Jüngste Schulkinder, die Oberligamannschaft und Tennis-Asse haben bei der SV Halstenbek-Rellingen Topbedingungen.

Wenn Hans Jürgen Stammer, 64, einen Spaziergang unternehmen will, kann er direkt von seinem Büro am Lütten Hall starten. "Wir dürften der größte Grundbesitzer im ganzen Kreis Pinneberg sein", sagt der Präsident der SV Halstenbek-Rellingen. "Ein Rasenplatz, zwei Grandplätze, ein Sportlerclubheim mit Gastronomie für die Fußballer, eine Tennishalle mit fünf Feldern und integriertem Clubheim, ebenfalls samt Gastronomie, sowie 13 Tennisaußenplätze befinden sich auf der Anlage. "Alles gehört uns", zählt Stammer auf. Umgerechnet seien das 10.000 Quadratmeter große Flächen am Jacob-Thode-Platz. Auf der idyllisch gelegenen Anlage im Grünen können sich die Sportler hier wohlfühlen. "Es ist wirklich schön hier", sagt Stammer.

Sein großes Eigentum hat sich der Verein im Laufe der Zeit erworben. Zum Leben erweckt wird es durch die zwei Sparten des Vereins: Fußball und Tennis. Hier gibt es gleich diverse Aspekte, die die SV Halstenbek-Rellingen kennzeichnen. So ist der Verein im Fußball der einzige Club im Kreis Pinneberg, der eine komplette Mädchen- und Jungenabteilung anbieten kann. Die Jugendarbeit funktioniert hervorragend. 30 Mannschaften schickt HR ins Rennen. Erst am vergangenen Sonnabend fand wieder ein Turnier für die Erstklässler statt. Der Zulauf ist ungebrochen. Über 500 jugendliche Fußballer sind am Ball. Sportlich besticht momentan vor allem die männliche A-Jugend. "Sie steht mittlerweile als Aufsteiger in die Verbandsliga fest", sagt Joachim Stahl, langjähriger Jugendleiter des Hauptvereins, der sich über einen unveränderten Zulauf freuen kann. Ein besonderes Highlight ist Jahr für Jahr das Erstklässler-Turnier, das unlängst wieder auf dem Jacob-Thode-Platz stattfand. Sogar Jungkicker von Kindergärten waren wieder am Ball und spielten in einem etwa 12 x 10 Meter großen Korb.

Das fußballerische Aushängeschild ist die Oberligamannschaft. Die belegte in der abgelaufenen Spielzeit, wie die Zweite in der Bezirksliga, einen beachtlichen siebten Platz. Die Geschichte zur Saison lieferte der ursprünglich als Torwarttrainer engagierte Ex-Profi Claus Reitmaier (335 Bundesligaspiele). Nach einem Kreuzbandriss von Keeper André Alves Lopes beim 1:3 am 21. September in Schnelsen stellte sich der mittlerweile 49-jährige Würzburger ins Tor und hatte mit seinen Paraden großen Anteil an der Serie von 16 ungeschlagenen Spielen.

Zum Abschied machte die Mannschaft ihm ein besonderes Geschenk. Reitmaier erhielt ein Bild, auf dem er spektakulär in Aktion zu sehen ist, um ihn herum die Köpfe seiner Kollegen. "Was er für uns geleistet hat, ist überragend", sagt Trainer Thomas Bliemeister. Ähnlich wie Bliemeister selbst und sein gleichberechtigter Co-Trainer Vahid Hashemian. Der frühere HSVer, im Volkspark aufgrund seiner Kopfballstärke einst mit dem Spitznamen "Hubschrauber" bedacht, brachte sich enorm ins Mannschaftstraining ein. "Wir alle profitieren sehr von dem, was er macht", sagte Kapitän Mladen Tunjic schon während der Saison. Gegen Ende der Saison verließ Hashemian allerdings den Verein.

Ebenfalls als Aushängeschild fungierte in der Tennissparte lange Zeit die Regionalligamannschaft des Vereins. Mit dem ehemaligen Top-100-Profi Axel Pretzsch als Nummer-1-Spieler war der Verein von 2008 bis 2011 eine bundesweite Größe. "Es war eine schöne Zeit. Diese Ära ist allerdings vorbei", sagt der Spartenvorsitzende Günter Busch, 71.

In der HR-Tennisabteilung vollzieht sich ein Umbruch

Die ersten Herren spielen mittlerweile nur noch in der Verbandsklasse, doch er scheint nicht traurig darüber zu sein. Busch fallen eine Menge Geschichten zu diesem Thema ein. Wie der Verein früher sogar einmal Topspieler aus Dänemark für bestimmte Partien einfliegen ließ. Wie ein zwölf Jahre altes Mädchen drei Jahre für ihr Tennistalent gut bezahlt wurde - und HR dann verließ. "Oder wie elitär es bei manchen Auswärtsspielen war. Da hatten wir 15 Fans mit und die Heimmannschaft hatte fünf." Busch möchte gemeinsam mit seinen Mitstreitern im Vorstand und starken Trainern den von ihm beschriebenen Umbruch im Halstenbeker Tennis auf einer breitensportlichen Basis vollziehen. Ein Modell mit einem großen Sponsor, wie es an anderen Standorten praktiziert worden sei, sei für den Verein nicht praktikabel.

"Die Motivation unserer Mitglieder hängt nicht davon ab, wo die erste und die zweite Mannschaft spielen. Zudem kommen zu den Matches mit regionalem Charakter mehr Zuschauer, als wenn wir gegen Osnabrück spielen." Abgetaucht aus dem Leistungslevel sind die Tennisfreunde des Vereins deshalb noch lange nicht. So spielt beispielsweise die U 18 in der höchsten Hamburger Klasse. Dann schwärmt Busch wie Stammer von der Anlage. Die Halle bietet einen Schwingboden, die parkähnliche Natur lade zum Verweilen ein, ebenso wie die ausgezeichnete Gastronomie. "Selbst als wir noch in der Regionalliga spielten, bekamen wir von Gästen oft zu hören, wie schön es bei uns ist", so Busch. Um diese Schönheit zu erhalten, ist allerdings auch viel Arbeit notwendig. "Wir zahlen allein 70.000 Euro an Energiekosten pro Jahr. Jede Dusche, jede Heizung, alles müssen wir selbst reparieren", sagt Stammer. "Manchmal wünschte ich mir, ich könnte wie viele andere Clubs auch bei der Gemeinde anrufen und sagen, sie sollen bitte mal jemanden vorbeischicken." Jammern will er allerdings nicht - nur konsequent auf dem Boden bleiben. Stammer kleidet das in den Satz "Der Mann mit dem schwarzen Geldkoffer ist in Halstenbek noch nicht ausgestiegen." Hochfliegende Träume, beispielsweise von der Regionalliga im Fußball, interessieren ihn nicht.

"Wir würden auch niemals melden, um dann im letzten Moment zurückzuziehen", so Vereinsboss Stammer. Er ist Realist, mit einer Vision spielt er jedoch gern. Mit der eines Investors, der die hintere Fläche der großen Anlage bebaut und ein Stadion finanziert. "Ich bin der Letzte, der dagegen etwas hätte", sagt Stammer mit süffisantem Unterton. Ein bisschen Träumen ist dann ja doch erlaubt.