Uetersener Gymnasiasten forsten mit Umweltschützern Auwald an der Krückau auf. Umweltminister Robert Habeck buddelt mit

Alveslohe/Uetersen. Wie in einem Ameisenhaufen ging es am Mittwoch zu am Ufer der Krückau in Alveslohe. 1300 Schüler, dazu Lehrer, helfende Eltern sowie Umweltschützer verschiedener Organisationen wimmelten wohlorganisiert durcheinander. Mitten unter ihnen Landesumweltminister Robert Habeck und Bildungsstaatssekretär Dirk Loßack.

Der Minister zog sich sein Jackett aus, krempelte die Ärmel hoch und griff mit umstehenden Schülern des Uetersener Ludwig-Meyn-Gymnasiums zum Spaten. Gemeinsam pflanzten sie an nur einem Vormittag 10.000 Bäume. So wuchs der Auwald an der Krückau um 7,5 Hektar auf jetzt 26 Hektar.

Diese Pflanzaktion war eine logistische Meisterleistung. Vom Sanitätsdienst über das Aufstellen von Dixi-Toiletten und Ausweisen von Parkplätzen bis hin zur Verpflegung musste alles auf freiem Feld arrangiert werden. Zudem waren im Vorfeld nummerierte Pflanz-Areale abgesteckt worden, damit die riesige Schülerschar jeweils wusste, wo sie mit dem Spaten aktiv werden sollte.

Die jüngeren Kinder waren in Reisebussen von Uetersen aus nach Alveslohe kutschiert worden, andere Klassen kamen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wieder andere bewältigten den Weg in den Kreis Segeberg mit dem Fahrrad. Die Lehrer hatten die nicht einfache Aufgabe, alle ihre Schützlinge zu beaufsichtigen und niemanden im Gewimmel zu verlieren.

Die Jungpflanzen, die im Laufe von Stunden mit Feuereifer eingegraben wurden, waren in einer Baumschule aus Saatgut vom Krückau-Ufer gezogen worden. Dieses hatten die Schüler teils selbst mit dem Initiator der Aktion, dem ehemaligen Lehrer an dem Gymnasium Gerd Janssen, gesammelt. Vor allem Flatter-Ulmen sollen sich im Auwald wieder ansiedeln. Bei diesen handelt es sich um eine heimische Baumart. Die Schule engagiert sich seit 2002 in dem Projekt und ist Teil der Aktionsgemeinschaft Auwaldbildung, zu der sich der Gewässerpflegeverband Krückau-Pinnau und das Ludwig-Meyn-Gymnasium mit der Jägerschaft des Kreises Pinneberg, den Alvesloher Jägern, dem Gewässerverband Krückau und dem Abwasser-Zweck-Verband Südholstein zusammengeschlossen haben.

In den vergangenen Jahren haben die Schüler bereits 18 Hektar Auwald gepflanzt und einige Setzlinge sogar selbst in Blumentöpfen zu Hause gezogen. Initiator Janssen berichtete stolz, es seien erste Erfolge zu verzeichnen. Schwarzstorch, Fischotter, Forelle, Eisvogel und die Blauflügel-Prachtlibelle seien in den bereits bepflanzten Teilen an die Krückau zurückgekehrt. "Die Steigerung der Artenvielfalt ist jetzt schon sichtbar."

Das Umweltministerium fördert das außergewöhnliche Projekt mit Mitteln der Europäischen Union, des Bundes und des Landes zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. Aus diesem Anlass, und weil das Ludwig-Meyn-Gymnasium in diesem Jahr sein 90-jährige Bestehen feiert, bekamen die fleißigen Kinder Besuch vom Umweltminister und vom Staatssekretär. Beide lobten das Projekt in den höchsten Tönen. "Hier entsteht echte Natur, Nachhaltigkeit, die sich in Schülerköpfe pflanzt", sagte Staatssekretär Lossack. Und Minister Habeck erläuterte: "Was eigentlich eine Gesellschaft prägt, sehen wir hier. Die Aktion flößt mir tiefen Respekt ein."

Die 13 Jahre alte Seyma, die dem Minister junge Flatterulmen zum Einpflanzen reichte, brachte es auf den Punkt: "Gut, dass man nicht nur an die Schule denkt, sondern auch an die Umwelt." Ihre gleichaltrige Freundin Dilara sagte: "Ich würde gern sehen, wie das später hier aussieht, wenn die Bäume groß sind. Dann komme ich bestimmt wieder her."