Eine Glosse von Bernhard Ohm

Jüngst flatterte eine "Wahlbenachrichtigung" in meinen Briefkasten. Da ich am Wahltage einige Kilometer von meinem Wahlraum entfernt sein werde, dachte ich sofort an die Möglichkeit der Briefwahl. Dafür benötige ich einen Wahlschein. Voraussetzung für die Erteilung eines Wahlscheines ist ein Antrag, der - wie auf der Benachrichtigung zu lesen ist - elektronisch gestellt werden kann.

Nur wird leider nicht mitgeteilt, wie das zu erfolgen hat; eine Mailadresse fehlt. Also rufe ich die Behörden-Telefonnummer 115 ( . . . wir lieben Fragen!) an. In Kurzfassung erkläre ich mein Anliegen, die freundliche Dame will mich zum zuständigen Beamten nach Elmshorn weiter verbinden.

Das klappt leider nicht, weil sich dort niemand meldet. Ich bekomme Namen und Durchwahl genannt. Nach mehrmaligen Wahlwiederholungen dann eine männliche Stimme, die mir sofort erklärt, dass sie nicht zuständig sei und mir Namen und Durchwahl im Pinneberger Rathaus gibt.

Hier nun wieder eine freundliche Dame, die aber offensichtlich nicht für Briefwahlantragsfragen ausgebildet ist. Sie erklärt mir, dass aus Datenschutzgründen ein Wahlscheinantrag nicht per E-Mail gestellt werden kann. Mein Hinweis, dass aber gerade diese Möglichkeit in der Benachrichtigung genannt wird, führt nun zu dem Angebot "Am besten ist es, wenn Sie morgen mal hier her kommen." Ich bitte sie, mir eine kundige Kollegin zu geben, was nicht geht, weil sie alleine ist . . . Ab hier habe ich aufgegeben.

Da lobe ich mir doch das Wahlsystem in einer Bananenrepublik. Dort geht man zur Wahl, taucht seinen Finger in schwarze Tinte, wählt seinen Volksvertreter und geht wieder. Die Gemeinde- und Kreiswahl muss dieses Mal ohne meine Stimme auskommen. Aber das wird sicher nichts ausmachen.