Menschen hatten es Gustav Seitz angetan. Seine Skulpturen hatten es jedoch nicht allen Menschen angetan.

Halstenbek. Heftige Anfeindungen musste Seitz, der als einer der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts gilt, im Nachkriegsdeutschland einstecken. Skeptikern war suspekt, dass der Künstler 1949 den Weimarer Nationalpreis annahm und ausgerechnet in der Zeit des Kalten Kriegs der neu gegründeten Akademie der Künste im damaligen Ost-Berlin anschloss. Er verlor seinen Lehrstuhl an der Hochschule für Bildende Künste in Charlottenburg, genauso erging es ihm an der Technischen Hochschule.

Dabei war unter den Kritikern Seitz' Talent wohl unumstritten. Seine figürlichen Plastiken und Porträtzeichnungen wirken warmherzig, bisweilen melancholisch, und markant - etwa die Köpfe so bedeutender Persönlichkeiten wie Pablo Picasso und Oskar Kokoschka, oder die bronzenen Antlitze Bertold Brechts und Thomas Manns. Öfter als Männer schuf der Sohn eines Stukkateurs Frauenstatuen, oft sinnliche und füllige Körper, die viele Hamburg-Besucher aus eigener Anschauung kennen dürften. Etwa "Die Knieende" an der Alster oder das Relief "Porta d'Amore" an der Nordwestecke des Museums für Kunst und Gewerbe. Über Gustav Seitz' inneren Konflikt, über Widersacher und Freunde spricht am Freitag, 7. Juni, die Kunsthistorikerin Brigitte Heise in Halstenbek unter dem Motto "Gustav Seitz - ein Künstler zwischen Ost und West". Maren und Rolf Eigenwald haben Heise für die Veranstaltungsreihe "Literatur am Nedderfeld" gewinnen können. Ab 20 Uhr referiert die Kennerin, die für die Gustav-Seitz-Stiftung arbeitet und bereits eine Ausstellung mit dessen Werken kuratiert hat, im Nedderfeld 2. Besucher zahlen acht Euro Eintritt.