Auf Aldi-Areal in Uetersen steht noch ein einzelner Bungalow. Dessen Mieterin will nicht ausziehen

Uetersen . Wie eine winzige Trutzburg vor dem letzten Gefecht wirkt er, der kleine gelbe Bungalow an der Reuterstraße/Ecke Lohestraße in Uetersen. Das Wohnhaus steht inmitten einer großen eingezäunten Baustelle. Drum herum nur Sandberge und Baumaschinen. Der Garten wurde von Baggern bis auf wenige Meter vor dem Haus angenagt. Das gesamte umgebende Gelände wurde zuletzt für den geplanten Neubau eines Aldimarktes samt Parkplätzen geebnet, und auch der kleine Bungalow sollte verschwinden. Nur blieb dieser als einziges Gebäude stehen, sehr zur Verwunderung von Autofahrern oder Passanten.

"Grund ist die Weigerung einer Mieterin, aus dem Haus auszuziehen", erklärt Christopher Groth von der Firma Groga Immobilien aus Wilster. Die Firma seines Vaters, die Norda Invest mit Sitz in Vaalermoor, hatte das Grundstück vor einiger Zeit für den Neubau erworben. "Mit dem Kauf wurden auch bestehende Wohnmietverträge übernommen", sagt Groth. Diese seien Mitte vergangenen Jahres aber ordnungsgemäß gekündigt worden, nachdem man sich mit den meisten Mietern gütlich geeinigt habe. Zum Jahresende 2012 seien dann alle ausgezogen, nur die Mieterin der Hausnummer 117 nicht. Sie hatte das finanzielle Angebot des Investors für Umzug und Makler abgelehnt. "Ihr war das Angebot offenbar nicht hoch genug", sagt Groth.

Die Parteien stehen sich mittlerweile vor Gericht gegenüber. "Die erste Instanz des Verfahrens haben wir gewonnen", sagt der Anwalt der Mieterin, Lutz Witt. Er wirft dem Kontrahenten ausschließlich finanzielle Interessen vor. "Hier wurde sehenden Auges vermieteter Wohnraum gekauft, um dann einen Aldi bauen zu lassen, weil das mehr Geld bringt", sagt Witt. Seine Mandantin gehe fast auf die 80 Jahre zu und der Umzug sei für sie eine große Belastung. "Ich sehe die Kündigung ihres unbefristeten Mietvertrages als nicht haltbar". Nächste Woche findet ein weiterer Gerichtstermin statt. "Ich hoffe auf eine Einigung", sagt Investor Groth. Einen Bauverzug gäbe es nicht, auf das Hausgrundstück kämen später nur die Parkplätze.