Eine Glosse von Jan-Eric Lindner

Zwei Folgen hat es, wenn über der Einfahrt zum trauten Heim die einzig hohe Tanne der gesamten Umgebung in den Himmel ragt.

Erstens: Das dort abgestellte Auto - in diesem Falle also meins - ist auch an Sonnentagen kühler als das der Nachbarn. Zweitens: Ich kann das Gefährt jederzeit unter Hunderten baugleichen Exemplaren identifizieren. Was an den vielen weißen Flecken liegt, die es dank seines Standplatzes unter dem bestfrequentierten Taubenklo der Region aufweist.

Nun hält das Internet eine Menge Tipps parat, die dem Betroffenen helfen sollen, dem ätzend-weißen Niederschlag Herr zu werden. Ich habe sie alle befolgt, geholfen hat keiner.

Ich warf Tennisbälle, ich klatschte fortwährend in die Hände, wenn ich unter dem Nadelbaum entlanglief. Die Tauben ließen sich nicht beeindrucken, dafür rieben sich die Nachbarn verwundert die Augen. Jüngst habe ich mir eine Zwille zugelegt, weil das Internet behauptete, dass Tauben sich erschreckten, wenn in der Nähe ihres Sitzplatzes Kichererbsen gen Himmel schössen. Tun sie aber nicht. Also ließ ich mir einen Laserpointer kommen, mit dem ich nächtelang grüne Strahlen durch die Zweige schickte. Einmal dürfen Sie raten, welchen Effekt meine Bemühungen zeitigten.

Nun las ich, man solle den betroffenen Bereich möglichst intensiv mit Leben füllen. Also lud ich Nachbarn zum Feiern im Tannenschatten ein. Einziges Resultat: Ein Kater am nächsten Morgen und ein weißer Fleck auf dem Hemd.