Das Binnenschiff “Klostersande“ ist zurück in Elmshorn. Ein Trio will den Getreidefrachter zu einem Museumsschiff machen.

Elmshorn. Wer größer als 1,80 Meter ist, muss auf der Brücke der "Klostersande" den Kopf einziehen. Im Steuerstand des Binnenschiffes ist es eng, aber gemütlich. Es dominieren braune Hölzer und museumsreife Geräte. Gesteuert wird nicht per Joystick, sondern über ein altes schwarzes Rad. Der klobige Bildschirm des Radargerätes wirkt genau so anachronistisch wie die Empfänger für Binnenschiffer- und Seefunk. Und natürlich gibt es keine digitalen Anzeigen für Geschwindigkeit und Ruderstand.

"Das alles ist noch der Originalzustand von 1968", sagt Hans W. Barzel. Und der Elmshorner fügt hinzu: "Das Schiff hat etwas Rost angesetzt, aber ansonsten funktioniert alles tadellos." Davon konnte sich Barzel vorigen Dienstag selbst überzeugen. Er war mit an Bord, als die "Klostersande" von Hamburg-Entenwerder über Dove-Elbe, Elbe und Krückau in ihren alten Heimathafen Elmshorn zurückkehrte.

1968 ließen die Köllnflocken-Werke das 55 Meter lange und 6,62 Meter breite Schiff zum Hafer-Transport vom Hamburger Hafen nach Elmshorn bauen. Die Flotte bestand einst aus vier Schiffen, die "Klostersande" war das größte und das letzte Schiff, das eingesetzt wurde. Am 21. November 2000 verließ der Getreidefrachter nach Außerdienststellung den Elmshorner Hafen. Jetzt soll er dort dauerhaft bleiben - als fahrbares Museumsschiff. Treibende Kraft hinter der Initiative sind Hans W. Barzel, Peter Bohn und Uwe Heine. Alle drei haben eine enge Beziehung zu Schiffen und Wasser. Barzel ist Vorsitzender des Segler-Vereins Elmshorn (SVE), Bohn Vize-Chef der Wassersport- und Yachthafengemeinschaft Krückaumündung (W.Y.K.), und Heine war als ehemaliger Binnenschiffer jahrzehntelang im Einsatz. "Ich habe noch mein Kapitänspatent und könnte die 'Klostersande' fahren", sagt Heine.

Das Trio will in Kürze zu einer Gründungsversammlung für einen Förderverein einladen. "Unser Ziel ist es, Geld aufzutreiben, um die 'Klostersande' kaufen und unterhalten zu können", so Barzel weiter. Der Eigentümer des Schiffes, der Hamburger Transportunternehmer Andreas Bätjer, hat einen Preis von 80.000 Euro genannt. "Er ist einverstanden, dass die 'Klostersande' zunächst auf unbegrenzte Zeit in Elmshorn liegen bleibt", sagt Bohn.

Zeit für die Initiatoren, das Geld aufzutreiben - und das Schiff einer genauen Inspektion zu unterziehen. Von der Brücke führt eine enge Treppe in die Kombüse, deren Herzstück ein alter Gasherd ist. Links liegt die Kabine des Bootsmanns, daneben die Gästekoje. Das Mobiliar stammt aus dem Baujahr. Das gilt auch für den Salon, der sich an die Küche anschließt. Eine Sitzbank, zwei zerschlissene Polstersessel, ein brauner Holzschrank. An den Wänden hängen Bilder aus der Glanzzeit des Schiffes. "Selbst die Trockenblumen auf dem Tisch könnten von damals stammen", sagt Heine. In der benachbarten Kapitänskajüte liegen die Bordbücher. "Jeder Ölwechsel, jede Inspektion der Maschine ist handschriftlich eingetragen", staunt Barzel.

Im Maschinenraum arbeitet eine 300 PS-Diesel Maschine von Deutz mit 1500 Umdrehungen. Daran schließen sich die beiden Frachträume an. Sie sind knapp 19 Meter lang, 6,40 Meter breit und drei Meter hoch. "Da kann man Fußball drin spielen", sagt Barzel.

Wie die Frachträume künftig genutzt werden können, darüber wollen sich die Initiatoren später Gedanken machen. Ideen gibt es bereits - etwa als Café oder Veranstaltungsstätte für Musik, Theater und Lesungen. "Mein Wunsch wäre es, dass die 'Klostersande' den Charakter als fahrbereites Frachtschiff behält", sagt Barzel. Zunächst müssten weitere Mitstreiter gefunden werden, die das Schiff vor der Schrottpresse bewahren wollen.

Der Beginn ist verheißungsvoll. Als die "Klostersande" sich die Krückau heraufkämpfte, säumten viele Menschen die Deiche. Im Elmshorner Hafen warteten 100 Menschen auf die alte Lady. Und seit sie am Nordufer vertäut ist, halten dort täglich Autos mit "Seh-Leuten". "Wir wollen das Schiff ins Spiel bringen", sagt Bohn. Eine erste Gelegenheit ergibt sich am 8. und 9. Juni, wenn anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Tor zur Elbe - Hafen im Gezeitenwandel" eine "Schipperparade" im Elmshorner Hafen stattfindet.