Sir Julian moderiert das große Kleinkunstfestival in Pinneberg. Im Abendblatt-Interview erzählt er, warum das Spektakel etwas Besonderes ist

Pinneberg. Sir Julian wird am ersten Juniwochenende beim Comedy & Arts das Pinneberger Publikum an zwei Tagen durch die 40 Shows der zehn Straßenkünstler führen.

Der bürgerliche Name des Showkellners, Stelzenläufers, Jongleurs, Schauspielers, März-Wettkönigs bei "Wetten, dass . . ." und Moderators lautet Julian Böhme. Der 1975 in Stuttgart geborene Kleinkünstler lebt heute in Lauenbrück im Landkreis Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen. Zum Kreis Pinneberg pflegt das Multitalent eine enge Verbindung. Nicht nur, weil er in diesem Jahr bereits das zweite Mal so galant wie charmant das Kleinkunstfestival in der Pinneberger City moderieren wird.

Hamburger Abendblatt:

Freitag sind Sie in Kuwait in einer Produktion für den englischen Promi-Koch Jamie Oliver aufgetreten, am vergangenen Wochenende haben Sie im Wendland die Lachparade der kulturellen Landpartie angeführt. Wo kann man Sie denn noch so erleben?

Julian Böhme:

An diesem Wochenende trete ich beim Gesundheitstag in Herdecke auf, Ende Mai in Brunkensen in der Nähe von Hannover als Teil des Duos klirr deluxe und am ersten Juniwochenende bin ich natürlich in Pinneberg der Moderator von Comedy & Arts.

Haben Sie ein Lieblingsfestival?

Böhme:

Die liebsten Kulturveranstaltungen sind uns Kleinkünstlern die, bei denen tatsächlich die Kleinkunst im Mittelpunkt steht und nicht am Rande mitläuft. Wenn die Menschen wegen der Kleinkunst und wegen uns an den Ort kommen. Dazu zählt das Kleine Fest im Großen Garten in Hannover. Comedy & Arts in Pinneberg zählt auch dazu.

Spätestens seit März 2013 kennt Deutschland Sie aus dem TV. Mit Ihrer Hammernummer sind Sie Wettkönig bei "Wetten, dass . . ." geworden sind. Hat Ihnen dieser Auftritt viele neue Aufträge beschert?

Böhme:

Ich bin in meinem Beruf gut beschäftigt. "Wetten, dass . . ." hat dazu geführt, dass meine Kunden entscheidungsfreudiger geworden sind. Die sagen sich: Wenn dieser Kerl vor acht Millionen Zuschauern eine gute Figur macht, dann macht er das auch bei uns.

Warum stehen Sie in Pinneberg nicht als Künstler auf der Bühne?

Böhme:

Ganz einfach. Ich wurde vor zwei Jahren gefragt, ob ich Lust hätte, den Conferencier zu mimen. Das mache ich gerne. Ich moderiere ja auch meine eigenen Shows. Wenn ich zum Beispiel als Showkellner arbeite, moderiere ich die Gänge an und ab.

Wie sind sie Kleinkünstler geworden? Haben sie das gelernt?

Böhme:

Ich war als Kind so etwas wie ein Klassenkasper. Mit 13 Jahren habe ich angefangen zu jonglieren. Das machte Spaß und so konnte ich rumkaspern, ohne unangenehm aufzufallen. Das hat mir gut gefallen.

Was haben Sie denn gelernt?

Böhme:

Ich bin gelernter Landwirt. Ich wollte ursprünglich als Landwirt in der Entwicklungshilfe arbeiten. Ich bin von Stuttgart aus aufs Land gegangen und habe auf einem Bauernhof eine Ausbildung gemacht.

Wo genau?

Böhme:

Auf dem Hof Schümann in Brande-Hörnerkirchen.

Ach! Dann sind Sie ja mit den Pinnebergern bestens vertraut.

Böhme:

Ja. Ich habe in Pinneberg oft für Hof Schümann auf dem Markt gestanden und Waren verkauft.

Und wie wird aus einem Landwirt ein Straßenkünstler?

Böhme:

Ich musste mir damals für meinen Motorrad- und Autoführerschein was dazu verdienen und habe mich auf meine Fähigkeiten besonnen. 1991 bin ich erstmals öffentlich in Stuttgart für Geld aufgetreten und wusste daher: Das ist auch ehrliche Arbeit. 1999 bin ich in die Selbstständigkeit gewechselt, nachdem ich meinen ersten Auftritt für Gage in Elmshorn bei der Telekom über die Bühne gebracht hatte.

Comedy & Arts gibt es in diesem Jahr zum elften Mal. Es heißt, das Pinneberger Kleinkunstfestival habe inzwischen einen sehr guten Ruf in der Szene.

Böhme:

Das stimmt. Das Pinneberger Festival ist etwas Besonderes. Es ist wie eine Familienfeier. Hier treffen sich immer richtig tolle Kollegen, die unglaublich kollegial miteinander umgehen. Alle freuen sich, sich wiederzusehen und in so schöner Atmosphäre ein Wochenende gemeinsam zu arbeiten

Vor zwei Jahren haben die teilnehmenden Künstler beschlossen, das für die Publikumssieger vorgesehene Preisgeld untereinander gleichmäßig aufzuteilen.

Böhme:

Ja. Das ist der Charakter von Comedy & Arts in Pinneberg. Hier treffen die Künstler zwar im Wettbewerb, aber als Kollegen aufeinander. Sie arbeiten nicht gegeneinander, sondern miteinander. Sie schauen sich die Shows der Kollegen an, inspirieren sich und helfen sich gegenseitig aus. Und das Publikum ist toll. Es geht mit, ist dankbar und lässt sich begeistern.

Wenn Sie sich etwas für Comedy & Arts 2013 wünschen dürften, was wäre das?

Böhme:

Gutes Wetter! Vom Wetter hängt das ganze Festival ab. Der ganze Jubel nützt nichts, wenn der Künstler auf regennasser Bühne ausrutscht. Das ist mein einziger Wunsch. Gutes Wetter. Dann kommen viele Zuschauer. Alle haben Spaß und freuen sich über die tollen Shows.