Alle Versuche, das 120 Hektar große Areal zu verkaufen, blieben bislang erfolglos. Jetzt ist auch ein neuer Pachtvertrag des Bundes mit der Betreibergesellschaft möglich

Uetersen/Heist. Der Flugplatz Uetersen-Heist soll verkauft werden. So lautet seit 2005 der Auftrag des Bundesfinanzministers an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Doch alle Versuche, das etwa 120 Hektar große Gelände loszuschlagen, blieben bislang ohne Erfolg. Der Verkehrslandeplatz, mit jährlich etwa 50.000 Flugbewegungen einer der am meisten genutzten Flugplätze Schleswig-Holsteins, ist offenbar zum Ladenhüter geworden. Jetzt zeichnet sich eine neue Entwicklung ab. Hermann-Josef Huber, Chef der Kieler Verkaufsstelle der Bima, deutete im Gespräch mit dem Abendblatt an, das Areal könne auch wie bisher im Besitz des Bundes bleiben.

"Wir werden noch einige Wochen abwarten und dann entscheiden, ob wir erneut eine allgemeine Marktanbietung für das Objekt starten", sagt Huber. Mit diesem Schritt würde der Verkauf des Flugplatzes dann erneut öffentlich gemacht werden. Allerdings möchte sich der Bima-Verkaufschef nicht dazu äußern, wie erfolgreich eine Ausschreibung der Immobilie sein könnte. "Doch es wäre auch möglich, das Objekt der Abteilung für Vermietungen in der Bundesanstalt zu übergeben", sagt Huber. Die könnte dann mit dem Flugplatzbetreiber einen neuen Pachtvertrag abschließen.

Diese dramatische Kurskorrektur, in der Fliegersprache als Steilkurve bezeichnet, bringt neue Dynamik in das Pokern um den Platz. Zuständig für den Flugbetrieb und bisheriger Pächter des Geländes ist die Flugplatz Uetersen-Heist GmbH. Der Pachtvertrag der Gesellschaft, die von vier Luftsportvereinen aus Schleswig-Holstein und Hamburg getragen wird, läuft im März 2014 aus. Bislang wollte die GmbH die Galgenfrist nutzen, um den Flugplatz zu erwerben oder einen Käufer als Partner an Bord zu holen.

Bis vor ein paar Monaten sah es noch so aus, als wäre ein finanzkräftiger Erwerber gefunden worden. Simon Ebert, Miteigentümer der Luftverkehrsgesellschaft Air Hamburg, hatte Interesse bekundet, den Flugplatz Uetersen-Heist zu kaufen und mit der GmbH, die allein über die Betreiberlizenz verfügt, zusammenzuarbeiten. Ebert gehört zur Familie, die einst Eigentümerin des Wella-Konzerns war, und hat bereits mehrere Privatjets für Air Hamburg finanziert. Außerdem ist der Geschäftsmann zu 50 Prozent an Air Hamburg beteiligt. Zu der Luftverkehrsgesellschaft, die mit zehn Düsenflugzeugen von Hamburg aus operiert, gehört auch die Flugschule Hamburg, die einen großen Teil ihrer Ausbildungsflüge vom Grasplatz Uetersen-Heist aus absolviert. Außerdem verfügt Air Hamburg über Flugzeughangars und einen Servicebetrieb auf dem Gelände des Verkehrslandeplatzes Uetersen-Heist.

Erwin Ilper, seit gut einem Jahr ehrenamtlicher Geschäftsführer der Flugplatz GmbH, hatte mit Ebert verhandelt und zunächst gehofft, falls dieser den Platz kauft, einen neuen Pachtvertrag abschließen zu können. "Doch dazu wird es nicht kommen", sagt Ilper nach mehrmonatigen Verhandlungen. Der Flugplatz-Chef möchte sich zu Details nicht äußern. Dem Vernehmen nach ist den Flugplatz-Betreibern das Risiko zu groß, bei Ebert keine Sicherheiten für einen langfristigen Pachtvertrag zu bekommen. Allein hätte die GmbH den Kauf nicht finanzieren können. Angeblich sollen 1,5 Millionen Euro fällig werden, um den Platz zu erwerben. "Wir kommen mit unseren Einnahmen gerade hin, um den Flugbetrieb mit dem Tower-Personal aufrecht erhalten zu können und die Pachtzahlungen zu leisten", sagt Ilper.

Nach seinen Worten steht auch der Bau einer festen Piste nicht zur Debatte. Die würde allein 1,5 Millionen Euro kosten und wird auch von den Luftverkehrsunternehmen nicht gewünscht. Bislang gelang es noch nicht einmal, die Zufahrtstraße zum Platz nachhaltig zu sanieren.

Inzwischen halten Ilper wie auch Ebert es für die beste Lösung, wenn der Bund Eigentümer des Flugplatzes bleibt und das Areal wieder langfristig an die GmbH verpachtet. Eine andere Nutzung der Immobilie ist wegen planerischer Festsetzungen ohnehin nicht möglich. Außerdem liegt der Flugplatz am Rande von Naturschutzgebieten.

Zudem hat die Bundeswehr, deren Unteroffizierschule der Luftwaffe in der Appener Marseille-Kaserne unmittelbar an den Flugplatz Uetersen grenzt, nach Hubers Worten Interesse bekundet, die Start- und Landebahn für Bundeswehrzwecke zu erhalten. In den 1950er-Jahren wurden auf dem Platz noch Flugzeugführer der Luftwaffe ausgebildet. Aktuell herrscht allerdings so gut wie kein militärischer Flugbetrieb mehr. Höchstens bei Truppenbesuchen hochrangiger Offiziere oder der Ankunft des Verteidigungsministers sind hin und wieder Hubschrauber im Anflug.

Um so mehr ist der Flugplatz Uetersen-Heist vor allem in den Frühjahrs- und Sommermonaten ein beliebtes Ausflugsziel geworden. Zu den Attraktionen für Besucher gehören neben der Beobachtung des Motor- und Segelflugbetriebs auch das Tower-Restaurant mit Veranstaltungen. Außerdem bieten die auf dem Platz ansässigen Luftverkehrsunternehmen Rund- und Charterflüge an.