Bei der Kreiskulturwoche widmet sich die Gruppe “feine menschen“ der Tristesse der Pinneberger Innenstadt

Kreis Pinneberg. Dutzende von Ausstellungen mit Bildern, Keramiken, Filzobjekten, Grafiken, Fotografien und Skulpturen, dazu Konzerte und Literaturveranstaltungen verwandeln den Kreis Pinneberg bei der Kulturwoche vom 4. bis zum 12. Mai in ein ganz besonderes Pflaster. Annähernd 80 Kulturschaffende aus 20 Städten und Gemeinden zwischen Halstenbek und Bokholt-Hanredder beteiligen sich diesmal daran. Die Mehrzahl davon sind Ausstellungen, viele Künstler öffnen wie in den Vorjahren ihre Ateliers.

Zum ersten Mal dabei ist dagegen die neue Pinneberger Gruppe "feine menschen". Und anders als die meisten Kollegen bitten die beiden Künstlerinnen Marion-Inge Otto-Quoos (mioq), 55, und Gagel, 60, nicht in ihre Ateliers. Sie gehen mit ihrer "Ausstellung auf dem Tisch und am Körper" am Sonntag, 5. Mai, von 10 Uhr an vor das Pinneberger Stadtmuseum an der Dingstätte 25. "Wir wollen mit Menschen ins Gespräch kommen", sagt Gagel. "Das ist das Anliegen unserer Kunst." Gesucht haben sie sich dafür ein Thema, das quasi vor der Haustür liegt: Die Tristesse in der Pinneberger Innenstadt mit ihren mehr als ein Dutzend leer stehenden Ladenlokalen, den mit Graffiti beschmierten Wänden. "Wir wollen aber nicht Kritik üben, sondern neue Perspektiven zeigen", sagt mioq.

Über Monate fotografierten sie alles, was ihnen zum Thema Leerstand auffiel. Die Ergebnisse präsentieren sie am eigenen Körper - im Miniformat als digitale Bilderschau auf Broschen und Ohrringen. Sie tragen Pinnebergs wunde Punkte buchstäblich auf dem Herzen. Denn beide sind bekennende Fans der oft geschmähten Kreisstadt: "Der Standort Pinneberg ist für mich als Künstlerin optimal", sagt Gagel. Sie lobt die Vernetzung mit der Berufskünstlerszene in Schleswig-Holstein und das Förderprogramm des Kreises.

Malerin Mouna Ramcke, 61, befasst sich mit ihrem Projekt "Kunstmeile Dingstätte" ebenfalls mit der verwaisten Anmutung der City. In den Schaufenstern von 13 Geschäften an der Dingstätte 13-40 zeigt sie Arbeiten ihrer Schüler sowie eigene Werke. "Wir können Pinneberg beleben", sagt sie. "Wenn die Stadt nicht schön ist, dann muss ich eben etwas draus machen." Meckern sei der falsche Weg.

Eröffnet wird die Kreiskulturwoche am Freitag, 3. Mai, um 19.30 Uhr in der Pinneberger Drostei, Dingstätte 23, von Kreispräsident Burkhard E. Tiemann und Elke Ferro-Goldstein, Vorsitzende des Kreiskulturverbands. Den künstlerischen Rahmen gestalten Mezzosopranistin Judith Rahlfs, Pianist Thomas Rahlfs und der Quickborner Maler Edwin Zaft. Am Sonnabend, 4. Mai, singen und spielen beide Musiker Werke von Beethoven, Brahms und Chopin im Tornescher Pomm 91, Pommernstraße 91. Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt kostet zehn Euro.

Zu den ungewöhnlicheren Angeboten der Kulturwoche zählt eine Aktion des Elmshorner Industriemuseums, Catharinenstraße 1, am Sonntag, 12. Mai. Unter dem Motto "Frühjahrsputz wie früher" können Kinder von 10 bis 17 Uhr unter Anleitung Wäsche mit der Hand waschen, rubbeln und auswringen oder mit dem Reisigbesen kehren. Am Freitag, 10. Mai, tragen Sabrina Schauer und Leonie Lastella in einem Mini-Poetry-Slam in der Haselauer Galerie Cavissamba, Haseldorfer Chaussee 45, eigene Kurztexte vor. Um 19 Uhr geht es los. Faltblätter mit dem kompletten Programm liegen in Rathäusern, Büchereien, Buchhandlungen und Geschäften im Kreis Pinneberg aus.

Drei Bustouren (Start jeweils 10 Uhr) bieten Besuchern jeweils andere Perspektiven auf das Kulturleben. Die erste am Sonntag, 5. Mai, führt vom Pinneberg Museum über Rellingen und Tornesch ins Atelier von Ines Kollar. Die zweite Tour am Donnerstag, 9. Mai, startet am Holmer Dörpshus und endet nach Stationen in Haselau und Neuendeich in der Pinneberger Kunstremise. Der dritte Törn beginnt am Halstenbeker Rathaus. Nach Stationen in Quickborn, auf der Barmstedter Schlossinsel und in Elmshorn endet er im Tornescher Atelier Stehr. Eine Tageskarte kostet ohne Eintritt drei Euro, Familien zahlen fünf Euro. Wer mitfahren will, melde sich unter 04122/909 80 an.