Pro-Pinneberg-Streiter Niels Jonas sagt, der Fokus richte sich zu sehr auf große Firmen. Jonas trifft damit offenbar den Nerv mancher Kunden, wie eine Umfrage des Abendblatts zeigt.

Pinneberg . Niels Jonas ist niemand, der nur meckert. Im Gegenteil. Der 69 Jahre alte Pinneberger engagiert sich seit langem und in vielfacher Weise in "seiner" Stadt. Jetzt hat sich Jonas, der im Berufsleben zum Beispiel den Planungsstab im Hamburger Rathaus unter Bürgermeister Henning Voscherau geleitet hatte, erneut zum Thema Innenstadt zu Wort gemeldet. Nach Meinung des Planungsfachmanns, ehemals unter anderem Chef der Staatskanzlei in Sachsen-Anhalt, geht ein Teil der Bemühungen ums Sorgenkind City ins Leere.

"Die Überlegungen zur Belebung der Innenstadt sind bisher stark auf die Ansiedlung von großen, namhaften Firmen fokussiert. Dieser Ansatz ist, fürchte ich, nicht weiterführend", so Jonas. Er plädiert stattdessen dafür, einen bunten Branchenmix kleinerer Läden in die Fußgängerzone zu holen.

Jonas trifft damit offenbar den Nerv mancher Kunden, wie eine Umfrage des Abendblatts zeigt. So wünscht sich Verkäuferin Nicole Bormann, 40, wieder ein Teegeschäft und Läden für Kinderkleidung in der City. Auf der Wunschliste der 40-Jährigen steht aber auch eine Filiale der Modemarkt-Kette H & M. Danach steht auch Jenny Bischoff, 15, der Sinn: "Läden für junge Leute fehlen."

Jurist Stefan Mirwaldt sagt: "Was fehlt, ist ein Elektronikmarkt. Sympathisch sind vor allem kleine bunte Geschäfte." Und Rentner Dirk Dürkob erinnert sich an die Zeiten der guten alten Tante-Emma-Läden zurück: "Die vielen Leerstände sind ein Trauerspiel. Die großen Ketten machen die kleinen Läden kaputt."

"Wir kriegen hier nach Pinneberg keine großen Firmen hin", sagt Jonas, der vor drei Jahren im Zuge der Debatten um die Innenstadtentwicklung die Gruppe "Pinneberg mit Zukunft" mitgegründet hatte. Die Pro-Pinneberg-Initiative, die eine eigene Imagebroschüre auflegte, gab den Staffelstab an den Ende 2011 gegründeten Verein für Stadtmarketing weiter, wie es Jonas formulierte.

"Intelligent wäre eine Ansiedlung von Klein- und Kleinstläden wie Tee- oder Keramik- und Töpfereigeschäften", sagt der Pro-Pinneberg-Streiter. In der Flensburger Innenstadt sei dies gelungen. Laut Jonas muss ein Konzept zur Innenstadtbelebung her, das junge kreative Leute nach Pinneberg lockt, die hier ein Geschäft eröffnen.

Niels Jonas, der sich als 2. Vorsitzender im Förderverein des Kreiskulturzentrums Landdrostei engagiert, möchte Kultur und Kommerz im Herzen von Pinneberg vereinen. "In der jüngsten Befragung zu Pinneberg hieß es, wir hätten zu wenig Kultur. Das stimmt nicht. Wir müssen dies sichtbarer machen. Eine Idee wäre, einen Pavillon auf dem Drosteiplatz zu bauen, in dem alle Infos zu Kultur und anderen Veranstaltungen zu finden sind."

Am Dienstagabend tagte auf Einladung des Stadtmarketings der Arbeitskreis Einzelhandel. "Es gibt eine klare Tendenz unter den Kaufleuten, dass die Belebung der Leerstände Priorität haben soll", sagt Citymanager Dirk Matthiesen. Aus diesem Meinungsbild leite er für sich einen Auftrag ab, so der Geschäftsführer des Stadtmarketings.

Dazu befragt, was im Branchenmix fehle, antwortet Matthiesen: "Es wird immer wieder vor allem nach dem Segment Unterhaltungselektronik gefragt. Außerdem nach Mode- und Schuhläden und Porzellangeschäften. Was fehlt ist ein Kurzwarensortiment, wie es früher Karstadt angeboten hat."

In den vergangenen Wochen war in Pinneberg damit begonnen worden, leere Ladenlokale mit Live-Musik zu bespielen oder mit Kunstbildern zu verschönern. Der Citymanager sagt, es gehe insbesondere auch darum, die Immobilienbesitzer stärker einzubeziehen: "Das Wichtigste ist, das Vertrauen der Eigentümer zu gewinnen und ihnen klar zu machen, dass wir ihnen bei ihren Interessen helfen."

Die Mitglieder des Arbeitskreises Einzelhandel haben es sich laut Matthiesen zum Ziel gesetzt, per Umfrage zu ermitteln, was den Kunden an Angeboten fehlt. Dann sollen die Innenstadt-Kaufleute über ihre Netzwerke gezielt versuchen, bestimmte Ladenbetreiber nach Pinneberg zu holen.

Bürgermeisterin Urte Steinberg spricht von einer Strategie der kleinen Schritte - und verweist auf die jüngste Neueröffnung von Woolworth am Fahltskamp.