Die Traktor-Oldtimer vom Tornescher Mölln Hof nehmen an einem Spaß-Wettbewerb teil. Gesucht werden die “Besten Trecker des Nordens“.

Tornesch. Harald Schulz ächzt und drückt kraftvoll mit dem Daumen auf eine Metallspirale bis der Ventilstutzen an einem Haken einrastet. Dann kommt sein Kollege Pascal Vogt mit einer Handkurbel, steckt diese in eine Halterung und beginnt zu kurbeln, was das Zeug hält. Ein Knall, ein Krächzen, dann folgt ein donnerndes Sprotzen des Motors. Bom! Bom! Bom!

Pascal Vogt grinst. "Klingt gut, was?", ruft er laut und klettert auf den Sitz des kräftig wackelnden Allgaier R 18 - ein grün-gelber Ackerschlepper mit 18 Pferdestärken, Baujahr 1949. Langsam tuckert der Traktor aus der Halle des Mölln Hofes raus. Harald Schulz freut sich, so wie jedes Mal, wenn einer der historischen Traktoren der Kulturgemeinschaft Tornesch über die Straßen hoppeln darf.

Die Tornescher Bürger kennen die laut knallenden, dampfenden Trecker-Oldtimer gut. Doch nun können diese alten Boliden des Heimatkundlichen Museums Mölln Hof auch bundesweit Ruhm erlangen. Denn die Traktoren des Museums nehmen an einer Wahl des NDR für die "Besten Trecker des Nordens" teil. Genauer gesagt: Ein Hanomag von 1953 geht für das Museum an den Start, um sich gegen 29 andere Mitstreiter durchzusetzen. Dass die Tornescher an dem amüsanten Wettstreit teilnehmen, ist allerdings Zufall.

"Ehrlich gesagt haben wir keine Ahnung, wieso wir bei der Wahl dabei sind", sagt Vogt. Denn für die Teilnahme an der Trecker-Hitparade musste eine Bewerbung eingereicht werden. "Wir haben aber nie eine abgeschickt", sagt Vogt. "Vielleicht hat jemand anderes uns vorgeschlagen. Das einzige, was ich weiß, ist, dass wir plötzlich einen Anruf vom NDR bekamen, dass die gerne unsere Trecker filmen wollten", sagt der 36-Jährige. Dieses Angebot, über die Region hinaus bekannt zu werden, konnte der Kulturverein nicht abschlagen. "Wir haben natürlich zugesagt", sagt Vereinschef Schulz. Das war 2012.

Anfang Oktober kam ein Filmteam und schaute sich alles an. "Die waren völlig begeistert, selbst Stunden später hatten die sich fast wie Kinder über die alten Traktoren gefreut", erinnert sich Schulz. Stundenlang wurde gefilmt, wie die siebenköpfige Mannschaft die Fahrzeuge fuhr, pflegte, reparierte.

"Unser neuestes Projekt war damals der Hanomag R 22. Den hatten wir gerade repariert und die letzten Ausbesserungen vorgenommen", sagt Vogt. Das Filmteam fand den 22 PS starken stahlblauen Traktor hervorragend und wählte ihn für den Wettbewerb aus. "Es war also alles Zufall", sagt Schulz. Dennoch: Die Publicity könne dem Kulturverein nur guttun. "Vielleicht kann sich ja noch jemand dafür begeistern, im Verein mitzuwirken", sagt Schulz. Denn Hilfe können die Schrauber bei der Vereinsarbeit gebrauchen. Technische Kenntnisse seien nicht notwendig. "Jeder kann sich irgendwie einbringen", sagt Schulz. Auch Jugendliche. "Unser jüngster Schrauber ist 16 Jahre alt und hat gerade den Traktorführerschein gemacht. Der ist begeistert dabei, wenn wir die Oldtimer auf Hochglanz bringen", sagt Vogt.

Das sei aber nicht immer eine ganz einfache Aufgabe. "Unser Problem ist, dass es von vielen der Traktoren nur noch wenige Exemplare gibt. Somit gibt es auch immer weniger Ersatzteile", sagt der 36-jährige Tornescher.

Den Hanomag hat der Verein 1989 geschenkt bekommen. In einem Container wurde der Oldtimer aus dem Kreis Lüchow-Dannenberg nach Tornesch transportiert und mühevoll restauriert. Zu schrauben gibt es bei Oldtimern immer etwas. "Zuletzt haben wir die Elektrik, den Anlasser, die Wasserpumpe und die Reifen erneuert", sagt Vogt. Allein die Reifen hätten fast 1000 Euro gekostet. Das ist viel Geld für den Kulturverein. Und der Hanomag ist nicht der einzige Traktor, der gewartet und restauriert werden muss. Für kleine Traktoren seien etwa 3000 Euro Investitionskosten zu veranschlagen, bei größeren Traktoren können es bis zu 15.000 Euro sein. "Manchmal gibt es keine Ersatzteile. Dann müssen wir erfinderisch werden", sagt Vogt. Und das kann kuriose Blüten treiben.

Vogt erinnert sich an einen befreundeten Traktor-Club, der auch einen Trecker mit Verdampfungskühlung hat. "Bei denen ist der Kühler mal völlig kaputtgegangen. Der war dann ein großer Topf mit kochendem Wasser. Die haben den Traktor ein wenig umgebaut und dann bei Volksfesten Bockwürste darin gekocht", sagt Vogt.

Der Spaß sei zwar überall gut angekommen, dennoch wollen Vogt, Schulz und die anderen Hobby-Restauratoren ihrem Allgaier eine Zukunft als Würstchenbude ersparen. Für den Oldtimer suchen die Schrauber vom Mölln Hof noch nach einem neuen Motor. "Von dem Traktor wurden nur 800 Exemplare gefertigt. Wenn jemand zufällig einen passenden Motor für den Allgaier haben sollte, darf er sich gerne bei uns melden", sagt Vogt und grinst. Die Werbung für das Museum über die NDR-Webseite könnte da vielleicht helfen - das hoffen die Tornescher zumindest.

Und wo wird nun der Hanomag Anno 1953 am Ende landen? "Schwer zu sagen", sagt Schulz. Die Konkurrenz sei stark und mit Lanz-Bulldog ein namhafter Rivale am Start. "Wo wir am Ende landen, ist uns ehrlich gesagt eher Wurst", sagt Vogt. Es sei halt ein Spaß-Wettbewerb. "Hauptsache, die Menschen lernen uns und unser Museum ein wenig kennen", sagt Schulz.