Moses Mertens wird bei der Kommunal- und Kreistagswahl am 26. Mai, seinem 16. Geburtstag, erstmals wählen

Haseldorf. Lange ausschlafen, dann ein leckeres Frühstück, Geschenke auspacken und nachmittags Kaffee und Kuchen mit Eltern und Großeltern. So sieht wohl der Plan der meisten Jugendlichen aus, deren Geburtstag auf ein Wochenende fällt. Ausschlafen wird Moses Mertens wahrscheinlich, und auch gegen Geschenke und Kuchen hat er sicher nichts einzuwenden. Allerdings steht noch ein weiterer Programmpunkt auf seinem Geburtstagsplan, denn Moses hat am Sonntag, 26. Mai - dem Tag der Kommunal- und Kreistagswahl 2013 - Geburtstag. 16 Jahre alt wird er an diesem Tag.

Der Zehntklässler hat sich, als dann wahlberechtigter Erstwähler, natürlich vorbereitet. "Wir sind die Wahlprogramme der Parteien für die Kreistagswahl in der Schule durchgegangen", sagt Moses. "Wir haben die Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Schwerpunkte der Programme erarbeitet und diskutiert. Dadurch haben wir einen ganz guten Überblick bekommen." Als Erstwähler gehört er zu einer Zielgruppe, die für die Parteien wichtig, aber schwierig zu gewinnen ist.

Was sind die Themen, die einen 16-Jährigen beschäftigen und ihn dazu bewegen, seine Stimme einer Partei zu geben? "Schnelleres Internet, zum Beispiel durch Glasfaserkabel, Natur- und Umweltschutz, Bildung und öffentliche Verkehrsmittel sind für mich wichtige Themen", sagt Moses. "Die Internetverbindung bei uns Zuhause ist nicht so toll, deshalb finde ich es gut, dass Haseldorf an das Breitbandnetz angeschlossen werden soll. Das ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung." Er wünscht sich auch eine Verbesserung der Busverbindung zwischen Haseldorf und Uetersen beziehungsweise Wedel. "Der letzte Bus nach Uetersen fährt um 18.30 Uhr, nach Wedel etwa um 22 Uhr, danach muss man mit dem Rad fahren", sagt der Zehntklässler. "Es wäre gut, wenn später noch Busse fahren würden, wenigstens am Wochenende."

Auch um Bildung macht sich Moses Mertens Gedanken, denn mit seinem 16. Geburtstag rückt langsam auch das Abitur in den Fokus. "Ich finde das Turbo-Abi nicht gut. Es bedeutet zwar ein Jahr weniger Schule, dafür aber auch mehr Stress und weniger Zeit für Hobbys und Freunde", sagt der Schüler der Elmshorner Waldorfschule. "Außerdem bin ich der Meinung, dass jeder freien Zugang zu Bildung erhalten sollte. Es darf keine Rolle spielen, wie viel die Eltern verdienen, wenn es ums Lernen geht", sagt Moses.

Er sei froh, wählen zu dürfen und wolle dies auf jeden Fall tun. "Wenn ich mitbestimmen darf, will ich das auch machen", sagt er. "Außerdem hilft jede nicht abgegebene Stimme doch indirekt der NPD. Das will ich auf keinen Fall."

Von der so oft bemängelten Politikverdrossenheit unter Jugendlichen spüre er in seinem Freundeskreis nichts, sagt Moses. "Wir sprechen schon viel über die Wahlen. Gerade bei der Kommunalwahl kann man ja seine Interessen gut vertreten." Für seine kleine Heimatgemeinde hat er auch einige Verbesserungsvorschläge: "In unserer Straße, dem Altenfeldsdeich, sollten der Fußweg und die Fahrbahn mal erneuert werden, die sind in sehr schlechtem Zustand", so der Haseldorfer Erstwähler. "Außerdem sollten öfter Geschwindigkeitskontrollen in der 30er-Zone und am Ortseingang aus Richtung Wedel durchgeführt werden. Viele Leute fahren da viel zu schnell, weil sie von der Landstraße aus Hetlingen direkt in die Ortschaft rauschen können." Auf keinen Fall dürften die Bolzplätze in Haseldorf verschwinden, sagt er. "Die sind super, auch weil es in der Gemeinde gleich zwei davon gibt."

Für ihn seien Themen entscheidend und auch, ob die Parteien sich Gedanken über die Umsetzung ihrer Ziele gemacht hätten, sagt er. "Viele Politiker sagen immer nur, was sie alles machen wollen, aber nicht, wie das funktionieren soll. Das klingt dann nach leeren Versprechungen." Der Parteihintergrund spielt für ihn eine untergeordnete Rolle. "Ob es nun Christ- oder Sozialdemokraten sind, ist mir fast egal. Die Parteiprogramme überschneiden sich sowieso in vielen Punkten", sagt Moses. "Naturschutz zum Beispiel steht heutzutage wahrscheinlich in so gut wie jedem Wahlprogramm."

Wen er am 26. Mai wählen wird, weiß Moses Mertens schon jetzt. "Für die Kommunalwahl in Haseldorf muss ich mich ja bloß zwischen der SPD und der CDU entscheiden", sagt er. Auch bezüglich der Kreistagswahl sei seine Entscheidung bereits gefallen. "Für wen, verrate ich natürlich nicht."