Ausstellung “75 Jahre Rantzauer See“ im Rathaus eröffnet an diesem Freitag

Barmstedt. Wer im Internet das Stichwort "Rantzauer See" eingibt, weil er etwas über die Geschichte von Barmstedts Touristenattraktion Nummer eins wissen möchte, landet auf einer falschen Fährte. "Da heißt es, dass der See auf Anordnung der Nationalsozialisten durch den Reichsarbeitsdienst ausgehoben wurde. Das stimmt so aber nicht", sagt Hobbyhistoriker Peter Steenbuck. An diesem Freitag, 3. Mai, wird Steenbuck in der Kommunalen Halle des Barmstedter Rathauses, Am Markt 1, von 19.30 Uhr an unter anderem die Version der Seehistorie erzählen, die nach den Ergebnissen seiner Recherche richtig ist.

Denn eine Stadtchronik, die Ernst Adolf Wiechers 1982 veröffentlichte, zeigt eine andere Version. Danach stimmt es zwar, dass der Stauseebau 1933 von der Stadt genehmigt wurde. Tatsächlich fiel auch der erste Spatenstich in die Zeit des Dritten Reichs, "bezeichnenderweise an Hitlers Geburtstag", wie Steenbuck sagt. Und doch sei der Zeitplan sozusagen ein Zufall der Geschichte gewesen, "den die Nazis dann natürlich zu Propagandazwecken ausnutzten und als Kultur verbessernde Maßnahme deklarierten." Tatsächlich ging es anfänglich um Kultur, allerdings um Bodenkultur. Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatte laut Steenbuck die Initiative zur Begradigung der Krückau und zum Aufstauen eines Sees bei den Bauern gelegen. Die konnten Hunderte Hektar Land nicht nutzen, weil der Fluss ständig über die Ufer trat und Felder in Wasserflächen verwandelte. Die Bauern gründeten eine Wassergenossenschaft, Voraussetzung dafür, dass der Flusslauf geändert werden durfte. Steenbuck: "Aber auch die Stadt frohlockte, weil sie sich durch solch einen See Touristen erhoffte."

Auch der Einsatz des Reichsarbeitsdienstes ist nach Steenbucks Informationen nur die halbe Wahrheit. Die ersten beiden Jahre hätten ausschließlich Freiwillige aus dem riesigen Heer der Arbeitslosen den 7,5 Hektar großen See ausgehoben.

Mehr als 5000 Fotografien zur Stadthistorie hat Steenbuck in den vergangenen Jahren gesammelt. Viele Aufnahmen vom See sind dabei. Aus der Zeit, als die Krückau sich durchs Sumpfgebiet schlängelte, bis heute, wo sich an vielen Tagen rund um den See Triathleten, badende Kinder, Restaurantgäste und Kunstinteressierte tummeln. Steenbucks Dia-Vortrag eröffnet die Ausstellung "75 Jahre Rantzauer See", die bis zum 7. Juni zu sehen ist. Die Schau sorgt für einen Vorgeschmack auf das Seefest am 15. Juni.