Schüler aus Barmstedt untersuchen die geplante Heirat von Uetersen und Tornesch

Barmstedt/Uetersen/Tornesch. Wie Kommunalpolitik am praktischen Beispiel erfahrbar wird, untersuchte jetzt der Kurs für Wirtschaft und Politik des Abitur-Jahrgangs am Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnsium. Dabei befassten sich Jule Dittmer, 17, Maren Stümke, 17, Luise Johannigmann, 18, und Sofia Elisa Chirivi, 19, mit der geplanten Städtefusion Uetersen-Tornesch. Die Abiturientinnen befragten dazu die Bürger auf der Straße und die beiden Bürgermeister, besuchten eine Einwohnerversammlung und analysierten das Fusionsgutachten. Ihr Fazit: Die Bürger seien nicht ausreichend informiert über das Projekt und deren Folgen. Viele Vorurteile würden die Debatte beherrschen. Und das Gutachten liefere zu wenig handfestes Datenmaterial.

"Wir würden uns wünschen, dass es klappt", sagt Sofia Elisa. "Es ist an sich eine schöne Idee", ergänzt Jule. "Aber die Bürger müssten besser informiert werden", sagt Maren. "Wenn es im dritten Anlauf nicht klappen sollte, wäre es wohl für immer gescheitert", meint Luise. Die Schülerinnen hatten kompetente Gesprächspartner. Torneschs Bürgermeister Roland Krügel nahm sich viel Zeit, die Abiturientinnen vom Sinn und Zweck seines Lieblingsprojekts zu überzeugen, das er am liebsten schon mit Andrea Hansens Vorvorgänger Karl Gustav Tewes in den 90er-Jahren auf den Weg gebracht hätte.

Wenn Uetersen und Tornesch zu einer 30.000 Einwohner zählenden Stadt verschmolzen würden, würden die Kosten einer kompletten Stadtverwaltung eingespart und die Bedeutung der dann viertgrößten Stadt im Kreis für Wirtschaft und neue Bürger erheblich steigen, so das Credo Krügels, der es sich auch nicht nehmen ließ, bei der Vorstellung der Ergebnisse in die Schule nach Barmstedt zu kommen. Seine Amtskollegin Hansen schien dagegen keine so große Verfechterin dieser Fusion zu sein. "Mit ihr war es ein Tür- und Angelgespräch", sagt Maren. An ihren Umfrageergebnissen waren aber beide Verwaltungschefs sehr interessiert. So befragten die vier Schülerinnen an einem Vormittag jeweils 50 Bürger in Uetersen und Tornesch.

Was sie dabei herausfanden, spricht eher nicht dafür, dass am 22. September der Bürgerentscheid eine Mehrheit für die Fusion der Nachbarorte bringt. Viele wussten gar nicht, worum es geht, oder äußerten die bekannten Vorurteile, dass sich die eine Stadt der anderen unterwerfen oder deren Schulden übernehmen müsse. Einigen war das Thema auch ziemlich egal. "Es herrscht Uneinigkeit und eine diffuse Angst vor der Fusion in beiden Städten vor", fasst Luise das Ergebnis zusammen.

Die guten Ansätze, dass hier eine Städtefusion von langer Hand geplant, von einem unabhängigen Gutachter begleitet und letztlich von der Bevölkerung bewertet werden soll, würden durch den Mangel an Transparenz konterkariert, kritisieren die Schülerinnen. Doch es sei noch nicht zu spät, dieses Manko aufzufangen, sie raten der Verwaltung und Politik in Uetersen und Tornesch zu einer großen Informations- und Werbekampagne für die Fusion. So könnte schon jetzt ein Wettbewerb um den künftigen Namen der neuen Stadt ausgerufen werden, der erst nach einem positiven Bürgerentscheid gefunden werden soll.

Die zweimonatige Arbeit am konkreten Politik-Beispiel in der Region, die ihnen eine Eins einbrachte, hat allen sehr viel Spaß gemacht. "Wir haben gelernt, wie unsere Demokratie vor Ort funktioniert", sagen die Schülerinnen, "und auch mit wie viel Bürokratie sie verbunden ist."