Die Zukunft der Hochseeinsel hängt davon ab, ob die Gemeinde die ganzjährige, tägliche Schiffsanbindung ans Festland ermöglicht

In den kommenden Wochen erfolgt für Helgoland eine entscheidende Weichenstellung. Die Auswirkungen betreffen die wirtschaftliche Zukunft vieler Einwohner und sind maßgeblich für den zukünftigen Weg meiner Betriebsstätten auf Helgoland. Es geht dabei auch um die Frage, ob wir die Veränderungen aus der Offshore-Ansiedlung positiv für die Urlaubsinsel nutzen können oder ob überwiegend eine Verdrängung stattfindet.

Die Ausgangssituation: Beim Wiederaufbau Helgolands wurde nicht nur die Form der Bebauung sondern auch ein Modell, wie die Insulaner leben und Geld verdienen sollten, vorgegeben. Dabei waren zwei Merkmale maßgebend. Zum Einen die Idee, die Ortsteile nach Funktionen zu trennen und zum Anderen die Orientierung der Häuser und Betriebe an den Strukturen des alten Helgoland. So ist die Insel wieder aufgebaut. Das Gewerbe konzentriert sich am Hafen. Im Unter- und Oberland gibt es jeweils zwei kreuzförmig angelegte Hauptstraßen, in denen sich Gastronomie und Ladengeschäfte konzentrieren, daneben Wohnungen und Gästezimmer und die Kurmitteleinrichtung auf dem Nordostland.

Die Hotels und Pensionen wurden als Garni-Betriebe mit maximal 20 Zimmern angelegt, weil man davon ausging, dass die Ehefrau den Betrieb führt, während der Mann als Hummerfischer oder bei der Börte arbeitet. Die Struktur steht bis heute weitgehend unverändert und zum großen Teil unter Denkmalschutz. Helgoland ist ein tolles Ziel für den Sommerurlaub, entspricht jedoch nicht den Erwartungen der meisten Reisenden als Winterziel.

Urlauber achten heute auf Angebote, bei denen Übernachtung, Gastronomie, Wellness und Freizeit unter einem Dach angeboten werden. Hotels mit diesen Angeboten sind Voraussetzung für die Saisonverlängerung. Für Helgoland hat es viele Projekte und Versuche zur Weiterentwicklung in diese Richtung gegeben - von der gescheiterten Maritim-Ansiedlung 1980 bis hin zur Ablehnung der Verbindung von Insel und Düne im Jahre 2011.

Die aktuelle Situation: Die beiden Hotels, die sich über die Grenzen der vorgegebenen Strukturen hinaus entwickelten, waren das Hotel Atoll und das Hotel Rickmers Insulaner. Bis Ende 2012 haben beide Betriebe viele Millionen Euro in den Aufbau eines Wintergeschäfts investiert. Dieses Engagement führte zu erheblichem Gewinnverzicht, und es gibt derzeit keine belastbare Perspektive für eine Änderung. Auch vor diesem Hintergrund traf die Geschäftsführung des Hotels Atoll die Entscheidung, das touristische Geschäft aufzugeben.

Vor der gleichen Entscheidung stehen jetzt die Rickmers-Unternehmen Helgoland. Die Gruppe hat seit 2007 etwa neun Millionen Euro auf Helgoland investiert und allein seit Anfang 2012 47 neue Zimmer und Appartements geschaffen. Es ist bislang die Strategie, die Erlöse aus dem Offshore-Geschäft im touristischen Kernbereich zu investieren, um diesen zu stärken. Mit der Investition von weiteren zehn Millionen Euro in den Bau der Rickmers-Terrassensuiten und das "Hotel auf den Hummerklippen" können die nächsten großen Schritte bevorstehen. Von diesen Vorhaben und der Fortführung der bisherigen Strategie hängen 45 Arbeitsplätze ab. Betriebswirtschaftlich kann dies nur erfolgreich sein, wenn es gelingt, dauerhaft ein Ganzjahresgeschäft aufzubauen. Dazu ist eine ganzjährig tägliche Schiffsanbindung unabdingbar.

Ich würde sehr gern die bisherige Strategie beibehalten und das Ganzjahresgeschäft ausbauen. Das hängt jedoch von der Entscheidung der Gemeinde über die Schiffsanbindung im Winter ab. Die tägliche Erreichbarkeit einer Ortschaft zählt zur Grundversorgung ihrer Einwohner. Selbstständige auf der Insel befürchten den Rückgang der Wintergeschäfte auf das niedrige Niveau der 1990er Jahre. Die Folgen für das Inselleben und die gemeindlichen Steuereinnahmen wären gravierend.

Vorschlag eines Mindestfahrplans für November bis Februar: Montag-Freitag täglich: Abfahrt Helgoland 8 Uhr - Abfahrt Cuxhaven 17.30 Uhr. Sbd/So.: Abfahrt Cuxhaven Sbd.. 10.30 Uhr - Rückfahrt ab Helgoland So.:15 Uhr.