Erstmals treten vier Parteien und Wählergruppen bei der Kommunalwahl im Hamburg-nahen Ort an

Bönningstedt. Die politische Landschaft in Bönningstedt mit seinen 4400 Einwohnern ist bunter geworden. Erstmals stellen sich vier Parteien und Wählergruppen dem Votum der 3657 Wahlberechtigten bei der Kommunalwahl: Neben den drei jetzigen Ratsfraktionen Bönningstedter Wählergemeinschaft (BWG), CDU und SPD treten erstmals die Grünen bei einer Wahl in der südöstlichsten Gemeinde des Kreises Pinneberg an. Ihre Spitzenkandidaten sind überwiegend ehemalige Mitstreiter der BWG, die vor fünf Jahren erstmals stärkste Fraktion wurde und zurzeit neun der 19 Gemeindevertreter stellt. Die CDU hatte 2008 sechs, die SPD vier Mandate errungen.

Mit Bürgermeister Peter Liske an der Spitze geht die BWG wieder ins Rennen. Der 50 Jahre alte Diplom-Mathematiker und Geschäftsführer eines IT-Systemhauses am Hamburger Flughafen formuliert das Wahlziel so: "Wir wollen die stärkste Fraktion in Bönningstedt bleiben." Weitere Ziele seien eine Verschlankung der gemeindlichen Infrastruktur, die mit der Ausamtung aus dem Amt Pinnau begonnen habe und nun mit der Übertragung des Abwassernetzes an die Hamburger Stadtentwässerung fortgesetzt werde.

Das Gemeindebüro, das nun unter der Aufsicht der Stadt Quickborn steht, solle wieder bürgerfreundlich funktionieren und der Verkehr im Ort beruhigt werden. "Die BWG steht weiterhin für transparente Informationen. Eine Verquickung von Einzel- und Gemeindeinteressen wird es mit uns nicht geben", verspricht Liske.

Die CDU setzt wieder auf Rolf Lammert, 67, als Spitzenkandidaten. Ihr Wahlziel sei, wieder stärkste Ratsfraktion zu werden, wie sie dies jahrzehntelang in der Gemeinde war, kündigt der CDU-Fraktionschef Lammert an, der Vertriebsleiter des Tesa-Konzerns war. "Die Wähler können von uns eine vertrauensvolle, verlässliche und bürgernahe Politik erwarten", sagt er.

Mit den Steuergeldern solle sorgsam umgegangen werden, sodass sich die angespannte finanzielle Lage Bönningstedts bessere. Auch die Stärkung von Handel, Gewerbe und Dienstleistungsfirmen solle dazu beitragen. Die Kinderbetreuung will die CDU dem demografischen Wandel anpassen, so Lammert. "Wir wollen eine Baupolitik mit Augenmaß, wie zum Beispiel Schließung von Baulücken."

Die SPD hat den Real- und Sonderschullehrer Karl-Heinz Franze auf Listenplatz 1 gewählt. "Unser Wahlziel hätten wir erreicht, wenn wir unser Ergebnis von 22,2 Prozent im Jahre 2008 um vier Punkte verbessern könnten" sagt er. Sich dieser Minderheitsposition bewusst, würde er auch nicht als Bürgermeisterkandidat antreten, sagt der Vorsitzende des Beirats für Schule und VHS. Der Erhalt der Bürgerstuben als Sportlertreff und Versammlungsort der örtlichen Gremien sei der SPD wichtig, so Franze. Einen neuen Flächennutzungsplan wollen die Genossen auf den Weg bringen und die Ganztagsbetreuung an Grund- und Gemeinschaftsschule ausbauen. VHS und Bücherei sollen als Orte des lebenslangen Lernens für die Zukunft gesichert werden.

Die erst im April gegründeten Grünen gehen mit der Politologin, Bio-Bäuerin und Galloway-Rinderhalterin Resy de Ruijscher, 46, an der Spitze in die erste Kommunalwahl in Bönningstedt. Sie wolle sich einsetzen für weniger Verkehrslärm durch intelligente Verkehrslenkung. "Wir brauchen mehr Blumen, mehr Bäume, mehr Natur im Dorf", fordert de Ruijscher. Das soziale Miteinander im Ort möchten die Grünen durch eine Vernetzung von Politik, Vereinen, Verbänden und Kirchen erreichen. "Mit uns wird es keine Hinterzimmerpolitik geben, sondern transparente Entscheidungen." Die Grünen würden auf eine maßvolle Baupolitik achten und kein Geld für Prestigeprojekte ausgeben, so de Ruijscher.

Außerdem soll es neue Formen der Bürgerbeteiligung geben.