Stadtwerke Wedel ziehen für die neuen elektrischen Leihräder durchwachsene Bilanz. Das schlechte Wetter wird dafür verantwortlich gemacht. Wedeler Verkehrschef ist trotzdem positiv gestimmt.

Wedel. Am Ende ist immer das Wetter schuld. Ob Dauerbaustelle, verspätete Bahn oder schlecht laufende Geschäfte - Petrus hat mit Sicherheit seine Finger im Spiel. So auch im Fall des Wedeler Pilotprojekts Wedelecs. Auch hier wirkte sich das Wetter schlecht auf die erste Saison der Leihräder mit Elektroantrieb aus, wie Adam Krüppel kürzlich den Kommunalpolitikern erläuterte. Der Geschäftsführer der Wedeler Stadtwerke, die das Projekt initiierten, präsentierte nach knapp neun Monaten eine durchwachsene Bilanz, die bei den Politikern unterschiedlich gut ankam. Das große Problem: die lange Winterpause. Mitte November kamen die Räder ins Warme, um auf ihren Einsatz bei besseren Temperaturen zu warten. Das tun sie bis heute. Damit sind die Leihräder bislang gerade einmal drei Monate auf Wedels Straßen unterwegs gewesen.

Das Verleihsystem der besonderen Art startete am 20. August vergangenen Jahres. Dank einer speziell entwickelten Software kann der Radler sich ohne vorherige Registrierung ein Wedelec ausleihen. Eine Stunde kostet 2,50 Euro, vier Stunden kosten acht Euro. Nach der Tour kann er es an einer der vier Stationen (Moorwegsiedlung, Badebucht, Bahnhof und Elbe1) abgeben. Das System regelt, dass keine Station leer ausgeht und immer einige der 36 Pedelecs vor Ort sind. Am Bahnhof und dem Elbe1 läuft die Ausleihe mittels EC- oder Kreditkarte und Touchscreen-Bedienung automatisch. Dafür gab es sogar eine Auszeichnung. RWE und der Verein ExtraEnergy verliehen dem Wedeler Projekt den "E-Bike Award 2012". Die Stadtwerke hatten sich beim bundesweiten Wettbewerb beworben und wurden mit dem dritten Platz und 8000 Euro bedacht.

Soweit die guten Nachrichten, die Krüppel verkünden konnte. Umstrittener ist die Frage, ob das preisgekrönte Projekt denn auch bei den Nutzern ankommt - und damit auch aus städtische Sicht erfolgreich läuft. Immerhin sponsert die Stadt Wedel die Leihräder pro Jahr mit 30.000 Euro. Für die knapp drei Monate, die die Räder unterwegs waren, konnte Krüppel folgende Zahlen präsentieren: Die Stadtwerke verzeichneten in Spitzenwochen bis zu 100 Ausleihen. Insgesamt wurden die Wedelecs 500 Mal genutzt. In 94 Prozent der Fälle brachten die Radler ihr Vehikel zurück zu der Station, an der sie es geliehen hatten. Die durchschnittliche Nutzungsdauer betrug vier Stunden. Die Einnahmen pro Woche lagen zwischen 500 und 1000 Euro. Die Ausfallquote der Räder durch Defekte lag bei guten zehn Prozent. Krüppels Fazit: "Im Vergleich zu anderen Städten wie Stuttgart, die ein ähnliches System nutzen, sehen wir damit nicht schlecht aus."

Das sehen einige Politiker wie auch Kritiker um Arne Meier, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs in Wedel, ganz anders. Sie bemängeln sowohl die Ausleihzahlen, die viel zu niedrig seien, als auch die lange Winterpause, die im Wettbewerb mit dem Konkurrenten DB-Rent um den Zuschlag für Wedels Verleihsystem verschwiegen worden sei. Der Fahrradclub hinterfragte zudem, warum ein touristisch genutztes System mit ÖPNV-Mitteln gefördert wird. Klar ist, dass die elektrisierende Startphase merkbar an Schwung verloren hat.

Die Kommunalpolitiker waren angesichts der Aussicht, dass das bezuschusste Leihsystem im Winter monatelang auf Eis liegt, größtenteils ernüchtert. Nur Michael Schernikau (CDU), Chef des Wedeler Verkehrsausschusses, gab sich positiv: "Wir haben hier ein preisgekröntes Modellprojekt installiert und ich bin sicher, dass wir im kommenden Jahr bessere Zahlen sehen werden."

Der mit den Stadtwerken geschlossene Vertrag über das Elektro-System endet im Juni 2017. Anfang Mai sollen die Wedelecs wieder rollen.