US-Diplomat Philip D. Murphy spricht zu jungen Leuten an der Theodor-Heuss-Schule

Pinneberg/Berlin . Der Botschafter der USA in Deutschland besucht die Pinneberger Theodor-Heuss-Schule. Matthias Beimel, Rektor des Gymnasiums, glaubte bei dieser Ankündigung zunächst an einen Abi-Scherz. Doch weit gefehlt. Am Freitagmorgen wurde es ernst - spätestens, als Polizisten aus Sicherheitsgründen Schultoiletten versiegelten und Beamte mit Sprengstoffsuchhunden das Areal durchsuchten.

Kurz vor 10 Uhr war es soweit: Die Schüler der unteren Klassenstufen drückten sich oben an den Fenstern die Nasen platt, als der gepanzerte Chevrolet Suburban mit dem hohen Gast aus Berlin auf dem abgesperrten Schulparkplatz anrollte. Sichtlich aufgeregt eilte Rektor Beimel mit der Hamburger Generalkonsulin Inmi Kim Patterson dem US-Botschafter Philip D. Murphy und dessen Frau Tammy entgegen.

So verbissen die Schar der Leibwächter guckte, so locker und smart begrüßte Murphy die Pinneberger. Kaum aus dem Auto, ging der Botschafter mit einem jovialen "Hi, guys" breit grinsend auf die beiden Schülerzeitungsredakteure Tim Hoenig und Nina Sapp von der THS-Zeitung "Pressident" zu.

Der Einzug Murphys in die Aula des Gymnasiums war eine Inszenierung, der höchste Repräsentant des mächtigsten Landes der Welt in Deutschland bewies eine gehörige Portion Popstarqualitäten. Zu einer eigens gewählten, rockigen Einmarschmusik tänzelte der 57 Jahre alte Diplomat winkend durch die Reihen der applaudierenden Oberstufenschüler unter einem Sternenbanner im XXL-Format hindurch. Nachdem die jungen THS-Chorsänger die amerikanischen Gäste mit Liedern begrüßt hatten, sprang Murphy auf die Bühne. Und dann hieß es für die Mädchen und Jungen: Abklatschen mit dem US-Botschafter. "Der ist echt cool", befand eine Unterstufenschülerin.

Murphy und seine Frau sind nach vier Jahren in Deutschland auf Abschiedstournee. Nach Pinneberg kam Murphy aufgrund der guten Kontakte der deutsch-amerikanischen Gesellschaft in Pinneberg zum Hamburger Generalkonsulat. Es war einer der letzten Schulbesuche des Botschafters, die mit Town Hall Meetings überschrieben sind. "Diese Kontakte werden wir in Zukunft am meisten vermissen - außer vielleicht Fußball", sagte Murphy zu Beginn auf Deutsch.

Dann streifte der prominente Gast seine Anzugjacke ab, krempelte die Ärmel hoch und begann seinen Vortrag über "Helden". Es war offensichtlich, dass die charmant-witzige, eben typisch amerikanische Art des 57-Jährigen bei vielen der jungen Zuhörer gut ankam. Eine zentrale Botschaft des Botschafters lautete: Jeder kann ganz große Ziele erreichen. Murphy zeigte ein Bild des jungen Barack Obama herum und fragte: "Wer hätte gedacht, dass aus diesem jungen Mann der Präsident der Vereinigten Staaten wird?" Vielleicht sitze unter den Schülern der künftige deutsche Bundeskanzler. Als größten Helden der amerikanischen Geschichte stellte Murphy den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King junior vor. Als Helden aus der deutschen Vergangenheit hatte der Botschafter unter anderem Otto Wels, SPD-Vorsitzender in Nazi-Deutschland, Dietrich Bonhoeffer und Willy Brandt ausgesucht.

Nach knapp einer Stunde rollte der US-Konvoi wieder davon. "Es war sehr aufregend", sagte Schulleiter Matthias Beimel. "Sehr lebendig", nannte Bernd Hinrichs, Vorsitzender der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Rockville-Pinneberg, den Vortrag Murphys. Für einen Fünftklässler hätte es indes gerne ein bisschen mehr sein können. Der Steppke sagte: "Hätte spektakulärer sein können. Ich dachte, der kommt mit Soldaten im Humvee."