Außenstellen der Postfilialen in Haseldorf und Hemdingen machen zum 30. Juni dicht. Bürgermeister der Gemeinden sind entsetzt.

Haseldorf/Hemdingen. Die Deutsche Post wird ihre Filialen in den Gemeinden Haseldorf und Hemdingen zum 30. Juni schließen. Bei Kunden und Betreibern stößt dieser Schritt auf Unverständnis Denn für die Dorfbewohner bedeutet die Schließung vor allem lange Wege zur nächsten Post.

Auch der Elmshorner SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann äußert sich kritisch zur Schließung. Er sieht die Post in der Pflicht, die Grundversorgung sicherzustellen. "Für beide Orte wird der Wegfall der Postfilialen einen erheblichen Verlust darstellen, da dieses Angebot gerade im ländlichen Bereich ein unverzichtbarer Teil der Grundversorgung ist", so der Vorsitzende der Elmshorner SPD. Seiner Auffassung nach sei der komplette Wegfall der stationären Versorgung mit Postdienstleistungen für die Gemeinden Haseldorf und Hemdingen nicht akzeptabel, so Rossmann. "Die Post muss dafür Sorge tragen, dass die postalische Infrastruktur der beiden Orte nicht auf das Angebot des mobilen Post-Service zurückfällt", sagt er.

"Die Schließung hat wirtschaftliche Gründe", sagt Post-Sprecher Jens-Uwe Hogardt. "An manchen Tagen holen wir aus diesen Filialen kein einziges Paket ab. Das lohnt sich nicht." Mit den Partnern vor Ort, der Bäckerei Krohn in Haseldorf und dem Hemdinger Hofladen Kühls Lädchen, seien bereits Gespräche geführt worden, so Hogardt. Anstelle der Filialen könnten in den beiden Dörfern Verkaufspunkte eingerichtet werden. "Das bedeutet, es wird keine Paketannahme mehr geben, der Service wird auf den Verkauf von Paket- und Briefmarken begrenzt", sagt Hogardt. Für die Haseldorfer und Hemdinger solle dies aber nicht zum Problem werden. "Es gibt die Möglichkeit, vorfrankierte Pakete an den Postboten zu geben. Mit diesem mobilen Post-Service können sich die Kunden den Weg zur nächsten Filiale sparen", sagt er. Tatsächlich will die Post wohl alle Außenstellen in Gemeinden mit unter 2000 Einwohnern schließen, im Kreis Pinneberg sind das Haseldorf und Hemdingen.

Hemdingens Bürgermeister Hans-Hermann Sass ist betrübt über die Entwicklung. "Das Problem ist die geringe Nachrage", sagt er. "Die Post-Filiale in Kühls Lädchen liegt etwas außerhalb des Dorfes, das könnte eine der Ursachen für die geringe Nutzung der Außenstelle sein." Zudem würden immer weniger Menschen Briefe mit der Post verschicken und stattdessen vermehrt auf E-Mail-Verkehr zurückgreifen und im Internet bestellen, so Bürgermeister Sass. "Ich würde mir wüschen, dass das in unserer Gemeinde anders wäre, aber so ist der Zug der heutigen Zeit."

Dörthe und Thomas Kühl betreiben seit etwa zwei Jahren die Hemdinger Post-Filiale in ihrem Hofladen. "Wir haben uns gerade vergrößert, genug Platz für die Post haben wir auf jeden Fall", sagt Dörthe Kühl. Doch vor einem halben Jahr flatterte ihr die Kündigung der Post ins Haus. "Filialen in Dörfern mit weniger als 2000 Einwohnern sollen geschlossen werden. Wir dürfen dann nur noch Paket- und Briefmarken verkaufen." Sie wolle das auch tun, sagt sie. "Für die Kunden." Die seien traurig über die bevorstehende Schließung. Denn außer sonnabends habe sie jeden Tag Kunden, die ihre Post bei ihr abgeben würden, sagt sie. "Es kamen immer viele Leute mit dem Fahrrad aus den umliegenden Dörfern, um ihre Post abzugeben. Die haben das dann eben mit einem kleinen Einkauf verknüpft und so Spritkosten gespart. Jetzt müssen alle nach Barmstedt oder Quickborn fahren", sagt Thomas Kühl. Zum 30. Juni müssen sie ihre Filiale schließen.

So auch Ferdinand Krohn, der mit seiner Frau Maren in der Bäckerei seit 25 Jahren die Haseldorfer Postfiliale betreibt. "Schade, dass die Außenstelle geschlossen wird. Wir hätten gerne weiter gemacht. Aber nur Brief- und Paketmarken zu verkaufen, lohnt sich nicht", sagt Krohn. "Daran haben wir kein Interesse." Seit längerer Zeit schon habe die Post den Service der Filiale immer weiter reduziert, sagt Maren Krohn. "Die Kunden müssen jetzt mit dem Auto nach Heist oder Holm fahren, das kostet wieder Benzingeld", sagt Maren Krohn.

Stammkunde Reiner Sievers aus Hohenhorst sagt: "Es ist sehr schlecht, dass die Filiale geschlossen wird. Gerade auf dem Land ist eine Post wichtig." Zudem seien die ganztägigen Öffnungszeiten der Außenstelle optimal. "Wenn ich zur Post nach Uetersen gehe, muss ich zu einer bestimmten Zeit kommen. Das ist hier nicht so", sagt Sievers.

Haseldorfs Bürgermeister Uwe Schölermann ist entsetzt über die Schließung der Postfiliale in seiner Gemeinde. "Ich bin fassungslos", sagt Schölermann. "Dass die Post ihre Außenstellen in allen Gemeinden, die weniger als 2000 Einwohner haben schließt, ist unglaublich." Er könne nur hoffen, dass das Angebot noch einmal verlängert werde, oder man eine andere Lösung finde, so Schölermann. "Wenigstens ein kleiner Service sollte bestehen bleiben." Eine Post-Filiale gehöre zur Grundversorgung einer Gemeinde.