Männerstimmen der Chorknaben Uetersen wecken bei Kreistournee Lust auf moderne Vokalmusik

Moorrege. 25 Männerstimmen - ein Sound. Kein Wackler, kein Ausrutscher, kein müder Ton. Stattdessen polyphone Frische, Spannung, Präzision und Vielfalt vom Allerfeinsten. Wenn die Tenöre, Baritone und Bässe der Chorknaben Uetersen so gut drauf sind wie bei ihrer Kurztournee durch den Kreis Pinneberg am vergangenen Wochenende, dann sind sie eine musikalische Macht. Dann öffnen die gerade mal der Pubertät entwachsenen "Oldies" der Prestigetruppe aus Uetersen ihren Zuhörern neue, aufregende Klangräume.

Das Programm "Light and Love", mit dem das Ensemble mit der Minitour seine im Herbst bei renommierten Label Rondeau erscheinende gleichnamige CD bewarb, kommt modern daher. Fast alle Stücke stammen von lebenden Komponisten aus halb Europa und wurden zum Teil extra für die Männerstimmen und den Lübecker Saxofonisten Stefan Kuchel geschrieben.

Unter Leitung von Hans-Joachim Lustig verwandelten die Routiniers aus Uetersen diese Steilvorlagen auch bei ihrem Auftritt in der Moorreger Kirche Sankt Michael in aufregende Klangerlebnisse. Gleichzeitig blätterten sie mit der geschickten Wahl der Stücke ganz unterschiedliche Möglichkeiten zeitgenössischer Vokalmusik auf. Schwerelos schwebten ihre präzise gestimmten Akkorde bei Paul Mealors Komposition "I Saw Eternity" durch die freundlich entgegenkommende Akustik der Kirche. Minutenlang, haarfein ausbalanciert, wie am seidenen Faden gezogen. Das war luftige, durchsichtige Musik, die Kuchel mit sparsamen, geschmeidigen Saxofon-Einsätzen noch akzentuierte.

Oder die spröde Melancholie von "Ubi caritas et amor", des 1970 geborenen Norwegers Ola Gjeilo, wie Mealor Mitglied der zeitgenössischen Komponistenelite in Sachen Chorgesang. Spätestens in dem Moment, in dem die Tonexperten die strengen, dunklen Melodielinien in überraschend helle, lichtdurchflutete Passagen auflösen, ist der geneigte Zuhörer reif für einen Gänsehaut-Moment.

Und davon gab's in der knappen Konzertstunde reichlich. Diese zarteren Lieder bildeten einen griffigen Kontrast zu zwei alten Bekannten des Männerstimmen-Repertoires, Vytautas Miskinis' druckvollem "Light, my Light" und dem rockigen "To the Light" des Letten Ugis Praulins.

Das Titelstück des Programms, "Light and Love", präsentierten die Männerstimmen gleich in zwei sehr unterschiedlichen Versionen, beides Uraufführungen und beides extra für die Uetersener geschrieben. Dabei strahlte die Fassung von Alwin M. Schronen vor der düsteren, etwas sperrigen Chromatik seines Dresdner Kollegen Tobias Forster besonders hell.