Im Rellinger Entdeckergarten können Tierfreunde ab sofort Hühner leasen. Zwölf Eier pro Monat sind garantiert

Rellingen. Der Deal klingt eindeutig und fair: 32 Euro im Halbjahr zahlen, dafür sind zwölf Eier pro Monat garantiert. Rainer Reischuck zeigt auf die Vertragsunterlagen, die in einer Plastikhülle auf dem Tisch liegen. "Hiermit lease ich ein Huhn im Projekt Hühnerhaltung des Vereins Umwelthaus Pinneberg", steht auf den DIN-A4-Bögen geschrieben, die der Sonderschullehrer und Hobbyhühnerhalter an diesem schönen Frühlingstag mitgebracht hat. Wer beim Thema Leasing bislang nur an Pferdestärken dachte, bekommt an der Tangstedter Straße in Rellingen ab sofort einen Vogel gezeigt. Gerne auch zwei oder drei.

Das Hühnerprojekt ist Teil des Entdeckergartens auf dem Gelände der ehemaligen Baumschule und heutigen Gärtnerei Trifolia, in dem auch Umweltseminare angeboten werden und auf Wohnungen und Balkons beschränkte Großstädter ihr eigenes Gemüsebeet pachten können. Einst habe das Gelände einer Mülllandschaft geglichen, erzählt Reischuck. Vor dreieinhalb Jahren habe man dann gemeinsam mit Eigentümerin Eva-Maria Dieckmann begonnen, es wieder zu kultivieren. Zunächst als Kooperation mit der Naturschutzorganisation BUND, heute im Wesentlichen in Zusammenarbeit mit dem Verein Umwelthaus.

Erst zwei Tage vor dem Projektstart ist nun die Behausung für das Federvieh fertig geworden. "Ein Luxusstall", sagt Reischuck, an dem er und seine Mitstreiter seit Oktober gearbeitet haben. In der Tat könnte so mancher Laubenbesitzer beim Anblick des grünen Holzhauses und des zugehörigen Gartens neidisch werden. Drin haben die als Erstbewohner eingezogenen neun Hühner und zwei Hähne der Rassen Wyandotte, New Hampshire und Zwerghuhn reichlich Platz zum Schlafen und Scharren, draußen stehen ihnen inklusive einer überdachten Veranda 500 Quadratmeter Streuobstwiese nebst Jungwald zur Verfügung.

Während Reischuck sich anlässlich der Eröffnung des Stalls bei Sponsor Sparkasse bedankt, gackern die Hühner vor sich hin und ein Hahn lässt sich sogar zu einem "Kikeriki" hinreißen. Sie wirken zufrieden, und genau das ist es, was in Zeiten vieler Lebensmittelskandale Modelle wie das Hühnerleasing interessant macht. "Die Menschen wollen wissen, woher ihre Nahrung kommt", sagt Reischuck. "Hier ist der direkte Bezug zum Tier da, man hat aber nicht die volle Verantwortung."

Die Leasingnehmer müssen in Rellingen nichts weiter tun, als sich ein Huhn auszusuchen, zu unterschreiben, das Geld zu überweisen und später die versprochenen Eier abzuholen. Sie können aber jederzeit vorbeikommen und nach dem Tier sehen, es gerne auch füttern. Nur dass die Eier tatsächlich von diesem einen Huhn des Leasingnehmers und nicht doch von einem der anderen Tier auf dem Gelände stammen, kann Reischuck nicht garantieren.

Der Pinneberger sieht den Entdeckergarten als umweltpädagogisches und als soziales Projekt. "Ich freue mich, wenn Menschen hier zusammen und miteinander ins Gespräch kommen", sagt Reischuck. Gärtnerei-Eigentümerin Eva-Maria Dieckmann freut sich derweil darüber, dass wieder Betrieb auf dem Betrieb herrscht. "Das ist eine emotionale Befriedigung", sagt Dieckmann. "Und die Planung ist noch nicht zu Ende. Ich möchte weiteres Land wieder urbar machen."

Die achtjährige Alea, die an diesem sonnigen Vormittag mit ihrer Familie aus Pinneberg zur Eröffnung des Stalls gekommen ist, müssen Dieckmann und Reischuck von ihrem Projekt nicht überzeugen. "Sie findet das hier alles ganz toll, sagt ihre Mutter Diana Dolny. "Sie möchte unbedingt ein Huhn." Reischuck kennt die wissbegierige Alea schon aus dem Garten für Kinder, einem weiteren Projekt des Umwelthauses. Geduldig beantwortet er alle ihre Fragen.

In Sachen Hühner ist das ohnehin kein Problem. "Ich bin damit groß geworden, Lebensmittel selbst herzustellen", sagt er. "Wir hatten immer Hühner." Für ihn ist es daher auch kein Geheimnis, dass so ein Hühnerleben überschaubar ist. Spätestens ab dem Alter von zwei Jahren nimmt die Eierproduktion merklich ab. "Wir wollen ohnehin keine Legemaschinen haben", sagt Reischuck. Für die Zeit der Hühnerrente hat er ebenfalls eine Lösung ausgebrütet: Für 20 Euro können die Leasingnehmer den Tieren ihr Gnadenkorn verschaffen.