Mit dem Ermittlungsdienst Umwelt und Verkehr auf Kontrolltour. Die Ware eines türkischen Fleischherstellers aus Hamburg, laut Papieren fast 18.000 Euro wert, wird voraussichtlich nie auf dem Teller landen.

Kreis Pinneberg. Punkt 10.35 Uhr klebt Polizeioberkommissar Christian Tamm ein Siegel übers Heck des Kleinlastwagens. Damit ist es amtlich: In manchem schleswig-holsteinischem Imbiss bleibt der Döner-Spieß leer. Die kreisweit tätigen Polizisten vom Ermittlungsdienst Umwelt und Verkehr, die das Abendblatt einen Tag begleitet hat, haben einen dicken Fang gemacht.

Annähernd 1800 Kilogramm Döner hat der Lkw ohne Firmenaufdruck, den die Ordnungshüter an der Autobahn 23 zwecks Kontrolle aus dem Verkehr gezogen haben, geladen. Die Ware eines türkischen Fleischherstellers aus Hamburg, laut Papieren fast 18.000 Euro wert, wird voraussichtlich nie auf dem Teller landen. Wie die Polizisten und Lebensmittelkontrolleur Norbert Seifert von der Kreisverwaltung feststellen, ist die gesetzlich vorgeschriebene Temperatur der tief gekühlten Fleischzylinder teils deutlich überschritten. Da mag der Fahrer noch so viel lamentieren, Prüfer Seifert bleibt eiskalt. Mit einem Spezialthermometer mit langem Fühler wird die Temperatur im Döner gemessen, Messdaten und -Zeiten werden genau protokolliert. "18 Grad minus muss er haben", sagt Seifert, während Polizeihauptmeister Burkhard Kayser Beweisfotos macht. Das Fleisch eines 50-Kilo-Döners hat nur 16,4 Grad minus im Kern, am Rand sind es 14,9 Grad minus. Ein kleinerer Dönerbrocken ist nur acht Grad minus kalt. "Das bedeutet nicht, dass die Ware schlecht ist, aber es ist ein Straftatbestand", so Seifert. Denn das Gesetz schreibt die 18 Grad minus für Tiefkühlware vor. Wird diese unterschritten, verändert sich unter anderem das Mindesthaltbarkeitsdatum. "Das Lebensmittelrecht in Deutschland ist ein scharfes Schwert", sagt Polizeioberkommissar Markus Zierke, der die sechsköpfige Spezial-Ermittlungsgruppe leitet.

Polizei und Lebensmittelkontrolleur verständigen die Hamburger Veterinäre. Nur sie dürfen das Siegel am Kühllaster brechen. Erst nach Laboruntersuchungen auf Kosten des Herstellers kann die Ware eventuell wieder freigegeben und nachgekühlt werden. Wahrscheinlicher ist, dass 1800 Kilogramm Döner kostenpflichtig entsorgt werden. Teuer wird es auf jeden Fall für das Hamburger Unternehmen - dessen Fahrer die Pinneberger Polizisten nicht zum ersten Mal erwischt haben. "Wir wenden Gefahren vom Verbraucher ab", sagt Christian Tamm über diesen Teil der Arbeit des Ermittlungsdienstes. Seitdem man seit drei Jahren regelmäßig Kühllaster an der A 23 kontrolliere, sei die Zahl der Beanstandungen zurückgegangen. Die Ermittler haben aber auch einmal eine ganze Lkw-Ladung ungekühlten Fisch entdeckt.

Die Fallzahlen insgesamt sind aus Sicht von Markus Zierke und dessen Kollegen im Kreis Pinneberg weiter kontinuierlich steigend. Pro Jahr sind es annähernd 130 Fälle im Bereich der Straftaten, die der Ermittlungsdienst Umwelt und Verkehr bearbeitet, davon rund 80 Prozent selbst aufgedeckt. Dazu kommen die Vergehen, die als Ordnungswidrigkeit gewertet werden. Das Aufgabengebiet ist breit gefächert. Ermittelt wird in Sachen Gewässerverunreinigung ebenso wie in puncto Tierschutz. "Boden, Wasser, Luft, Fauna, Flora - wir sind vielseitig", so Zierke.

Die Gruppe erreicht ein Anruf von Claus Hell, Bürgermeister aus Seester. Mitten in der Feldmark der Marschgemeinde haben nachts Unbekannte Sperrmüll und anderen Unrat auf ein Feld gekippt. 15 Minuten später ist der Oberkommissar am Tatort - und wird zum "Mülldetektiv". Zierke sucht nach Hinweisen auf den Verursacher und findet tatsächlich einen Benachrichtigungszettel eines Paketdienstes. Vielleicht kann der codierte Aufdruck zum Müllfrevler führen. "Wenn wir solche Fälle in der Zeitung veröffentlichen, bekommen wir häufig Tipps aus der Bevölkerung", sagt der Polizist. Wer Hinweise im Fall illegaler Entsorgung von Seester geben kann, meldet sich unter Telefon 04101/2020.

In Borstel-Hohenraden kontrollieren Zierke und sein Kollege Tamm ein scheinbar völlig vermülltes Grundstück. Als amtlich relevant erweist sich aber nur ein Haufen asbesthaltiger Platten. Die dürfen so nicht gelagert werden. Oberkommissar Zierke krabbelt unter die Motorhaube eines uralten Ford, um zu prüfen, ob sich noch Öl im Schrottauto befindet: "Das ist auch Besonderheit unseres Jobs: Wir machen uns ständig die Hände dreckig und müssen die Klamotten alle zwei Tage reinigen."