Quickborner Unternehmen gibt Vertrieb auf. Kreis künftig nur am Netz von E.on Hanse beteiligt

Kreis Pinneberg. Der Kreis Pinneberg tauscht seine Anteile von etwa zwei Prozent an der E.on Hanse AG in etwa drei Prozent an der neuen Netzgesellschaft von E.on Hanse. Gegen die Stimmen von Grünen und Linken hat der Pinneberger Kreistag dieser Übertragung zugestimmt, die bis Mitte Mai alle elf Landkreise, die zusammen 26,2 Prozent an der E.on Hanse AG halten, was einem Gesamtwert von 320 Millionen Euro entspreche, nachvollziehen sollen. Hintergrund ist die Trennung von Vertrieb und Netz bei E.on Hanse. Das Quickborner Energieversorgungsunternehmen gibt zum Jahresende den Vertrieb von Strom und Gas gänzlich auf und überträgt diese Aufgabe einer bundesweit agierenden neuen Vertriebsgesellschaft innerhalb des Düsseldorfer E.on-Konzerns.

E.on Hanse begründet diese Aufgabe des Vertriebsgeschäfts mit dem starken Wettbewerb und der zunehmenden Dezentralisierung der Energiewirtschaft. So sollen 2030 bereits 40 Prozent des Stroms in Deutschland dezentral erzeugt werden. Heute seien es 15 Prozent. Zudem habe die Bundesnetzagentur alle vier regionalen Töchter von E.on aufgefordert, Vertrieb und Netz zu trennen. Versüßt wird dieses Geschäft mit einer zusätzlichen Ausschüttung, die jedem Landkreis eine Million Euro vor Steuern verspricht.

SPD-Fraktionschef Hannes Birke stimmte dem Vorschlag des Energieversorgers zu. "Der Zugriff auf die Netze verspricht die größte Möglichkeit, die Energiewende zu steuern." Grünen-Fraktionschef Thomas Giese sprach sich entschieden dagegen aus. So kritisierte Giese vor allem, dass der Kreis von vornherein auf jedes Rechtsmittel verzichten sollte. "Das ist der größte Klopper", warnte er den Kreistag. "Vor dem Kauf einer gebrauchten Ware sollen wir auf jede Gewährleistung verzichten. Das ist nicht alternativlos."

Zudem bezweifelte Giese, dass das 110.000-Volt-Stromnetz, an dem der Kreis künftig beteiligt sein wird, die vom Unternehmen in Aussicht gestellten Gewinnmargen abwerfen werde. "Für den Netzausbau in Schleswig-Holstein werden erhebliche Investitionen notwendig sein. Wo sollen da die Renditen herkommen?" Zudem verglich Giese die Quickborner Zentrale von E.on Hanse, wo die Politiker zuvor mit geheimen Unterlagen gebrieft wurden, wegen seiner Sicherheitsstruktur mit dem US-amerikanischen Goldbunker Fort Knox. Doch die Mehrheit im Kreistag schloss sich der Empfehlung der Verwaltung an.

Barmstedts Werkleiter Fred Freyermuth kommentierte diese Entwicklung so: "Das einst mächtigste Energieversorgungsunternehmen in Norddeutschland gibt auf, kapituliert im Angesicht des Wettbewerbs."