Bei der Pinneberger Stadtranderholung bekommen diejenigen Jungen und Mädchen tolle Urlaubserlebnisse beschert, die nicht verreisen
Pinneberg. Mallorca, Marokko oder gar Miami? Buchstäblich weit gefehlt: Für Justin, zwölf Jahre alt, den acht Jahre alten Enrico und knapp drei Dutzend andere Pinneberger Kinder fängt das große Sommervergnügen gleich hinter Eggerstedt an - bei der Stadtranderholung Pinneberg. Ferne Urlaubsziele werden Justin, Enrico und die anderen mit ihren Familien nicht ansteuern; ihr Ferienparadies ist der Jugend- und Stadtteiltreff "Komet" An der Raa.
"Wir möchten vor allem die Kinder erreichen, deren Familien nicht regelmäßig oder gar nicht in Urlaub fahren, weil sie es sich nicht leisten können", sagt Jugendpfleger und Schulsozialarbeiter Saim Kadir Cetinkaya, den hier alle nur Kasi nennen. "Wir haben immer wieder Kinder dabei, die noch nie aus Pinneberg rausgekommen sind", so der Sozialpädagoge und Streetworker.
Die Stadtranderholung, die vom Jugendamt des Kreises Pinneberg finanziert wird, beginnt am 24. Juni, wenn die Sommerferien starten. Zwei Wochen lang werden den gut 30 Kindern von acht bis zwölf Jahren an den Wochentagen besondere Aktivitäten angeboten. Worauf sich die Mädchen und Jungen aus dem Stadtteil Quellental am meisten freuen? "Auf den Serengeti Park, da waren wir schon einmal zusammen", sagt Justin, der im vierten Jahr mitmacht. Er hat drei Geschwister und besucht die Grund- und Gemeinschaftsschule. Die Ausflüge mit dem Bus, ob in den Serengeti- oder in den Heidepark, gehören stets zu den Höhepunkten der Stadtranderholung. In diesem Jahr bieten Kasi und das Team vom "Komet" unter anderem eine Hafenrundfahrt in Hamburg und einen Badeausflug nach St. Peter-Ording an. "Es ist toll zu erleben, wie Kinder mit glänzenden Augen am Strand gehen, weil sie zum ersten Mal im Leben das Meer sehen", sagt Cetinkaya. Der Jugendarbeiter verbindet das Vergnügen für die Kinder mit der pädagogischen Pflicht: "In diesen zwei Wochen kann ich mit den Kindern viel intensiver arbeiten als sonst. Wir nehmen bewusst auch schwierige und wilde Kinder mit, die ansonsten übers Jahr so viel Negatives erleben."
Enrico ist zum ersten Mal dabei. Er wohnt mit seinen Eltern und vier Geschwistern am Sandkamp, besucht die Heideweg-Schule in Appen-Etz. Geht es nach Enrico, dann könnte zwei Wochen lang auf dem Bolzplatz am "Komet" rund um die Uhr Fußball gespielt werden. "Wer werden mal versuchen, dass Enrico in den Ferien das 'Seepferdchen' macht", sagt Kasi. An einem Tag steht Schwimmen im Pinneberger Bad auf dem Programm. Für das komplette Programm müssen die Kinder nur jeweils 25 Euro plus einen Euro für den Badepass bezahlen. Die Stadt Pinneberg stellt ihre Mitarbeiter und die Einrichtung "Komet" zur Verfügung. Anmeldungen sind noch bis zum 14. Juni möglich. Weitere Infos gibt es unter Telefon 04101/69 11 25 im Jugendtreff An der Raa. Wegen der Busfahrten ist die Teilnehmerzahl im Grunde auf 30 begrenzt", sagt Cetinkaya, "aber wir haben es in Härtefällen immer geschafft, alle Kinder mitzunehmen."
Die Betreuer machen immer die Erfahrung, dass die Stadtranderholung noch weit über die Ferien hinaus positive Auswirkungen hat. Zum Abschluss, am Freitag, 5. Juli, wird ab 15 Uhr mit den Eltern und Geschwistern ein großes Abschiedsfest mit Grillen gefeiert. "Die Kinder und deren Familien aus verschiedenen Nationalitäten und Schichten mischen sich hier, es entstehen neue Kontakte und Freundschaften", so Cetinkaya.
Justin kann das bestätigen: "Man kennt vorher nicht alle, die mitmachen. Aber nach ein paar Tagen merkt man das nicht mehr." Der acht Jahre alte Enrico ist sich sicher: "Dann sind wir alle Freunde."
(bos)