Fusionsgutachten in Tornesch vorgestellt. Bürger wollen mehr wissen. SPD gegen Zusammenschluss

Tornesch. Mit dem Appell "Feuer frei" eröffnete Gutachterin Angela Köllner die Fragerunde vor mehr als 150 Besuchern in der Klaus-Groth-Schule, nachdem sie die wichtigsten Punkte ihrer Expertise zur Fusion von Uetersen und Tornesch vorgestellt hatte. Das ließen sich die Skeptiker der Städte-Hochzeit nicht zweimal sagen, es hagelte zunächst Kritik. Nur 330.000 Euro jährlich Einsparung in der Verwaltung, keine Hochstufung zum Mittelzentrum, keine Fördergelder aus Kiel und womöglich höhere Abgaben als bisher - "was hat Tornesch von einer Fusion außer einem höheren Steuersatz", fragte ein Besucher ironisch. Die Gutachterin des Beratungsunternehmens Rambøll geriet mehrfach ins Visier der Kritiker, betonte aber stets, dass sie bei der Erhebung der Daten nur die Vorgaben der Politiker erfüllt habe.

Vielen ist die Einsparung in einer gemeinsamen Verwaltung zu wenig. Tornesch habe sich gut entwickelt und könne allein weitermachen, hieß es. Nach Stuttgart 21, so ein Einwurf, liege die Messlatte für einen Bürgerentscheid deutlich höher, da müsse mehr kommen. Köllner schlug in Richtung Politik vor, bei großer Nachfrage doch weitere Infoveranstaltungen für die Bürger anzubieten. Ein Besucher vermisste die "Begeisterung", mit der Politiker für die Fusion werben sollten.

"Wir wussten bislang auch nicht mehr", sagte Torneschs CDU-Fraktionschef Christopher Radon, das Gutachten sei erst vor kurzem vorgelegt worden. Er kündigte an, dass die CDU sich bald zum Thema bei öffentlichen Diskussionen positionieren werde, ebenso Sabine Werner (FDP). Torneschs SPD hat sich - im Gegensatz zu den Uetersener Genossen - schon vor längerem gegen eine Fusion positioniert. Fraktionschefin Verena Fischer-Neumann sieht sich mit dem Gutachten bestätigt, umso überraschender sei für sie Rambølls Empfehlung für eine Fusion. Sie fürchtet, dass Tornesch nach einer Fusion nur noch als "Ausbaureserve" für Wohnbau und Gewerbe diene. Helmut Rahn (Grüne) sieht durchaus Vorteile in einem Zusammenschluss, immerhin spare man jährlich eben mindestens 330.000 Euro ("das ist doch auch etwas") und habe als größere Stadt mehr Gewicht. Es war seine Idee, erst einmal Fakten zu sammeln und dann zu bewerten. "Das kann jetzt jeder tun."

Für Raunen im Saal sorgte die Mitteilung, dass lediglich die Teilnahme von mindestens 18 Prozent aller Wahlberechtigten in jeder Stadt für den Bürgerentscheid erforderlich ist, um mit einfacher Mehrheit zu entscheiden.

Wie schon tags zuvor in Uetersen maßen auch die Tornescher Identität und Namen einer neuen Stadt große Bedeutung bei. Die Namen Uetersen und Tornesch könne man als Ortsteile erhalten, sagte Köllner. Welchen Namen die neue Stadt trage, sei nicht Gegenstand des Gutachtens gewesen.

Die Frage, ob die politischen Einflussmöglichkeiten einer größeren Stadt in Kiel besser seien, bejahte Fusionsbefürworter Krügel. Nach der Fusion entstehe die zehntgrößte Stadt Schleswig-Holsteins. "Je größer die Stadt, desto stärker wird man wahrgenommen." Mehr im Internet unter www.staedtefusion.de.