Das rote Sofa in Wedel: Gast und NDR-Moderator Yared Dibaba erklärt im Abendblatt-Interview, warum er gern op platt schimpft.

Wedel. Für Sendungen wie "Land&Liebe", "De Welt Op Platt" und "Mein Nachmittag" hält Yared Dibaba als Moderator das Mikro in der Hand. Am Mittwoch, 12. Juni, überlässt der Hamburger diese Rolle aber Inka Schneider. Die NDR-Moderatorin führt durch den von den Rotariern initiierten Abend im Wedeler Bootsschuppen am Strandbaddamm.

Auf dem roten Sofa nehmen neben Dibaba noch Psychologe Michael Thiel und Unterhaltungskünstler Werner Momsen platz. Als Vorgeschmack auf die Benefizveranstaltung zugunsten der Jugendarbeit spricht Yared Dibaba im Abendblatt-Interview über seine Liebe zum Plattdeutschen, Schlafgewohnheiten und die Garderobenfreundschaft zu Heidi Kabel.

Hamburger Abendblatt: Herr Dibaba, warum kann ein in Äthiopien geborener und aufgewachsener Mann plattdeutsch sprechen, wenn es viele Nordlichter so wie ich nicht mehr können?

Yared Dibaba: Das sollten Sie sich selbst mal fragen, warum Sie kein Plattdeutsch können. Das ist ja traurig genug, wenn man es selbst in Äthiopien kann. Dort spricht man übrigens das reine Plattdeutsch. Afrika als die Wiege der Menschheit ist ja auch das Mutterland des Niederdeutschen.

Ja, klar. Und jetzt im Ernst.

Dibaba: Nein, dass ist kein Scherz. Ich habe darüber schon eine wissenschaftliche Abhandlung gelesen.

Also gut, dann anders. Wo haben Sie denn das norddeutsche Platt gelernt?

Dibaba: In Falkenburg, das liegt im Landkreis Oldenburg in Niedersachsen. Dort wird viel Plattdeutsch gesprochen, im Kindergarten, Chor, Schulunterricht.

Was würden Sie als Autor zweier Bücher über die Niederdeutsche Sprache sagen, macht das Plattdeutsche denn aus?

Dibaba: Für mich macht das Plattdeutsche aus, dass ich es mit der Region verbinde. Es ist ein wesentliches Stück Heimat. Gleichzeitig habe ich mit Plattdeutsch die Welt kennengelernt. Für die NDR-Sendung "Die Welt op Platt" war ich in Südafrika, Paraguay, Australien und Kanada unterwegs, habe unterschiedliche Menschen besucht. Das Plattdeutsche hat uns dabei verbunden, das Eis gebrochen. Wobei das auch in Deutschland so ist. Wenn man irgendwo hinkommt und spricht die Sprache, ist da eben sofort eine Verbindung. Und Plattdeutsch ist halt die Sprache des Nordens.

Sie können Englisch, Französisch, Oromo, Amharisch und eben Plattdeutsch. Was unterscheidet den norddeutschen Dialekt von den anderen Sprachen?

Dibaba: Jede Sprache hat ihren Reiz. Aber im Plattdeutschen kann man Dinge einfacher und direkter sagen.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Dibaba: Ja, zum Beispiel kann ich sagen "Ach, klei mi doch ann Mors" und keiner nimmt mir das übel. Im Hochdeutschen könnte ich das aber in keiner Sendung sagen. Es meint zwar das gleiche, aber im Plattdeutschen ist es netter verpackt. Trotzdem macht für mich den persönlichen Reiz aus, dass die Sprache Erinnerungen an die Zeit von damals weckt und sie mich Leuten näher bringt, wenn ich unterwegs bin.

Wo waren Sie denn gestern unterwegs?

Dibaba: Ich weiß immer gar nicht, was ich gestern gemacht habe. Da muss ich echt mal überlegen. Warten Sie. Genau. Wir haben in Stein an der Ostsee für eine Reportage gedreht.

Sie stehen vor der Kamera, sind Hörfunkmoderator, schreiben Bücher, machen Musik und schauspielern. Schlafen Sie eigentlich manchmal auch?

Dibaba: Ich schlafe total gern. Und ich komme auch dazu, weil ich nachts nicht gern arbeite und ich bin auch nicht der Typ, der gern viel feiert.

Wie schaffen Sie das alles?

Dibaba: Ich betreibe erfolgreich eine Drei-Felder-Wirtschaft. Immer eins zurzeit. Ich moderiere viel. Wenn es passt, dann singe ich und wenn es Anfragen gibt, stehe ich auch mal auf der Bühne.

Sie haben 1999 mit Heide Kabel auf der Bühne gestanden. Wie war das?

Dibaba: Total aufregend. Das war meine erste größere Rolle für eine Serie im Ohnsorg-Theater und dann gleich mit Heidi Kabel und Jens Scheiblich, der ja auch leider schon tot ist. Die Begegnung mit Heidi Kabel war beeindruckend. Sie war wie man erwartet, sehr nett, sehr herzlich, wie eine Großmutter. Sie hat auch den Text mit mir geübt. In der Rolle hieß ich Tom, total das Klischee, oder? Also auf jeden Fall kam Heidi Kabel irgendwann zu mir und fragte: Na Tom, kannst du deinen Text? Wir sind ihn dann zusammen in ihrer Garderobe durchgegangen. Sie hatte Erdbeerkuchen und Kaffee da. Das ist mir in schöner Erinnerung geblieben.

Am 12. Juni kommen Sie nun mit dem roten Sofa nach Wedel. Sind Sie schon einmal in Wedel gewesen?

Dibaba: Ist das eine ernst gemeinte Frage? Selbstverständlich war ich schon in der Weltstadt Wedel. Sogar sehr oft. Meine Familie und ich gehen beispielsweise gerne Minigolfspielen.

Wie bitte?

Dibaba: Na ja, Minigolf. Da gibt es doch diese Anlage direkt gegenüber vom Schulauer Fährhaus. Dort kann man super Minigolfspielen. Etwas windig manchmal aber sehr schön. Zudem bin ich mit meiner Band "Real Time" beim Hafenfest aufgetreten. Aber das ist etwas her.

Die Erlöse aus "Promi-Plauderei - Das rote Sofa in Wedel" gehen in diesem Jahr zum einen an den Sportverein SC Rist und zum anderen Teil an den Segel-Verein Wedel-Schulau zugunsten der Jugendarbeit. Haben Sie je eins von beiden gemacht, gesegelt oder Basketball gespielt?

Dibaba: Mitgesegelt: Ja. In Ballspielen aller Art bin ich total untalentiert. Ganz im Gegensatz zu meinem Vater.

Die Veranstaltung beginnt am 12. Juni um 20 Uhr im Schuppen 1. Karten gibt es für 12,50 Euro an der Abendkasse oder im Vorverkauf beispielsweise in der Wedeler Stadtbücherei, Rosengarten 6, und im Buchhause Steyer, Bahnhofstraße 50-52.