Ein Runder Tisch in Barmstedt bringt Entspannung im Streit um Verkehrslärm durch Laster. Erstmals sprachen Anwohner mit Meierei-Chef Dirk Rowedder.

Barmstedt. Das zuletzt sehr kritische Verhältnis vieler Anwohner zur Meierei in Barmstedt scheint sich ein wenig zu entspannen. Erstmals sprachen sie jetzt im Rathaus direkt mit Meierei-Chef Dirk Rowedder. Auch Mitarbeiter der Verwaltung und Politiker aller Ratsfraktionen saßen mit an diesem Runden Tisch, der im Herbst wiederholt werden soll.

Die Anwohner stört seit Jahren die zunehmende Lärm- und Verkehrsbelästigung, die von den bis zu 130 Milchlastern ausgeht, die täglich sieben Tage die Woche zur Mühlenstraße kommen und wieder abfahren. Rowedder machte einige Zugeständnisse und versprach, die teilweise aus Osteuropa kommenden Fernfahrer künftig in mehrsprachigen Informationsblättern zu mehr Rücksicht auf die Nachtruhe der Anwohner aufzufordern. Er machte aber auch deutlich: "Wir sind ein Industriebetrieb, der mitten in der Stadt liegt." Und schon heute würde er gerade aus Rücksicht gegenüber der Nachbarschaft den täglich von 6 bis 22 Uhr genehmigten Lieferverkehr nicht ausschöpfen. Beeindruckt sei er von der "sehr sachlichen, ordentlichen Atmosphäre" des zweieinhalbstündigen Gesprächs.

Julius Röber von der Anwohnerinitiative, die 600 Protest-Unterschriften gegen die Meierei gesammelt hat, war ein wenig enttäuscht vom Ausgang. Er hätte sich verbindlichere Zusagen des Meiereichefs gewünscht und eine finanzielle Beteiligung des Betriebs an Maßnahmen wie der Verkehrsüberwachung und dem Aufstellen von sanitären Anlagen auf dem Parkplatz am Rantzauer See, wo die Fernfahrer ausruhen sollen, die außerhalb der Betriebszeiten die Meierei erreichen. "Das wird alles der Stadt aufgebürdet. Dabei steht fest: Ohne die Meierei gäbe es diesen Verkehr nicht."

Auch wünschte sich Röber mehr Unterstützung von der Politik und Verwaltung. "Am 10. September beim nächsten Runden Tisch wird ein neuer Verwaltungschef dabei sein", weiß Röber. Dann sollte auch ein Vertreter des Staatlichen Umweltamtes da sein, der den Anwohnern die genehmigten Grenzwerte der Schallemissionen erläutern möchte. Bürgermeister Nils Hammermann befand: "Das war ein Schritt in die richtige Richtung, auf dem man aufbauen kann und der vielleicht in Zukunft auch einige Verbesserungen für die Anwohner bringt."

Meiereichef Rowedder machte deutlich, dass es sich auch um Auflagen handele, die das strenge Lebensmittelgesetz vorschreibe. So liefen nicht etwa die Motoren der an der Meierei abgestellten Milchlaster. Die Kühlaggregate müssten permanent angeschaltet sein. "Wir machen das nicht, um die Anlieger zu ärgern, sondern weil es sich hier um ein Lebensmittel handelt, das leicht verderblich ist." So verarbeitet die Meierei, die als Genossenschaft, der 1000 Landwirte angehören und die 100 Mitarbeiter beschäftigt, aus 600.000 Tonnen Rohmilch im Jahr 20.000 Tonnen Butter, 30.000 Tonnen Käse und 70.000 Tonnen Milchkonzentrat.

Zudem wisse er oft nicht, welche Fahrer die Speditionen einsetzen und woher diese kämen, erklärte Rowedder. "Wir verkaufen ab Werk." Die Auftragsvergabe der Speditionen laufe oft über Subunternehmer, die wiederum nur per SMS über die Tour auf ihrem Handy informiert würden. Daraus erkläre sich die Unwissenheit und manchmal auch fehlende Einsicht mancher Fahrer auf die Belange der Anwohner. Mit Hinweisschildern auf dem Gelände und mehrsprachigen Regelblättern wolle er da Abhilfe schaffen. Dass die Lkw nach Betriebsschluss oft am Straßenrand parkten, habe auch mit den Auflagen zu tun, die nach 22 Uhr keinen Lkw mehr auf den Betriebshof lassen dürfen.

Auch die Verwaltung wolle ihren Beitrag leisten, kündigte Fachbereichsleiter Uwe Dieckmann an. So sollen Halteverbotsschilder an der Mühlenstraße aufgestellt werden. Ein generelles Verbot von Lkw-Lieferverkehr in der Barmstedter Innenstadt, wie es einige Anwohner wünschten, sei aber nicht möglich. Dann dürften auch alle Geschäfte in der City nicht bedient werden, was nicht im Interesse einer attraktiven, belebten Innenstadt wäre.