Geschäftsführer setzt auf andere Ausrichtung des Lebenshilfeprojekts, um schwarze Zahlen zu schreiben

Appen/Pinneberg/Schenefeld . Noch liegt das neue Konzept für das Lebenshilfeprojekt in Appen nicht auf dem Tisch. Aber es wird daran gefeilt. Bereits jetzt ist klar: Es brechen andere Zeiten auf dem Schäferhof an. Daran lässt Michael Behrens, Geschäftsführer des Pinneberger Lebenshilfeverbundes, keinen Zweifel. Denn aus seiner Sicht führt an einer Umstrukturierung des integrativen Reitsportzentrums kein Weg mehr vorbei.

2009 wurde Projekt ins Leben gerufen. Seitdem schreibt das Reitsportzentrum, das bis zu 36 Menschen mit Behinderung Arbeit bietet, rote Zahlen. Damit ist für Behrens Schluss. "Ich mute dem Pinneberger Lebenshilfewerk nicht zu, die nächsten 20 Jahren dieses Minus zu tragen", erklärt er im Abendblatt-Gespräch und setzt mit Blick auf den benachbarten Lebenshilfeverein hinzu: "Ich mache nicht denselben Fehler wie Schenefeld."

Dort glich die Lebenshilfe jahrelang das Minus der angegliederten GmbH aus, für die Behinderte in den Bereichen Garten- und Landschaftsbau, Anzucht sowie Keramikwerkstatt arbeiteten. Als der Verein ins Trudeln kam, war die GmbH nicht mehr zu retten, man meldete Insolvenz an. Die dort betreuten 63 Menschen mit Behinderung müssen auf andere Werkstätten ausweichen.

Ein ähnliches Szenario will Behrens um jeden Preis verhindern. Für ihn steht im Vordergrund, das sich das Projekt selbst trägt. Um das zu erreichen, soll der Ertrag gesteigert werden. Die Mieten für die Pferdeboxen werden angehoben. Zudem holt Behrens eine Fachkraft auf den Hof, die die Leitung übernehmen und die zu hohen Ausgaben des Betriebes in den Griff bekommen soll. Behrens will keine Zahlen nennen, sagt aber, dass die Kosten für Energie und Material durch die Einnahmen nicht aufgefangen werden. Ständig brennendes Flutlicht, zu teurer eingekauftes Heu: Das soll die neue Fachkraft beheben und gleichzeitig das Image aufpolieren und Marke Schäferhof mit Veranstaltungen bekannter machen. Allerdings kommt die Fachkraft nicht allein, sondern mit 19 Pferden. Für die ließ Behrens einen Stallgang räumen. Plötzlich hatten Einsteller der ersten Stunde Kündigungen auf dem Tisch. Das sorgte für viel Wirbel auf dem Hof. Zudem droht dem therapeutischen Reiten das Aus. Petra Heidorn, die mit ihren sechs Pferden rund 120 Kinder betreut, kann die von Behrens geforderte Preiserhöhung von 100 auf 450 Euro pro Box nicht bezahlen. Für viele Reiter auf dem Schäferhof ist das ein Unding. Sie haben sich zusammengetan und appellierten in einem offenen Brief an Behrens, den Kurs zu ändern.

Doch der zeigt sich unbeeindruckt. Allerdings kündigt er für den 25. April eine Versammlung im Reitstall an, auf der über die geplanten Veränderungen, wie von den Reitern gefordert, informiert wird. Ein kleiner Hoffnungsschimmer für Heidorn: Behrens stellt ihr eine stufenweise Erhöhung der Boxenmiete in Aussicht.