Ein Aha-Erlebnis von Claudia Eicke-Diekmann

Es gibt Dinge im Leben, Erscheinungen, Namen, über die man sich nie einen Kopf macht. Und dann - eines Tages - kommt die Erleuchtung, und man versteht, warum etwas so ist wie es ist, heißt wie es heißt. Aha-Erlebnis lautet der Fachbegriff für dieses schlagartige Erkennen von Zusammenhängen.

Kopf machen! Schlagartig! Das sind die Stichwörter. In Hannover gibt es ein Stadtmagazin namens Schädelspalter. Lange Jahre hatte ich das Blatt vergessen, geschweige denn habe ich jemals über die tiefere Bedeutung des Wortes nachgedacht. Bis gestern früh. Ich radelte zur Arbeit - um ein Haar wäre ich dort nie angekommen. Während ich nämlich den Damm entlangtrampelte und rätselte, warum derzeit überall in Pinneberg Geh- und Radwege aufgebuddelt werden, was das für pinkfarbene Schläuche sind, die in die Erde versenkt werden, hätte es mir um Haaresbreite den Schädel gespalten. Auf der holperigen Fahrradspur stehen Halteverbotsschilder und Baustellen-Warnschilder. Die eisenharten, runden, dreieckigen und dünnen Platten ragen dem Radfahrer auf Augenhöhe in die Spur. Damit nicht genug. Einige zielen mit der scharfen Kante exakt auf den Schädel jener Menschen, die mit Beineskraft zwei Räder antreiben.

Mein Vater mochte das Wort Intelligenzbestie. Auch hierzu hatte ich bislang kein eindeutiges Konzept. Seit gestern ahne ich, dass er es im ironischen Sinne gebrauchte. Wenige Sekunden nach dem lebensgefährlichen Aha-Erlebnis entfuhr es mir: Welche Intelligenzbestie hat die Schädelspalter da aufgestellt? Kann jemand von der Stadt Pinneberg diese Frage beantworten?