Hier erntet der Verein nun die Früchte seiner Jugendarbeit.

Diese Ernte ist nicht nur auf das Fußballfeld beschränkt. 2009 erhielt Cosmos Wedel den mit 10.000 Euro dotierten Ehrenamtspreis im Rahmen der HSV-Initiative "Hamburger Weg". Die Begründung der Jury würdigte viele Verdienste des Vereins: Durchführung von 21 Veranstaltungen, insgesamt 60 ehrenamtliche Mitarbeiter (davon 15 projektbezogen), viele Schiedsrichter, ein Ehrenamtsbeauftragter - und natürlich: eine starke Jugendarbeit.

Mit dem bisher noch nicht ausgegebenen Geld will Cosmos sich nun seinen eigenen "Star Club" schaffen, ein Clubheim neben dem Vereinshaus des FC Roland. Die Kosten für das 40 Quadratmeter große Gebäude belaufen sich auf 100.000 Euro. Der Architekt Thomas Dünkel soll es realisieren.

Diverse Aktionen zur Beschaffung des Geldes, unter anderem ein Spendenlauf, werden seit eineinhalb Jahren durchgeführt. In wenigen Monaten soll die Einweihung stattfinden. Spender erhalten ihren eigenen Stern im Gebäude. "Unsere Sterne werden uns immer begleiten", sagt Susanne Mühlich. "Früher haben die Leute sogar noch getuschelt, wenn sie unser Trikot sahen. Es hieß immer "Guck mal, da kommt Amerika", sagt sie lächelnd. "So etwas gehört bei uns eben dazu. Wir wollen der etwas andere Verein bleiben."