Der einstige Getreidefrachter soll am Dienstag den Elmshorner Hafen anlaufen. Pläne für Museums- und Veranstaltungsschiff. Die “Klostersande“ symbolisiert ein Stück Hafen- und Industriegeschichte Elmshorns.

Elmshorn. Bekommt Elmshorn ein Museumsschiff? Nach mehr als zwölf Jahren kehrt am Dienstag, 14. Mai, die "Klostersande" in den Elmshorner Hafen zurück. Das einstige Flaggschiff der Köllnflockenwerke, das von 1968 bis 2000 regelmäßig die Krückaustadt anfuhr, soll dort zum Dauergast werden. "Unser Ziel ist es, einen Förderverein zu gründen, um die finanziellen Mittel zum Kauf der 'Klostersande' aufzutreiben", sagt Hans Barzel, Vorsitzender vom Segler-Verein Elmshorn (SVE). Das Binnenschiff könnte für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden.

Die "Klostersande" symbolisiert ein Stück Hafen- und Industriegeschichte Elmshorns. 1968 für die Köllnflockenwerke und speziell für den Einsatz auf der Krückau gebaut, transportierte sie auf 1676 Reisen Getreide zur Müslifabrik. Die Flotte bestand zu den Glanzzeiten aus vier Schiffen. Übrig blieb die "Klostersande". Sie litt jedoch unter der zunehmenden Verschlickung der Krückau und des Hafens. Statt der möglichen 442 Tonnen Getreide konnte das Schiff zuletzt nur noch 200 Tonnen transportieren. Der Fluss gab einen Tiefgang von zwei Metern bei voller Ladung nicht mehr her.

Im Jahr 2000 stellten die Köllnflockenwerke das Schiff außer Dienst, nachdem zuletzt ein jährliches Defizit von 75.000 Euro anfiel. Als die "Klostersande" am 21. November 2000 ablegte, war das Kapitel des Gütertransportes auf der Krückau beendet. Der damalige Schipper Günter Holtz war der letzte seines Berufsstandes mit Heimathafen Elmshorn. Er ging in Rente. Sein 55,09 Meter langes und 6,62 Meter breites Schiff, das über eine 300-PS-Maschine verfügt, wurde verkauft. Der neue Eigentümer wollte die "Klostersande" als Zulieferer für große Seeschiffe nutzen, dieses Projekt scheiterte jedoch.

Vor zwei Jahren übernahm Andreas Bätjer, Chef der Firma PAN Pontonanlage Norderelbe, das Schiff. Er machte die "Klostersande" wieder flott, wollte sie erneut zum Gütertransport auf Binnenflüssen einsetzen. Das Schiff ist TÜV-geprüft, bis 2017 klassifiziert und in einem "1 a-Zustand", wie Bätjer versichert. Aber er sagt weiter: "Es hat sich leider herausgestellt, dass ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich wäre. Dafür ist die Tonnage zu klein."

Die Rückführung nach Elmshorn stieß das Industriemuseum an. Dort war eine Sonderausstellung zum Elmshorner Hafen geplant - und zwar idealerweise an Bord der "Klostersande", so die Idee der Organisatoren. Bätjer stimmte zu. Was folgte, war eine öffentliche Debatte, ob es das in Hamburg-Entenwerder liegende Schiff angesichts der Verschlickung der Krückau überhaupt bis in den Elmshorner Hafen schaffen würde. Daraufhin ließ das städtische Museum den Plan fallen.

Allerdings war der Ehrgeiz von Schiffsenthusiasten wie Hans Barzel geweckt. Und auch der pensionierte Schipper Günter Holtz stieß dazu. Beide glauben, genau wie Bätjer, dass die Fahrt mit einem Tiefgang im Leerzustand von maximal 1,30 Metern unproblematisch ist. Die Folge: Am 14. Mai legt die "Klostersande" mit Holtz am Ruder zwischen 10 und 11 Uhr in Hamburg ab. Geht alles gut, wird das Schiff mit der Springtide das Krückausperrwerk passieren und am späten Nachmittag in Elmshorn einlaufen.

"Ich hoffe, dass viele Leute auf den Deichen stehen und dem Schiff einen großartigen Empfang bereiten werden", sagt Barzel. Er ist zuversichtlich, über den noch zu gründenden Förderverein genügend Mittel für den Kauf und die notwendigen Umbauten zum Museums- und Veranstaltungsschiff zusammenzubekommen. 80.000 Euro ruft der jetzige Eigentümer als Kaufpreis auf. Mehrere Elmshorner Firmen sollen Bereitschaft signalisiert haben, Geld beizusteuern. Ob auch die Köllnflockenwerke dabei sind, will Barzel nicht verraten. "Das Schiff verfügt über zwei große Laderäume, die ideal für Veranstaltungen oder Ausstellungen wären", sagt er. Das Schiff solle nicht nur im Hafen liegen, sondern auch Touren über die Krückau machen. Barzel: "Mir ist auch wichtig, dass der Frachtschiffcharakter erhalten bleibt."

Dass die "Klostersande" Elmshorn erhalten bleibt, findet auch der Erste Stadtrat Volker Hatje gut, auch wenn das Schiff eigentlich "ein bisschen früh" komme. So gebe es zwar Überlegungen, den Elmshorner Hafen aufzuwerten, eventuell das Hafenbecken zu verbreitern und einen Museumshafen einzurichten. "Aber Grundvoraussetzung dafür ist, den Hafen auszubaggern." Weil es sich um eine Bundeswasserstraße handelt, wäre der Bund in der Pflicht. Hatje: "Die werden es aber nicht tun." Und die Stadt habe dafür keine Mittel. Es gebe zwar erste Ideen, Geld aus der Stiftung Elbefonds einzusetzen. "Aber das ist alles noch Zukunftsmusik."

Aktueller Dauergast im Elmshorner Hafen ist der 1898 gebaute Ewer "Gloria". Ulrich Grobe ist Schipper und Geschäftsführer des Vereins, der die "Gloria" betreibt. Er steht dem Neuankömmling im Hafen skeptisch gegenüber. "Es ist schön, wenn die 'Klostersande' dort liegt. Aber sie muss auch gepflegt werden, sonst bietet sich bald ein trauriges Bild." Grobe hält einen Umbau des Frachtschiffes zum Ausstellungs- und Event-Dampfer angesichts der Vielzahl der Vorschriften, die zu erfüllen sind, aus finanzieller Sicht für kaum machbar. "Zu Passagierfahrten auf der Krückau wird es allein aus rechtlichen Gründen nicht kommen."