Eine Glosse von Rainer Burmeister

Haben Sie sich auch schon mal über die langen Wartezeiten an der Bahnschranke zwischen Prisdorf und Tornesch geärgert? Dort, wo die Pinneberger Straße die am meisten befahrene Eisenbahnstrecke im Land kreuzt, stehen sich die Autofahrer alle naslang die Reifen platt. Denn zu den Hauptverkehrszeiten kommt es vor, dass manchmal drei bis vier Züge in einem Rutsch durchgelassen werden, ohne dass sich die Halbschranken heben. Genervte Verkehrsteilnehmer bezeichnen diese Zeitfalle deshalb nicht als beschrankten, sondern als beschränkten Bahnübergang.

Früher hätte ich beim gefühlten 20-Minuten-Zwangshalt auch vor Wut ins Lenkrad beißen können. Doch inzwischen stelle ich gelassen den Motor ab und nutze die Zeit. Gelernt habe ich das von den Stau-Profis in der immer länger werdenden Schlange. Ein Herr mittleren Alters steigt aus, um ein halbes Dutzend Aktenordner vom Kofferraum auf den Rücksitz umzuladen. Vielleicht ein Steuerberater auf dem Weg zum Termin? Drei Autos voraus greift eine junge Frau zu Sprühreiniger und Insektenschwamm. Ganz entspannt beginnt sie damit, die Frontscheibe zu putzen.

Inzwischen habe auch ich begonnen, aktiv zu werden. Während ein Güterzug nach einem Regio und einem ICE die Strecke entlangrumpelt, haue ich auf meinem Laptop diese Glosse in die Tasten. Fehlt nur noch der Schlussgag. Doch auf den müssen Sie heute verzichten, liebe Leser, denn ausgerechnet jetzt geht die Schranke hoch . . .