Die Oldtimerschau zählt zu den Höhepunkten des Barmstedter Frühjahrsmarkts, der vom 20. bis 22. April rund um Reichenstraße und Marktplatz lockt.

Barmstedt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Den eleganten Formen des Rolls Royce, Typ Phantom 1, von 1926 mit der weltberühmten Kühlerfigur Emily auf der lang gezogenen, cremeweißen Motorhaube konnte Fritz Schröder, 72, einfach nicht widerstehen. "Ich entdeckte den Wagen eher zufällig in einem kleinen englischen Hafen", sagt der ehemalige Kapitän. Das war 1970. "Vier Jahre lang habe ich mit dem Eigentümer verhandelt. Dann gehörte der Rolls Royce mir." Trotz immenser Kosten - jedes Ersatzteil kostet ein kleines Vermögen - hält Schröder seiner großen Autoliebe die Treue. "Bei diesem Anblick habe ich heute noch Herzklopfen", sagt er.

Schröders charmantes Vehikel gehört zu den Hinguckern der Oldtimer-Schau am Sonntag, 21. April, ab 14 Uhr auf dem Barmstedter Frühjahrsmarkt. Von Sonnabend, 20. April, bis Montag, 22. April, lockt das Volksfest rund um Reichenstraße und Marktplatz mit einer Mixtur aus Jahrmarkt, verkaufsoffenem Sonntag (die Geschäfte öffnen von 12 bis 17 Uhr), Flohmarkt am Sonnabend und der Versteigerung von Fundsachen wie Fahrrädern und Portemonnaies am Montag, 22. April, ab 14 Uhr an der Marktsäule. Die Oldie-Meile an der Reichenstraße gehört zu den Publikumsmagneten des Frühjahrsmarkts, den die Stadt gemeinsam mit dem Handels- und Gewerbeverein Barmstedt veranstaltet.

Die Vorkriegsmodelle unter den Oldtimern werden allerdings nur dabei sein, wenn es nicht regnet. Nässe ist Gift für die hölzernen Gehäuse unter den edlen Blech- und Lederverkleidungen der empfindlichen Liebhaberstücke. "Bei Regen dürfen diese Oldtimer nicht gefahren werden, sonst kann sich das Holz verziehen und im schlimmsten Fall modern", sagt Jürgen Tiedemann, 72. Kaum jemand in der Region versteht so viel von den kostbaren Fahrzeugen wie der Kfz-Meister, Elmshorner Autohausbesitzer und langjährige Rennfahrer. Er nennt Dutzende dieser motorisierten Perlen auf zwei und vier Rädern sein eigen. Vom vanillegelben Ford A, Baujahr 1928, über einen himmelblauen "Sportprinzen", Baujahr 1959, der Marke NSU (Neckarsulmer Motorenwerke) bis zum 1980 gebauten knallroten Ferrari. Sein heimlicher Liebling aber ist grün, windschnittig, extrem selten und hat Flügeltüren: Den NSU Thurner hat er 1970/71 gemeinsam mit einem Freund im Allgäu entwickelt und eigenhändig montiert.

Tiedemann lebt sein Hobby, kennt quasi jede Abstandsbuchse persönlich. "Man muss sich damit befassen, sich für die Technik interessieren", sagt er. Mit 16 fuhr er die ersten Motorradrennen, 1958 und 59 gewann er die Norddeutschen Sandbahnmeisterschaften. Später sattelte er auf Autorennen um, startete mit dem NSU Rennprinzen in Hamburg-Farmsen und auf dem Hockenheimring. 1967 übernahm er Autowerkstatt und -handel von seinem Vater und begann, Oldtimer zu sammeln. Dabei faszinierten ihn das Restaurieren noch mehr als das Fahren, sagt Tiedemann. "Ich komme aus dem Handwerk, da ist es einfach reizvoll, alte Schätzchen herzurichten."

Das Fachwissen braucht er auch zum Fahren seiner Veteranen. Servolenkung? Bremskraftverstärker? Fehlanzeige. Stattdessen ist der gefühlvolle Einsatz von Zwischengas gefragt, um die betagten Getriebe bei Laune zu halten. Bevor Tiedemann endlich den Zündschlüssel im Ford A drehen kann, hat er ein ganzes Ballett von Benzinhähnen, Hand- und Fußgashebeln dirigiert. Erst dann springt der 85 Jahre alte Ottomotor knatternd an.

Nicht alle Oldtimerfans sind so lange dabei und so versiert wie Tiedemann. Trotzdem sind sie mit Leib und Seele ihrem Hobby verfallen. So begeistert sich Wilfried Ohmsen, 73, vor allem für die Rennfahrerei. Er gewann die ADAC-Oldtimermeisterschaft Schleswig-Holstein 2005 und 2006 mit einem NSU Rennprinzen von 1959. Jürgen Schwarz, 74, stolzer Besitzer eines halben Dutzends Vespa-Roller und eines tannengrünen MG-Cabrios von 1971 liebt neben den Spritztouren vor allem die Benzingespräche mit anderen Oldtimer-Fans. Harm Meyer-Goldenstädt, 76, nimmt für die Ausflüge mit seinem Roller der Marke Heinkel, Baujahr 1960, sogar in Kauf, dass er den Treibstoff extra mischen muss. Bleifreies Benzin ist dem coolen Klassiker einfach zu neumodisch.