Eine Glosse von Rainer Burmeister

Neulich am frühen Abend in einem Pinneberger Restaurant. Im Raum sind die üblichen gedämpften Hintergrundgeräusche zu vernehmen. Mal klirrt ein Glas, mal klappert ein Teller. Die Gespräche der Gäste dringen kaum über die Tischrunde hinaus.

Dann plötzlich ein Klingelsignal. Könnte von der Kasse am Bartresen sein, denke ich. Schön wär's. "Mensch Wolfgang. Nett, dass du dich meldest", tönt es aus fünf Metern Entfernung zu meiner Familie und mir herüber. Am Fenster sitzt der Mensch, der sich über Wolfgang freut. Seine rechte Hand hält er an den Kopf gepresst. Ob er Zahnschmerzen hat? Schlimmer: Er hat ein Mobiltelefon. Dank dieser drahtlosen Kommunikationstechnik werden nun gut zehn Minuten lang etwa ein Dutzend Gäste in Ohrenzeugen-Geiselhaft genommen.

Während der Telefonist offenbar sein Mahl schon beendet hat, und seine Begleiterin teilnahmslos verharrt, wird den übrigen Gästen hemmungslos ins Essen gequatscht. Wolfgang und wir erfahren, dass der fernsprechende Restaurantgast eine Menge Arbeit hatte in den letzten Tagen, "aber muss ja". Einige Banalitäten später ("Nun wird's doch noch Frühling") scheint sich das Gespräch dem Ende zuzuneigen. Doch dann kommt: "Gib mir doch mal Andrea." Prompt wird mit großem Hallo die Ablösung im Netz begrüßt. An genüssliches Speisen ist für uns nicht mehr zu denken. Endlich ist Schluss: Nach den Worten "und grüß` den Kleinen" legt der Handy-Halter auf und beginnt seiner Begleitung zu erzählen, was ihm Wolfgang erzählt hat.

Der Kellner fragt mich "Noch einen Wunsch?" Ja, einen anderen Gast gegenüber, denke ich, sage aber nur ermattet: "Die Rechnung bitte."