Opfer schwebt in Lebensgefahr. 34 Jahre alter Pole sticht in Mehrfamilienhaus Landsmann nieder

Wedel. Der Notruf ging am Mittwoch um kurz vor 21 Uhr bei der Polizei ein. Eine Person liege nach einer Messerattacke schwer verletzt in einer Wohnung am Galgenberg, teilte der Anrufer mit. Sofort schickte die Polizei ein Großaufgebot an Streifenwagen zum Tatort, auch der Rettungsdienst rückte mit mehreren Fahrzeugen an.

In dem Mehrfamilienhaus war es zum Streit zwischen zwei offenbar alkoholisierten Personen gekommen. Ein 36 Jahre alter Mann, der die polnische Staatsangehörigkeit besitzt, erlitt eine lebensgefährliche Stichverletzung. Als dringend tatverdächtig nahmen die Einsatzkräfte einen 34 Jahre alten Landsmann des Opfers fest. Er soll seinem Kontrahenten mit einem großen Küchenmesser einen gezielten Stich in den Oberkörper versetzt haben.

Das Opfer kam ins Krankenhaus, wo eine Notoperation erfolgte. Der Zustand des 34-Jährigen wird als stabil eingeschätzt, er liegt aber weiterhin auf der Intensivstation. "Wir ermitteln wegen eines versuchten Tötungsdeliktes", sagt Peter Müller-Rakow, Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe. Noch am Mittwochabend übernahmen Beamte der Mordkommission aus Itzehoe die Ermittlungen.

Der 34-Jährige blieb die Nacht über in Polizeigewahrsam, er wurde mehrfach vernommen. Am Donnerstagnachmittag wurde er dem Haftrichter am Amtsgericht Itzehoe vorgeführt. "Wir haben einen Haftbefehl wegen versuchten Totschlags beantragt", so Müller-Rakow weiter. Dieser wurde vom Amtsrichter auch erlassen, der mutmaßliche Täter kam in eine Untersuchungshaftanstalt. Müller-Rakow: "Der Haftgrund lautet auf Fluchtgefahr." Offenbar gingen die Ermittler davon aus, dass sich der Mann in sein Heimatland absetzen könnte, um sich einer Strafverfolgung in Deutschland zu entziehen.

Was genau sich in dem weißgetünchten Wohnblock zugetragen hat - bei den Nachbarn ist die Bluttat am Tag danach Tagesgespräch. In der betroffenen Wohnung soll es schon häufiger zu Streitigkeiten gekommen sein. Spekulationen gibt es in der Nachbarschaft viele. Von einem Eifersuchtsdrama, einer Beziehungstat ist am häufigsten die Rede. Die Staatsanwaltschaft indes gibt sich zugeknöpft. "Wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen. Daher geben wir zum Tatmotiv keine Auskunft", sagt Müller-Rakow.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft will auch nicht preisgeben, ob sich die beiden Männer alleine in der Wohnung befanden oder ob noch weitere Personen anwesend waren. Angeblich soll eine Frau als Zeugin auf die Polizeiwache gebracht worden sein. In der Wohnung soll der Täter wohnen.

Kurz nach der Tat liefen Polizisten mit Taschenlampen durch das Wohngebiet, offenbar auf der Suche nach der Tatwaffe. "Wir haben das Küchenmesser sichergestellt", bestätigte Staatsanwalt Müller-Rakow. Die Waffe werde nun kriminaltechnisch untersucht. Den gesamten Donnerstag über waren Spurensicherungs-Experten der Mordkommission in dem Mehrfamilienhaus vor Ort. Die Wohngegend gilt nicht gerade als Wedels feinste Adresse.